
Report: 10 Krisen, die 2018 keine Schlagzeilen machten
Der Report „Suffering in Silence“ der Hilfsorganisation CARE listet die 10 humanitären Krisen auf, die es im vergangenen Jahr kaum in die internationalen Schlagzeilen geschafft haben.
* Haiti toppt die Liste der zehn Krisengebiete mit der geringsten medialen Aufmerksamkeit
* Für den Report wurden weltweit mehr als 1,1 Millionen Online-Meldungen ausgewertet
Das Jahr 2018 war von einer großen Anzahl humanitärer Krisen und Naturkatastrophen geprägt. Viele davon – wie Syrien und der Jemen – haben täglich Schlagzeilen gemacht. Oft haben sich Krieg, Konflikte und Hunger aber nicht in der globalen Berichterstattung wiedergefunden. Der heute veröffentlichte [Report „Suffering in Silence“]
(https://www.care.at/wp-content/uploads/2019/02/suffering_CARE-AT_fin
.pdf) deckt die zehn vergessenen Krisen auf, von denen 2018 mindestens eine Million Menschen betroffen waren. In den Top Ten sind acht Krisen in Afrika, den ersten Platz belegt der Karibikstaat Haiti: Während das katastrophale Erdbeben im Jahr 2010 weltweit Schlagzeilen machte, wurde die Nahrungsmittelkrise im Jahr 2018 kaum wahrgenommen.
„Wir beobachten, dass immer mehr komplexe und chronische Krisen im Wettbewerb um öffentliche Aufmerksamkeit stehen“, sagt Andrea Barschdorf-Hager, Geschäftsführerin von CARE Österreich. „Keine Nachrichten sind in diesem Fall schlechte Nachrichten. Denn Berichterstattung ist ein starker Faktor, wenn es darum geht, die Finanzierung von Hilfsmaßnahmen sicherzustellen und Druck auf politische Entscheidungsträger auszuüben, Menschen in Not zu helfen.“
Leben von 132 Millionen Menschen gefährdet
Äthiopien findet sich an 2. Stelle der Krisen mit der geringsten weltweiten Berichterstattung – und ist sogar zweimal gereiht: Das Land ist mit einer schweren Nahrungsmittelknappheit konfrontiert, gleichzeitig mussten im Vorjahr mehr als eine Million Menschen innerhalb des Landes fliehen. An 3. Stelle steht Madagaskar: Knapp die Hälfte der Kinder im Land ist unterernährt, mehr als 1,3 Millionen Menschen haben zu wenig zu essen. Weitere Krisen und Katastrophen, die 2018 kaum Schlagzeilen machten, waren jene in der Demokratischen Republik Kongo, auf den Philippinen, Tschad, Niger, in der Zentralafrikanischen Republik und im Sudan.
„Die traurige Wahrheit ist, dass Katastrophen und Krisen weltweit das Leben von mehr als 132 Millionen Menschen gefährden. Ein Viertel von ihnen leidet abseits der öffentlichen Aufmerksamkeit“, sagt Andrea Barschdorf-Hager. „Es braucht neue, innovative Wege von Regierungen, Politikern, Medien und Hilfsorganisationen, um die öffentliche Aufmerksamkeit auf vergessene Krisen zu richten: Medien müssen in Qualitätsjournalismus aus dem Ausland investieren, die Politik muss journalistische Freiheit schützen und wir als Hilfsorganisationen müssen immer wieder daran erinnern, dass Leid auch existiert, wenn man es nicht im Fernsehen sieht.“
Krisen, die am längsten dauern, sind meist zugleich jene, für die die geringsten finanziellen Mittel bereitgestellt werden. „Viele humanitäre Krisen finden nicht genug Beachtung in der Öffentlichkeit“, sagt die Leiterin der Sektion VII im Außenministerium, Botschafterin Désirée Schweitzer: „Der Report von CARE hilft, einige vergessene Krisen in den medialen Blick zu rücken und so auch mehr Verständnis für die Notwendigkeit humanitärer Hilfe zu schaffen. Besonders dankbar bin ich für die zweimalige Erwähnung Äthiopiens in diesem Bericht, denn Äthiopien ist ein Schwerpunktland der österreichischen Entwicklungszusammenarbeit und unserer humanitären Hilfe.“
Konkrete Empfehlungen des Reports: Manche der bestehenden Gründe für geringe Berichterstattung sind bekannt. Eine unüberschaubare Anzahl an Krisen, erschwerter Zugang für Medien zu Krisengebieten, geringe Finanzierung der Auslandsberichterstattung. Eine stärkere Berichterstattung – die in Zeiten des Onlinejournalismus nicht an fehlendem Platz scheitern kann – liegt nicht nur in der Verantwortung der Medien. Auch Politiker und Regierungen müssen Medien und Öffentlichkeit auf humanitäre Notsituationen aufmerksam machen. Bei schwindender Finanzierung von Auslandsberichterstattung sollte bei der Planung von Hilfsmaßnahmen Budget für Medienreisen und Information miteingeplant werden. Hilfsorganisationen können freie Journalisten engagieren, deren Material von mehreren Organisationen genutzt wird oder gemeinsam Trainings für lokale Journalisten anbieten.
[Report „Suffering in Silence – die vergessenen Krisen von 2018:]
(https://www.care.at/wp-content/uploads/2019/02/suffering_CARE-AT_fin
.pdf)
1. Haiti, 503 Medienberichte: Die Ernährungsunsicherheit in Haiti ist eine der gravierendsten weltweit. Rund 2,8 Millionen Menschen sind auf humanitäre Hilfe angewiesen.
2. Äthiopien/Hunger, 986 Berichte: Acht Millionen Menschen im Süden des Landes benötigen Nahrungsmittelhilfe.
3. Madagaskar, 1393 Berichte: 1,3 Millionen Menschen haben zu wenig zu essen. Knapp die Hälfte der Kinder ist unterernährt.
Weitere Länder: 4. Demokratische Republik Kongo, 5. Philippinen, 6. Tschad, 7. Äthiopien (Vertreibung), 8. Niger, 9. Zentralafrikanische Republik, 10. Sudan.
Zur Methodik: Das internationale Medienbeobachtungsunternehmen Meltwater hat für CARE mehr als 1,1 Millionen Online-Meldungen in englischer, deutscher und französischer Sprache im Zeitraum von 1. Jänner bis 28. November 2018 ausgewertet. Es wurden 34 Krisen und Katastrophen analysiert, die mehr als eine Million Menschen betreffen. Nach Anzahl ihrer Erwähnung in Online-Medien wurden daraus die zehn Krisen mit der geringsten medialen Präsenz ermittelt.
[Report „Suffering in Silence“]
(https://www.care.at/wp-content/uploads/2019/02/suffering_CARE-AT_fin
.pdf)
[Fotos]
(https://www.careimages.org/pages/search.php?search=%21collection6536
&k=339315cca7) zum Report – [Factsheet]
(https://www.care.at/wp-content/uploads/2019/02/Suffering-in-Silence_
Factsheet-Deutsch_final.pdf) zum Report
CARE Österreich, Katharina Katzer
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katharina.katzer@care.at
www.care.at
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