Die Universität für angewandte Kunst Wien beleuchtet die Anfänge ihrer Kunstsammlung in den 1980er-Jahren

Mit der Ausstellung „Fernheilung“ reflektiert die Angewandte ihre Sammlungstätigkeit und thematisiert virulente Diskurse in der Kunstszene der 1980er. Eröffnung am 15. Oktober.

Mit der Ausstellung _Fernheilung – Die 1980er und frühen 1990er-Jahre im Zerrspiegel einer Sammlung_ blickt die Angewandte auf das künstlerische Geschehen in Wien in jenem Jahrzehnt, in dem ihre Sammlung gegründet wurde: Anhand von Werken aus dem Umfeld der damaligen Hochschule, von Dokumenten und ausgewählten Leihgaben entsteht ein Parcours, der wichtige Ereignisse der Kunstwelt, Ausstellungen, künstlerische Strömungen und Diskurse der Zeit in ihrem Zusammenhang erkennbar macht. Dabei werden die Praktiken von Lehrenden und Studierenden im Kontext des Ausstellungsgeschehens in Wien ebenso verortet wie in den internationalen Tendenzen der Zeit.

1980 von Oswald Oberhuber, dem damaligen Rektor, gegründet, versuchte die Sammlung der Universität für angewandte Kunst Wien von Beginn an, sich selbst in ihrer historischen Bedingtheit zu begreifen. Man sammelt zwar durchaus nach Lust und Laune, jedoch mit einem programmatischen Anspruch, der in Ausstellungen auch öffentlich zugänglich gemacht wird. Zunächst zielt das Programm darauf, den Kanon des 20. Jahrhunderts neu zu ordnen und zu bewerten, außerdem befasste es sich mit der in Österreich erst sehr spät beginnenden Aufarbeitung des Nationalsozialismus; und schließlich versucht es, das aktuelle Zeit- und Schulgeschehen (kunst-)historisch abzubilden.

Die Ausstellung _Fernheilung_ möchte an diese Programmatik anknüpfen, indem sie die Logik der Sammlung aufgreift: in der Art und Weise, wie sie den Sammlungskörper beschreibt, darin Akzente setzt, Korrekturen und neue Kontextualisierungen vornimmt. Die Sammlung der Angewandten bleibt sich treu, indem sie sich verändert. Somit entwirft die Ausstellung ein Bild der Sammlung, das gleichzeitig geschichtlich und gegenwärtig ist. Durch unterschiedliche, einander widerstrebende, ja widerstreitende Register von Zeitgenoss*innenschaft wird dieses Bild zum notwendig verzerrten Spiegelbild je eigener Blickregime, Wertformen und Betrachtungsweisen.

Entlang paradigmatischer Ausstellungen und Veranstaltungen wie _Design ist unsichtbar_ (Forum Design, Linz 1980), _Zeichen, Fluten, Signale_ (Galerie Nächst St. Stephan, Wien 1984), _Traum und Wirklichkeit. Wien 1870–1930_ (Künstlerhaus, Wien 1985), _Wittgenstein. Das Spiel des_ _Unsagbaren_ (Secession, Wien 1989) oder dem Symposium _Das ästhetische Feld_ (Angewandte, Wien 1992) werden Entwicklungen wie die Kanonisierung der frühen Wiener Moderne und die späte Auseinandersetzung mit der NS-Vergangenheit thematisiert. Die Ausstellung beleuchtet die gescheiterte Institutionalisierung von Praktiken der 1960er und 1970er-Jahre an der Hochschule, Medienkunst und Neo-Geo, sowie ihre Hinwendung zur Institutional Critique. Nachgezeichnet werden auch die intergenerationellen Kampfzonen und der lange Weg zur Internationalisierung des Kunstfeldes im Kontext der Angewandten.

Die Bestände der Kunstsammlung der Angewandten umfassen heute zahlreiche Objekte aus allen Bereichen der angewandten und bildenden Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts, insbesondere der Wiener Moderne. Dazu gehören Grafiken, Plakate, Möbel, Textilien, Fotografien, Keramiken, Gemälde, Objekte und Architekturmodelle von Fred Adlmüller, Friedrich Berzeviczy-Pallavicini, Friedl Dicker-Brandeis, Josef Hoffmann, Oskar Kokoschka, Anton Kolig, Maria Lassnig, Victor J. Papanek, Margarete Schütte-Lihotzky, Peter Weibel, der Wiener Werkstätte und des Wiener Kinetismus, sowie barocke und hausindustrielle Textilien aus historischen Lehrmittelsammlungen u.a.

Kuratiert von Robert Müller im Dialog mit Helmut Draxler

PRESSEFÜHRUNG am 15. Oktober 2025, 10 Uhr. Anmeldung unter presse@uni-ak.ac.at
16. OKTOBER 2025 – 31. JÄNNER 2026

Universität für angewandte Kunst Wien
Isabella Pohl, BA MA
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