
WWF-Analyse: Neues Seilbahn-Programm ermöglicht Raubbau an der Natur
Neue Zahlen zeigen: Programmentwurf würde Natur und Umwelt in Tirol massiv belasten – WWF fordert echte Reform statt rein kosmetische Änderungen – Endausbaugrenzen wichtiger denn je
Innsbruck, 17. November 2018 (OTS) – Auf Basis einer aktuellen
Analyse warnt der WWF Österreich die schwarz-grüne Tiroler
Landesregierung vor einem Durchwinken des umstrittenen Seilbahn- und
Schigebietsprogramms. „Rein kosmetische Änderungen sind definitiv zu
wenig. Dieses Programm muss völlig neu gedacht werden, damit es kein
umweltschädlicher Turbo für neue Großprojekte wird. Denn damit würde
der Bodenverbrauch in Tirol drastisch erhöht“, sagt Josef Schrank vom
WWF Österreich. Der Landschaftsökologe der Naturschutzorganisation
verdeutlicht die Folgen des Programmentwurfs in neuen Zahlen: 140
Quadratkilometer heute noch naturbelassene Landschaftsräume könnten
im Rahmen von Zusammenschlüssen seilbahn- und schitechnisch verbaut
werden. Die Neuerschließung von bis zu 63 Gebirgskämmen und
Bergrücken sowie 23 Tälern wäre grundsätzlich zulässig. In den davon
betroffenen Naturräumen befinden sich rund 400 Quadratkilometer
Bergwald, 200 Quadratkilometer natürliche alpine Matten, 100
Quadratkilometer Wiesen und Weiden. Außerdem liegen hier zahlreiche
Kernlebensräume von Murmeltier, Auerhuhn oder Steinbock sowie
beispielsweise 26 Moore, die nicht nur wichtige Lebensräume, sondern
auch große CO2-Speicher sind. Ebenfalls erfasst wären 95 Kilometer
noch intakte Fließgewässer.
Klare Endausbaugrenzen statt Raubbau an Natur und Umwelt
Schon jetzt gibt es in Tirol 93 Schigebiete, über 1.000 Liftanlagen,
3.500 Pistenkilometer, fast 5.000 Hektar technisch beschneite Fläche,
125 Speicherteiche, 18,5 Millionen Kubikmeter genehmigte
Wasserentnahme zur Beschneiung. „Daher muss ein neues Programm klare
Endausbaugrenzen enthalten. Alles andere bedeutet zu viel
Naturbelastung, gerade vor dem Hintergrund, dass in den vergangenen
fünf Jahren 99 Prozent aller Bescheide zum Bau von
Schigebietsinfrastruktur genehmigt wurden“, sagt Schrank unter
Verweis auf Angaben der Umweltanwaltschaft. Anders als bisher müssen
bei einer Neuverhandlung des Programms eine echte Einbindung und ein
ehrlicher Dialog aller Stakeholder gegeben sein.
Die Tiroler Politik steht jedenfalls vor einer entscheidenden
Weichenstellung: „Inmitten der Klimaerwärmung weiter auf die
unsichere Karte Schitourismus setzen und etliche ökologische Krisen
riskieren – oder doch noch die Reißleine ziehen und eine nachhaltige
Raumentwicklung für Mensch und Natur gewährleisten. Genau darum geht
es jetzt, um die Seele der Alpen zu schützen“, bekräftigt WWF-Experte
Schrank.
Gemeinsam mit Alpenverein und Naturfreunden setzt sich der WWF
Österreich für den Erhalt der letzten unberührten Naturräume
Österreichs ein. Unterschriften dafür sind online auf der Seite
[www.seele-der-alpen.at] (http://www.seele-der-alpen.at) möglich.
Gerhard Auer, Pressesprecher WWF Österreich, Tel.: 0676 83 488 231, E-Mail: gerhard.auer@wwf.at
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