
Wirtschaftskammer: Fachkräftemangel als größte Herausforderung
Wirtschaftsparlament I
Eisenstadt (OTS) – Heute trafen sich die Delegierten zum
burgenländischen Wirtschaftsparlament in Eisenstadt. Im Fokus stand
dabei: Fachkräftemangel und bessere Rahmenbedingungen für Burgenlands
Unternehmen.
„Das Burgenland ist ein Bundesland mit besonderen Bedürfnissen“,
erklärte Wirtschaftskammer-Präsident Peter Nemeth anlässlich der
Tagung: „Das Burgenland ist nicht einmal 100 Jahre ein Teil der
Republik Österreich, ist lange und schmal und hat rund 8 Milliarden
Euro Bruttowertschöpfung. Wäre das Burgenland ein Unternehmen, läge
es damit etwa auf Platz 7 der umsatzstärksten Unternehmen
Österreichs. Hinter Porsche, OMV, Spar usw.“, skizzierte
Wirtschaftskammer-Präsident Peter Nemeth die Situation des
Burgenlandes anlässlich der Sitzung des Wirtschaftsparlamentes in der
Wirtschaftskammer Burgenland in Eisenstadt.
Nemeth verwies auf den Aufschwung durch die Einstufung als Ziel
1-Gebiet: „Bis heute unterstützte die EU rund 150.000 Projekte im
Burgenland. Die Palette reichte von Aus- und Weiterbildung über
Förderungen für die Landwirtschaft bis zu großen
Infrastrukturprojekten und der Ansiedelung von Leitbetrieben.
Insgesamt gab es bisher ein Investitionsvolumen von vier Milliarden
Euro.“
Aber, so erklärt Nemeth: „Das war kein Geschenk, keine Almosen für
das kleine Geschwisterlein. Nein. Das Burgenland hat aufgeholt und
ist heute ein erfolgreiches Bundesland, ein guter Boden, um zu leben
und zu arbeiten.“
Untrennbar verbunden mit dem Aufschwung des Burgenlands sind die
rund 20.000 Unternehmen mit ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.
Sie investieren, bilden aus, zahlen Steuern, sichern Arbeitsplätze,
exportieren und finanzieren Infrastruktur und Sozialsystem, so Nemeth
und erklärt: „Unser Ansatz als Wirtschaftskammer ist es, für die
burgenländischen Unternehmerinnen und Unternehmer zu arbeiten und für
die besten Rahmenbedingungen zu kämpfen.“
Zwtl.: Herausforderung Fachkräftemangel
Überbordende Bürokratie, Überregulierung, hohe Lohnnebenkosten –
das sind einige Punkte die seit Jahren thematisiert, aber nicht
angegangen wurden. Nemeth zeigt sich zufrieden: „Das ist nun anders.
Die Regierung Kurz geht das jetzt an. Heilige Kühe – werden zwar
nicht geschlachtet – aber zumindest auf die Weide geführt und dort –
wo sie viel zu viel Speck angesetzt haben – ordentlich bewegt.“
Ein weiterer Punkt, der die heimische Wirtschaft belastet, ist der
Fachkräftemangel.
Über 70 % der burgenländischen Dienstgeberbetriebe leiden bereits jetzt stark unter dem Fachkräftemangel.
Knapp 49 % müssen Teile ihrer Produktion aufgrund fehlender Fachkräfte auslagern.
75 % beklagen eine gesunkene Qualität bei den Bewerbungen.
Seitens der Wirtschaftskammer wurde ein Fachkräfte-Radar ins Leben
gerufen. Dieses Programm ruht auf 5 Säulen:
1. Qualifizierung. Hier geht es etwa um die Definition von
verpflichtenden Bildungszielen und die Stärkung des dualen
Ausbildungssystems. „Wir brauchen die besten und fähigsten
Jugendlichen als Lehrlinge!“, so Nemeth.
2. Eine effizientere Personalvermittlung.
Beschäftigungsanreize müssen ausgebaut werden. Jobs statt
Transferleistungen heißt hier die Devise. Es müssen auch die
Zumutbarkeitsbestimmungen angepasst werden und das AMS muss die
Aktivitäten zur überregionalen Vermittlung verstärken.
3. Vereinbarkeit von Familie und Beruf: Die Vereinbarkeit von Beruf
und Familie ist trotz bisherigem Ausbau des Kinderbetreuungsangebots
in Österreich für viele Menschen eine Herausforderung. Es fehlen hier
einheitliche Qualitätsstandards und es gibt auch keinen Überblick
über verfügbare Betreuungsplätze in der Nähe. Bessere
Vereinbarkeits-Rahmenbedingungen unterstützen Betriebe dabei,
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu finden und diese auch an das
Unternehmen zu binden.
4. Zuwanderungspotentiale nutzen: Können Betriebe ihren
Fachkräftebedarf nicht im Inland stillen, müssen sie auf Personen aus
dem Ausland zugreifen können. Dies erfordert eine gezielte
Zuwanderungsstrategie.
5. Gesundheit und Arbeitsfähigkeit erhalten: Viele Menschen mit
Krankheiten nehmen heute nicht am Erwerbsleben teil oder scheiden zu
früh aus. Mit dem sinnstiftenden und gesundheitsfördernden Aspekt der
Arbeit können neue Potenziale erschlossen werden. Hier wollen wir die
Stärkung von Prävention und gesundheitsfördernden Maßnahmen, den
Ausbau der steuerlichen und sozialversicherungsrechtlichen Befreiung
von gesundheitsfördernden Maßnahmen, die Möglichkeit einer
tätigkeitsbezogenen Krankschreibung für Phasen kürzerer Krankenstände
sowie stärkere Anreize für das Weiterarbeiten ab Erreichen des
Regelpensionsalters.
Zwtl.: Zukunftspartnerschaft
Mit dem Anspringen der Konjunktur haben viele Unternehmen ihren
Mut wiedergefunden und investieren in neues Wachstum. Nach zehn
Jahren konstanter Talfahrt ist Österreich in Sachen
Wettbewerbsfähigkeit endlich wieder auf der richtigen Spur. Die
Bundesregierung hat sich die richtigen Kapitel aus dem
Standortprogramm der Wirtschaftskammer vorgenommen:
Arbeitszeitflexibilisierung, Entbürokratisierung und steuerliche
Entlastung, letzteres ist uns für 2020 versprochen.
„Dass nicht alle damit umgehen können, liegt in der Natur der
Sache. Dass wir aus einer Sozialpartnerschaft eine
Zukunftspartnerschaft formen müssen, sehen wir als wichtige Aufgabe.
Dass Agitieren, Streiken und Panik machen aber die falschen Signale
sind, liegt auf der Hand“, erklärt Nemeth in Richtung Arbeiterkammer
und Gewerkschaften.
Wirtschaftskammer Burgenland
Dr. Harald Schermann
T 05 90907 4510
E harald.schermann@wkbgld.at
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