
Österreichs Wohlstand leidet unter Umwelt und Bodenverbrauch
Projekt Statistik Austria: Flächeninanspruchnahme wird negativ gesehen
Wien (OTS) – Die Statistik Austria hat heuer wie in den Jahren davor
gefragt „Wie geht’s Österreich?“. Die Antwort lautet: Im Wesentlichen
materiell gut, aber im Umweltbereich könnte es viel besser gehen.
Neben dem Anstieg der Treibhausgasemissionen und des
Energieverbrauchs – hier ist insbesondere der Verkehr zu nennen –
wird auch die zunehmende Verbauung als negativ bzw. problematisch
beurteilt. Die Österreichische Hagelversicherung warnt bereits seit
längerem vor den fatalen Auswirkungen des unkontrollierten
Bodenverbrauchs in Österreich.
Pesendorfer: Die Flächeninanspruchnahme stieg seit 2001 um 25
Prozent
Die Flächeninanspruchnahme ist ein wesentlicher Indikator für die
Dimension „Ressourcen“. Dieser Schlüsselindikator zeigt, wie sich die
Flächennutzung für Bau, Verkehr und sonstige Zwecke (z. B. Freizeit
oder Abbau von Stoffen) entwickelt. Dazu Dr. Konrad Pesendorfer,
Generaldirektor der Statistik Austria: „Die verbaute Fläche nahm von
2001 bis 2017 um rund 25 Prozent zu. Das entspricht einem Plus von
rund 1.132 km² (= 113.200 Hektar oder umgerechnet rund 2,5 Mal die
Landesfläche Wiens). Damit wuchs die Beanspruchung von Flächen seit
2001 deutlich schneller als die österreichische Bevölkerung (+9,1%)
“. Ein folgenschweres Umweltproblem ist dabei die fortschreitende
Bodenversiegelung, also die Abdeckung des Bodens durch
wasserundurchlässige Schichten, etwa Asphalt. Der Anteil der
versiegelten Flächen an den Siedlungs- und Verkehrsflächen in
Österreich betrug 2017 rund 41 Prozent. „Der kontinuierliche Anstieg
der Flächeninanspruchnahme seit 2001 durch Bau-, Verkehrs- und
sonstige Flächen wird von unserem unabhängigen Bewertungsteam für
‚Wie geht’s Österreich?‘ als negativ erachtet“, so Pesendorfer.
Weinberger: Ziel der Nachhaltigkeitsstrategie klar verfehlt
„Als Naturkatastrophenversicherer fordern wir einen bewussteren
Umgang mit unserer natürlichen Ressource Boden. Weniger Äcker und
grüne Wiesen bringen schwerwiegende Konsequenzen mit sich“, stellt
Dr. Kurt Weinberger, Vorstandsvorsitzender der Österreichischen
Hagelversicherung, fest. Durch den Verlust von Boden (im Schnitt der
letzten 10 Jahre 20 Hektar oder 30 Fußballfelder pro Tag) gefährden
wir die Lebensmittelversorgung, tausende Arbeitsplätze, Österreich
als attraktives Tourismusland und nehmen zudem das Risiko weiterer
Wetterextreme, wie Hochwasser und Überschwemmung, in Kauf. „Der
Bodenverbrauch konnte zwar mittlerweile auf rund 20 Fußballfelder
reduziert werden. Wir liegen aber noch immer um den Faktor 5 über dem
Ziel der österreichischen Bundesregierung aus dem Jahr 2002 mit 2,5
Hektar pro Tag, das wären rund 4 Fußballfelder pro Tag“, gibt
Weinberger zu bedenken. Dass dieses Thema der breiten Bevölkerung ein
Anliegen ist, zeigen auch die Ergebnisse einer market-Umfrage: 84
Prozent aller Befragten möchten keine rasant fortschreitende
Verbauung des Landes. 4 von 5 Befragten sprechen sich für gesetzliche
Beschränkungen aus.
Österreich ist Europameister bei der Verbauung
Dabei ist unser Land Europameister im negativen Sinn. Nirgends
gibt es derart viele Einkaufszentren, Parkplätze, Straßen und
leerstehende Industrie- und Gewerbeimmobilien wie in Österreich. Im
ländlichen Raum wird die Zersiedelung der Orte vorangetrieben und
Ortskerne vergreisen. Flächen, die versiegelt sind, können kein
Wasser aufnehmen und kein CO2 speichern. Überschwemmungs- und
Dürreschäden nehmen zu, das hat auch das heurige Jahr zum Leidwesen
der Landwirtschaft gezeigt.
Maßnahmenbündel für weniger Bodenverbrauch
Um den rasanten Bodenverbrauch einzudämmen, muss ein Bündel an
Maßnahmen umgesetzt werden.
Umsetzung des Masterplans für den Ländlichen Raum: Beschränkung des Bodenverbrauchs auf 2,5 Hektar pro Tag
Revitalisierung leerstehender Industrie-, Gewerbe- und Wohnimmobilien – laut Umweltbundesamt haben wir in Österreich davon 40.000 Hektar und somit ungefähr die Fläche der Stadt Wien
Einrichtung einer österreichweiten Leerstandsdatenbank
Innenentwicklung vor Außenentwicklung: Baulandausweisungen sollen nur noch dann genehmigt werden, wenn die betreffende Gemeinde nachweisen kann, dass keine angemessenen Innenentwicklungspotentiale verfügbar sind
Obergrenzen für Flächeninanspruchnahme
Schutz besonders wertvoller landwirtschaftlicher Agrarflächen (landwirtschaftliche Vorrangflächen)
Vermehrt in die Höhe bzw. in die Tiefe bauen
Ausbau des öffentlichen Verkehrs, da dieser weniger Flächen in Anspruch nimmt
Kommunalsteuer als Landessteuer
„Der gegenwärtige Bodenverbrauch gefährdet die Lebensgrundlagen
der nächsten Generationen. Wir fordern daher eine Korrektur der
Bodenpolitik und eine Reform der Raumordnung“, appellieren
Weinberger und Pesendorfer an die politischen Entscheidungsträger.
Statistik Austria
Mag. Alexandra Wegscheider-Pichler
Leiterin Stabsstelle ‚Analyse‘ Statistik Austria
+43 1 711 28-7916
alexandra.wegscheider-pichler@statistik.gv.at
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Österreichische Hagelversicherung VVaG
Dr. Mario Winkler
Pressesprecher
+43 1 403 16 81-42
m.winkler@hagel.at
www.hagel.at
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