
Themenschwerpunkt zu Wien 1918 nun online
Wien (OTS) – Auf den Schrecken des Ersten Weltkriegs und den Zerfall
der Habsburgermonarchie folgte vor 100 Jahren die Ausrufung der
Republik. Das Wiener Stadt- und Landesarchiv widmete diesem
demokratiehistorisch so bedeutenden Ereignis einen Themenschwerpunkt
im Wien Geschichte Wiki und zeigt, wie sich diese turbulente Phase
auf die Stadt Wien auswirkte.
Zwtl: Kriegsende, Hunger und Seuchen
Das letzte Kriegsjahr war in Wien durch eine Verschärfung der
anhaltenden Versorgungskrise gekennzeichnet: Nahrungs- und Heizmittel
waren äußerst knapp und nur durch nächtelanges Anstellen oder zu
stark überhöhten Preisen am Schwarzmarkt zu haben. Zunehmend trafen
Unterernährung und Hunger auch die Arbeiterinnen und Arbeiter in den
Rüstungsbetrieben. Diese Not führte vom 16. bis 21. Jänner und 17.
bis 26. Juni zu großen Streikbewegungen, deren Erfolg aber äußerst
gering ausfiel, da es generell an Nahrungsmitteln fehlte. Ab
September 1918 wurde auch noch die „Spanische Grippe“ eingeschleppt,
die im Oktober ihren Höhepunkt erreichen sollte. Sie forderte
zwischen 6.000 und 8.000 Opfer, unter denen sich auch prominente
Namen wie Egon Schiele befinden.
Zwtl: Feierliche Ausrufung der Republik
Während die Inflation immer größere Dimensionen annahm und im
Oktober das 14fache des Vorkriegspreisniveaus erreichte, bot das
Völkermanifest von Kaiser Karl vom 16. Oktober den legalen Anlass zum
Zusammentreten der Provisorischen Nationalversammlung am 21. Oktober
im Niederösterreichischen Landhaus. Diese beschloss am 30. Oktober
die Konstituierung des neu zu gründenden Staates „Deutschösterreich“.
Doch erst der Verzicht Kaiser Karls auf die Führung sämtlicher
Amtsgeschäfte machte den Weg für die feierliche Ausrufung der
Republik am 12. November frei. Auf Grund eines kommunistischen
Störversuchs brach unter den etwa 250.000 Teilnehmern an der Feier
vor dem Parlament eine Panik aus, ein Schusswechsel forderte zwei
Todesopfer.
Bereits am 3. November hatten sich in Wien Soldatenräte konstituiert,
die aus Wahlen unter den heimkehrenden Soldaten hervorgingen.
Unterstaatssekretär Julius Deutsch versuchte durch die Aufstellung
einer „Volkswehr“ mit primär sozialdemokratischen Parteigängern die
militärische Kontrolle über die Stadt zu erlangen, was nur
eingeschränkt gelang. Mittlerweile kamen hunderttausende
Kriegsheimkehrer über die Wiener Bahnhöfe wieder nach Hause.
Zwtl: Auf das Kriegsende folgt die Krise
Da Industrie-, Gewerbe- und Handelsbetriebe mangels Rohstoffen nur
wenig produzieren konnten, blieben viele von ihnen ohne Arbeit. Die
Regierung versuchte die Menschen durch Auszahlung von
Arbeitslosenunterstützungen zu besänftigen, doch die Versorgungslage
wurde immer trostloser. Erst gegen Jahresende trafen
Lebensmittellieferungen aus der neutralen Schweiz in Wien ein.
In der Stadt befanden sich zudem noch rund 30.000 zumeist jüdische
Kriegsflüchtlinge. Zu ihnen stießen Pogromflüchtlinge aus Osteuropa.
Sie lebten unter miserablen hygienischen Bedingungen in
Kellerwohnungen und anderen Elendsquartieren und waren zudem einer
Welle des Antisemitismus unter der einheimischen Bevölkerung
ausgesetzt.
Wien 1918 im Wien Geschichte Wiki:
https://www.geschichtewiki.wien.gv.at/Wien_1918
Mag. Hannes Tauber, MA
Magistratsabteilung 8
Wiener Stadt- und Landesarchiv
Gasometer D, Guglgasse 14, 1110 Wien
Postanschrift: 1082 Wien, Rathaus
Tel.: (+43 1) 4000 84839
hannes.tauber@wien.gv.at
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