
Neue Benziner: Die Bandbreite reicht vom Drei- bis zum Achtzylinder
39. Internationales Wiener Motorensymposium: Autohersteller geben jetzt richtig Gas
Wien (OTS) – Das Internationale Wiener Motorensymposium als weltweites Gipfeltreffen der Motorenexperten stellt so etwas wie eine Leistungsschau der internationalen Automobilindustrie dar. Neueste Erkenntnisse bei Forschung und Entwicklung werden dabei präsentiert. Besonders beeindruckend bei der derzeit im Kongresszentrum Hofburg Wien laufenden Tagung sind die Fortschritte bei den Ottomotoren, was Effizienz und Umweltverträglichkeit betrifft. Vom kleinen Dreizylinder bis zum bulligen Achtzylinder reicht die diesjährige Bandbreite neu vorgestellter Benzinmotoren. Wobei sich nicht ausschließlich Benzin im Tank befinden muss: Manche Hersteller nehmen das „Gas geben“ wörtlich und setzen auch auf Gas als alternative Energie.
Volkswagen und Ford: Erdgas und synthetisch hergestellte Gase
werden immer wichtiger
Der Volkswagen Konzern erwartet, dass Erdgas (CNG, Compressed Natural Gas) als Kraftstoff zukünftig an Bedeutung gewinnen wird. Zum einen wird Erdgas aus fossilen Quellen einen erheblichen Anteil der globalen Energieversorgung übernehmen, andererseits eröffnen synthetische gasförmige Kraftstoffe neue Chancen.
Konventionelle CNG-Kraftstoffe auf Basis von fossilem Erdgas bieten schon aufgrund ihrer chemischen Eigenschaften ein sehr großes Potenzial zur Reduktion von CO2-Emissionen. Ein zusätzliches, erhebliches CO2-Senkungspotenzial der CNG-Mobilität eröffnen die so genannten e-Fuels, also synthetische Kraftstoffe, die mittels Strom aus Wasser und Kohlendioxid hergestellt werden können. Wenn der Strom dabei aus regenerativen Quellen stammt, sind e-Fuels per Definition regenerative Kraftstoffe, übrigens auch, wenn sie aus Biomasse der zweiten Generation hergestellt werden.
Mit dem neuen 1,5l EA211 TGI evo stellte Volkswagen beim Wiener Motorensymposium nun ein weiteres Aggregat seiner CNG-Offensive vor, das auf den bivalenten Betrieb mit flüssigem (Benzin) und gasförmigem Kraftstoff (Erdgas) ausgelegt ist. Wie Dr. Wolfgang Demmelbauer-Ebner, VW-Entwicklungsleiter Ottomotoren, auf dem Symposium ausführte, erzielt der mit dem neuen Motor ausgestattete VW Golf TGI BlueMotion mit Erdgas eine Reichweite von 500 km, durch die Umschaltung auf Benzin kommen weitere 190 km dazu. Seine Leistung beträgt sowohl mit Gas als auch mit Benzin 96 kW (130 PS). Das maximale Drehmoment liegt bei 200 Nm. Der Golf TGI BlueMotion beschleunigt in 9,6 s von null auf 100 km/h und erreicht 206 km/h Höchstgeschwindigkeit. Im CNG-Betrieb beschränkt sich der durchschnittliche Verbrauch bei der Ausstattung mit Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe im NEFZ-Zyklus auf 3,4 kg/100 km, was CO2-Emissionen von 93 g/km entspricht.
Ford setzt mit dem in Wien präsentierten neuen MTDI-Motor auf die Gas-Direkteinspritzung, um ein hohes Drehmoment bei niedrigen Drehzahlen und ein sehr gutes dynamisches Motorverhalten zu erreichen. Die Abkürzung steht für Methane Turbo Direct Injection. Als Brennstoffe kommen Erdgas, Bio-Methan oder „Power-to-Gas“-Methan in Frage. Der Motor basiert auf dem neuen Ford 1,0L GTDI Ecoboost Dreizylindermotor, der Ende 2017 vorgestellt wurde. Anstatt der Einspritzung des Gases in das Saugrohr wird eine neu entwickelte Gas-Direkteinspritzung appliziert.
Wie Dipl.-Ing. Carsten Weber, Leiter Powertrain Research & Advanced Engineering bei Ford Europa, in seinem Vortrag ausführte, lassen auf der Basis eines 7-sitzigen Mittelklasse-Vans durchgeführte Versuche mit dem 110-kW-Motor CO2-Emissionen von 93 g/km im NEFZ erwarten, im höherlastigen WLTP-Zyklus 120 g/km.
Fiat-Chrysler und Hyundai-Kia: Die neuen kleinen High-Tech-Benzinmotoren
Durch thermodynamische Wirkungsgrade, die deutlich den Mitbewerb übertreffen, zeichnen sich nach den Worten von Dipl.-Ing. Carlo De Marino, Global Chief Engineer GSE Family, FCA Powertrain Engineering Torino, die Drei- und Vierzylindermotoren der neuen Motorenfamilie von Fiat-Chrysler aus. Die neuen GSE-Motoren T3 (Dreizylinder, 1 Liter, 88 kW) und T4 (Vierzylinder, 1,3 Liter, 132 kW) sind durch umfangreiche Verbesserungen im Vergleich zu ihren Vorgängern effizienter, stärker, leiser und leichter geworden. Da die Motoren erwartungsgemäß über 2025 hinaus in Verwendung stehen werden, ist besonderes Augenmerk auf die Erfüllung der RDE-Bestimmungen (Real Driving Emissions) gelegt worden. Um die bei Direkteinspritzern besonders kritischen Partikelemissionen in allen Fahrbereichen in den Griff zu bekommen, sind die Motoren mit großvolumigen Benzin-Partikelfiltern ausgerüstet.
Der südkoreanische Hersteller Hyundai-Kia plant die nächste Generation von Antriebssträngen der neu entwickelten 1.6l MPI und Turbo-GDI Motoren unter dem Markennamen SmartStream einzuführen. Als erstes Unternehmen weltweit implementiert Hyundai-Kia eine neue Technologie in diese neuen Motoren, die eine kontinuierlich variable Ventilöffnungsdauer (CVVD) ermöglicht, um Kraftstoffverbrauch und Emissionen zu senken, sagte Motorenentwickler JinYong Kim in seinem Vortrag. CVVD und die innovative Niederdruck Abgasrückführung (LP-EGR) wird in naher Zukunft in Konzernfahrzeugen zur Verfügung stehen und unter anderem zu einem rund zehnprozentigen Verbrauchsrückgang führen.
Audi und BMW: Highlights mit großem Volumen
Nicht nur im unteren Register, sondern auch im oberen Bereich der Motorenvielfalt demonstrierte die Automobilindustrie beim Wiener Motorensymposium ihre Innovationskraft. So präsentierte etwa Audi die Weiterentwicklung des neuen V6-TFSI-Motors als „nächsten Meilenstein der TFSI-Technologie“. Mit dem neuen 2.9l-V6-TFSI-Motor mit Biturboaufladung im neuen RS 5 bringt Audi das bislang stärkste und emotionalste V6-Aggregat der neuen V6-Ottomotorenfamilie in Serie. Mit 331 kW und 600 Nm ermöglicht der Motor exzellente Fahrleistungen bei gleichzeitig niedrigem Kraftstoffverbrauch, betonte Dipl.-Ing. Jürgen Königstedt, Audi-Entwicklungsleiter V-Ottomotoren. Der 2.9l-V6-TFSI ist zudem für eine Erweiterung um zwei wichtige Technologiebausteine zur Realisierung einer Hybridisierung vorbereitet, den elektrisch angetriebenen Verdichter und einen 48V-Riemenstartergenerator. So aufgerüstet, kombiniert der neue Sechszylinder laut Dipl.-Ing. Königstedt Fahrleistungen der Achtzylinder-Liga mit einem äußerst geringen Kraftstoffverbrauch und das bei einem deutlich reduzierten Motorgewicht und Packagebedarf.
Uneingeschränkt und ohne jeden Abstrich Fahrleistungen der Achtzylinder-Liga bietet jedenfalls BMW mit seinem neuen motorischen Highlight – gehört dieses doch dem elitären Klub der Achtzylinder tatsächlich an. Der V8-Ottomotor mit 4,4 Liter Hubraum beeindruckt mit einer herausragenden Leistung von 390 kW und einem bärigen Drehmoment von 750 Nm – bei gleichzeitiger Erfüllung aller weltweit gültigen Emissionsvorschriften, beeilt sich BMW-Techniker Dr.-Ing. Joachim Hahn, Leiter Konstruktion V-Motor, hinzuzufügen. Hierzu sind umfangreiche Maßnahmen am Grundmotor, wie zum Beispiel die Einführung eines Zylinderkurbelgehäuses mit eisenbeschichteten Laufbahnen, die Verwendung grafitbeschichteter Kolben und hochfester Hauptlagerschalen umgesetzt worden. Um ein hinsichtlich Leistung und Rohemissionen optimales Brennverfahren zu ermöglichen, wurden die Ansaugluftführung, die vergrößerte Aufladegruppe, das 350 bar Kraftstoffsystem sowie die Zündung vollständig neuentwickelt und abgestimmt. Das Abgas wird mit einer Kombination aus Drei-Wege-Katalysatoren und Ottopartikelfiltern nachbehandelt, erläuterte Dr.-Ing. Hahn. Das neue Spitzenaggregat wird im Stammwerk München produziert und ist für verschiedene Varianten der BMW-Luxus-und Oberklasse vorgesehen.
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