80 Jahre Novemberpogrom: „Universum History“ dokumentiert „Die Nacht des Terrors“

Am 9. November um 22.35 Uhr in ORF 2, danach: „Schindlers Liste“

Wien (OTS) – Mit den Novemberpogromen am 9./10. November 1938 begann
die systematische Vertreibung, Enteignung und Vernichtung der
jüdischen Bevölkerung in der Zeit des Nationalsozialismus. Im Rahmen
des ORF-Programmschwerpunkts „80 Jahre Novemberpogrom“ rekonstruiert
„Universum History“ am Freitag, dem 9. November 2018, um 22.35 Uhr in
der ZDF/ORF-Koproduktion von Peter Hartl und Gordian Maugg „Die Nacht
des Terrors“ aus der Sicht von Augenzeugen auf Opfer- und Täterseite.
Um 23.20 Uhr steht mit „Schindlers Liste“ das vielfach Oscar-gekrönte
Meisterwerk von Steven Spielberg auf dem Programm von ORF 2.

„Universum History: Die Nacht des Terrors“ – 22.35 Uhr, ORF 2

In der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 begann mit den
Novemberpogromen im Deutschen Reich die systematische Verfolgung,
Enteignung und Vernichtung der jüdischen Bevölkerung. „Die einzige
Erkenntnis war, dass wir nichts mehr zu hoffen hatten in diesem Land.
Dass wir möglichst schnell raus mussten. Und nur weg, nur Leben
retten“ – so der Eindruck des damals 16-jährigen Georg Stefan Troller
in Wien. Troller, bekannt als Fernsehautor, u. a. der
Axel-Corti-Trilogie „Wohin und zurück“, ist einer der Zeitzeugen der
ZDF/ORF-Koproduktion. Für den Sohn eines Wiener Pelzhändlers begann
die Verfolgung mit dem „Anschluss“: Er wurde aus der Schule
ausgeschlossen, die Firma seines Vaters wurde arisiert. Während des
Novemberpogroms beobachtete er als Buchbinderlehrling aus einer
Werkstatt, wie auf dem Hof der benachbarten Polizeiwache internierte,
meist ältere jüdische Männer von SA-Männern systematisch drangsaliert
und gedemütigt wurden.

Auf Geheiß der NS-Führung wurden vom 9. November 1938 an rund 400
Menschen erschossen, erschlagen oder in den Tod getrieben, nur weil
sie Juden waren. 30.000 Männer wurden ins Konzentrationslager
deportiert, Frauen, Kinder, Greise gequält und gedemütigt. Die
staatlich angestifteten Täter verwüsteten 1.400 Synagogen und setzten
sie in Brand – allein in Wien wurden 42 Tempel zerstört. Wien wurde
zu einem Zentrum der Ausschreitungen – die antisemitischen
Gewalttaten, die im März 1938 mit dem „Anschluss“ begonnen und sich
seitdem kontinuierlich gesteigert hatten, verliefen hier besonders
willkürlich und brutal.

„Auf einmal war uns klar geworden, das war ein absoluter Bruch hier
in unserem Leben und man musste neu anfangen, man musste mit nichts
neu anfangen. Das war’s.“ Troller überstand das Novemberpogrom in
einem Versteck, sein Vater kam ins Konzentrationslager. Später gelang
Troller die Flucht in die USA. Mit den US-Truppen kam er nach Europa
zurück und war als einer der ersten GIs im unmittelbar zuvor
befreiten KZ Dachau.

Die Dokumentation beschreibt die Ereignisse aus dem Blickwinkel von
Beteiligten und Beobachtern aufseiten der Opfer und der Täter.
Beklemmende, teils unveröffentlichte Archivaufnahmen vermitteln ein
Bild von Gleichgültigkeit und Zustimmung zu den beispiellosen
Vorgängen. Spielszenen geben wieder, was Menschen damals erleiden
mussten und wie sie in den Sog der Gewalt gerieten. Wie war ein
derartiger Exzess der Gewalt gegen Mitbewohner, frühere
Arbeitskollegen, Nachbarn in einem zivilisierten Land möglich? Was
trieb die Täter an, die meist aus der Mitte der Gesellschaft kamen?
Wie erlebten die unmittelbar Betroffenen den archaischen Sturm der
Erniedrigung und Verfolgung, der kalt-kalkulierend auf die
Vertreibung und Enteignung der gesamten jüdischen Bevölkerung in
Deutschland zielte?

Der Schauspieler Günter Lamprecht, bekannt als Franz Biberkopf in
„Berlin Alexanderplatz“ und „Tatort“-Kommissar, geriet damals selbst
unvermittelt in den Strudel der Ereignisse. Und kann es bis heute
nicht fassen, was in jenem November 1938 geschah. Als achtjähriger
Bub, Sohn eines SA-Manns in Berlin, war er dabei, als das Geschäft
eines jüdischen Tabakhändlers geplündert wurde. Nicht ohne
beklemmende Gefühle – doch sein Freund, die Erwachsenen um ihn,
selbst die Polizei, sie alle befürworteten die Übergriffe gegen die
jüdische Bevölkerung. Erst mit dem Abstand vieler Jahre realisierte
er, in welch verkehrter Welt er damals großgeworden ist.

„Schindlers Liste“ – 23.20 Uhr, ORF 2

1939 wird Krakau von den Nationalsozialisten besetzt. Durch gute
Beziehungen zum Militär kann der deutsche Industrielle Oskar
Schindler (Liam Neeson) jüdische Arbeitskräfte in seiner Fabrik
beschäftigen. Bald folgt der Kriegsgewinnler aber seinem Gewissen und
nimmt sich der schutzbedürftigen Menschen an. Mit Hilfe einer Liste
seines Buchhalters Itzhak Stern (Ben Kingsley) versucht er, sie vor
ihrem Schicksal im Konzentrationslager zu bewahren.

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