Erster HI-Patientenbericht zeigt: Jeder 2. Patient hat vor Diagnose noch nie etwas über Herzinsuffizienz gehört

Awareness und Therapietreue sind ausschlaggebend für bessere Lebensqualität

Wien (OTS) – Herzinsuffizienz (HI) ist eine ernstzunehmende
Erkrankung, die unbehandelt zum Tod führt. Obwohl in Österreich
jährlich mehr als 14.000 Todesfälle aufgrund von Herzinsuffizienz
verzeichnet werden (1) und derzeit rund ein bis zwei Prozent der
Bevölkerung (2) an dieser schwerwiegenden chronischen Erkrankung
leiden, wird Herzinsuffizienz – auch als Herzschwäche bezeichnet – in
der breiten Öffentlichkeit noch immer unterschätzt. Um dem
entgegenzuwirken, wird erstmals ein österreichischer Patientenbericht
zu Herzinsuffizienz erstellt. Die Ergebnisse der Befragung von
HI-Patientinnen und Patienten über deren Wünsche und Anforderungen
wurden heute im Rahmen einer Pressekonferenz mit Univ.-Doz. Dr.
Martin Hülsmann, Leiter der Herzinsuffizienz-Ambulanz des AKH Wien
und Leiter der Arbeitsgemeinschaft Herzinsuffizienz der
Österreichischen Kardiologischen Gesellschaft (ÖKG), der
niedergelassenen Kardiologin und Internistin Dr. Heidemarie Prager,
der Wiener Patientenanwältin Dr. Sigrid Pilz und Christian Fabi,
HI-Patient, präsentiert.

Univ.-Doz. Dr. Martin Hülsmann, Leiter der
Herzinsuffizienz-Ambulanz des AKH Wien, betonte, dass die chronische
Herzinsuffizienz mit einer Häufigkeit von etwa zwei Prozent der
erwachsenen Bevölkerung und einer 50-prozentigen Sterblichkeit in
fünf Jahren eine große Herausforderung darstelle. Sie sei somit
gleich häufig wie ein Myokardinfarkt, übertreffe aber viele bösartige
Tumore in ihrer Gefährlichkeit. „Wenn auch große Therapiefortschritte
in den letzten 30 Jahren erzielt werden konnten, so ist die
Erkrankung immer noch nicht in den Köpfen der Betroffenen und
Verantwortungsträger angekommen“, hob der Leiter der
Arbeitsgemeinschaft Herzinsuffizienz der ÖKG hervor, denn „die
Befragung der Patientinnen und Patienten ergab, dass die Hälfte von
dieser Form der Erkrankung erst durch ihre eigene Diagnosestellung
erfahren hatte. Darüber hinaus wurde die Diagnose erst mit einem
Ereignis gestellt, welches zur Spitalsaufnahme zwang – also in einem
fortgeschrittenen Stadium. Dies verursacht nicht nur hohe Kosten,
sondern es geht auch wertvolle Zeit für eine zielführende Behandlung
verloren“.

Herzinsuffizienz wurde bei den befragten HI-Patientinnen und
Patienten insbesondere durch einen Arzt im Krankenhaus (55 Prozent)
bzw. einem niedergelassenen Internisten oder Kardiologen (31 Prozent)
diagnostiziert. Die niedergelassene Kardiologin und Internistin, Dr.
Heidemarie Prager, unterstrich ihr besonderes Anliegen, „die
Awareness – also die Wahrnehmung und das Bewusstsein – für das Thema
Herzinsuffizienz in der Bevölkerung zu schärfen, um dadurch ein
rechtzeitiges Erkennen und Behandeln zu ermöglichen“. Dies sollte
optimalerweise bereits vor einer erforderlichen stationären Aufnahme
wegen fortschreitenden klinischen Symptomen wie z. B. Atemnot
erfolgen, so Dr. Prager. Die Kardiologin wies auch darauf hin, dass
„Herzinsuffizienz eine häufige Erkrankung ist, die jeden Zehnten der
über 70-Jährigen betrifft, für die es aber viele
Therapiemöglichkeiten gibt, über die Patientinnen und Patienten
aufgeklärt werden sollen – auch um eine möglichst hohe Lebensqualität
mit und trotz dieser Erkrankung zu ermöglichen“.

Dank verbesserter Therapiemethoden sind die
Fünf-Jahres-Überlebensraten deutlich angestiegen (3). Voraussetzung
dafür ist aber die Einhaltung der medizinisch verordneten Therapie.
Aus diesem Grund ist es wesentlich, die Therapietreue der
Patientinnen und Patienten zu steigern, um den Betroffenen ein
längeres Leben und eine bessere Lebensqualität zu ermöglichen. Bei
der Umfrage gaben 70 Prozent der Patientinnen und Patienten an, nie
vom Therapieplan abzuweichen. Gefragt, ob sie ein
Herzinsuffizienz-Tagebuch führen, also täglich ihre Werte wie
Blutdruck, Puls und Gewicht überprüfen, antworteten hingegen nur elf
Prozent mit „Ja“. Christian Fabi, HI-Patient, berichtet, dass die
Diagnose Herzinsuffizienz für ihn aufgrund der Prognose bei dieser
Erkrankung zuerst ein Schock war. „Heute, gut ein Jahr später, führe
ich trotz der Herzinsuffizienz wieder ein aktives Leben. Mir ist
dabei bewusst, wie viel ich selbst dazu beitragen kann: Ich ernähre
mich gesünder, bewege mich regelmäßig, nehme alle Checks beim Arzt
wahr und selbstverständlich halte ich mich sehr genau an den
Therapieplan, den ich mit meinem Arzt vereinbart habe. Dazu führe ich
täglich mein HI-Tagebuch.“

Entscheidungen im Gesundheitswesen betreffen primär die
Patientinnen und Patienten. Trotz aller Bemühungen zur Stärkung ihrer
Position besteht nach wie vor eine Reihe von Hürden, die eine
adäquate Berücksichtigung der Patienteninteressen verhindern. Die
Wiener Patientenanwältin Dr. Sigrid Pilz sagte, dass „sich immer
wieder Patientinnen und Patienten mit Herzinsuffizienz an mich
wenden, die über eine mangelhafte medizinisch-pflegerische Versorgung
im niedergelassenen Bereich klagen“. Die Patientenanwältin erhob die
Forderung, „die multidisziplinäre Versorgung von
Herzinsuffizienz-Patientinnen und -Patienten muss besser
strukturiert, patientenzentrierter und um speziell geschulte
Pflegekräfte ergänzt werden“.

Ziel der Umfrage war, den HI-Patientinnen und -Patienten die
Möglichkeit zu bieten, ihre tatsächlich empfundenen Wünsche und
Bedürfnisse sowie ihr subjektives Erleben in einer möglichst
unbeeinflussten Weise transparent zu artikulieren. Die nun
vorliegenden Ergebnisse der Umfrage sollen dafür genützt werden,
diese mit Vertreterinnen und Vertretern relevanter Institutionen im
österreichischen Gesundheitssystem zu diskutieren, aber vor allem um
Verbesserungsmöglichkeiten in der Versorgung der betroffenen
Patientinnen und Patienten zu finden.

Zwtl.: Österreichweite Umfrage zu Herzinsuffizienz

Der Patientenbericht basiert auf einer vom Marktforschungsinstitut
Spectra im Auftrag von Novartis Pharma erstellten Umfrage, bei der
HI-Patientinnen und -Patienten in HI-Spezialambulanzen und
Krankenhäusern ihre Wünsche, Bedürfnisse und Anliegen als Betroffene
der Krankheit Herzinsuffizienz – Herzschwäche – mittels
anonymisierten Fragebogen angeben konnten. 251 HI-Patientinnen und
-Patienten haben bei der von Mai bis Oktober 2018 stattgefundenen
Befragung teilgenommen.

Zwtl.: Zentrale Ergebnisse:

Knapp jeder zweite HI-Patient/jede zweite HI-Patientin hat
vor der Diagnose noch nie von der Erkrankung Herzinsuffizienz gehört.nÜber die Hälfte der Befragten (55%) gaben an, dass die Herzinsuffizienz im Krankenhaus diagnostiziert wurde. Bei 31% der Befragten wurde die HI beim niedergelassenen Internisten/Kardiologen diagnostiziert.nDie befragten Patientinnen und Patienten werden hauptsächlich in Spezialambulanzen der Krankenhäuser (41%), bei niedergelassenen Internisten/Kardiologen (40%) und bei niedergelassenen Allgemeinmedizinern (28%) behandelt.nKnapp jeder dritte Herzinsuffizienz-Patient/jede dritte Herzinsuffizienz-Patientin hatte bereits einen Herzinfarkt. Ein Drittel der Patientinnen und Patienten leidet zudem an einer Verengung der Herzkranzgefäße.nMehr als 50% der Befragten geben an, dass sie bereits 1-3 bzw.
3-5 Nächte im Krankenhaus verbracht haben. Durchschnittlich verbrachten 19% der Befragten bis zu 3 Tage im Krankenhaus, 25% bis zu 5 Tage und 20% länger als 7 Tage.nNur knapp jeder zehnte Patient/jede zehnte Patientin führt regelmäßig ein Herzinsuffizienz-Tagebuch.n8 von 10 Patientinnen/Patienten geben an, dass sie mit der medizinischen Behandlung von Herzinsuffizienz zufrieden sind.n Die Ergebnisse der Umfrage sind online abrufbar unter
[www.patientenbericht.at] (http://www.patientenbericht.at)

Mehr Informationen zu Herzinsuffizienz finden Sie auf der
Patienten-Website [www.herzstark.at] (http://www.herzstark.at)

Referenzen:

1 Müllner M, Hülsmann M, Mört D. Auswirkungen von
Sacubitril/Valsartan auf Patienten mit chronischer Herzinsuffizienz
mit reduzierter Auswurffraktion: Eine epidemiologische Bewertung mit
Blick auf Österreich // Impact of Sacubitril/Valsartan Treatment in
Patients with Heart Failure. Journal für Kardiologie 2017; 24 (9-10),
200-204.

2 Mosterd A, Hoes AW. Clinical epidemiology of heart failure.
Heart 2007;93: 1137–1146.

3 Information für Ärztinnen und Ärzte zum Thema Herzinsuffizienz,
[www.hauptverband.at/herzinsuffizienz]
(http://www.hauptverband.at/herzinsuffizienz) (Zugriff: 15.11.2018)

Erstellung 11/2018, AT1811924889

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