Oö. Volksblatt: “Kein religöser Sinn” (von Markus EBERT)

Ausgabe vom 19. April 2019

Linz (OTS) – Der Karfreitag sei „Tag der Besinnung auf das Leiden in der Welt“ sagt der evangelisch-lutherische Bischof Michael Bünker, und: Für Christinnen und Christen sei der Blick auf den Karfreitag wichtig, „weil er den Weg Gottes bis ans Kreuz zeigt“.
Dass der Karfreitag erstmals seit Jahrzehnten für Evangelische und Altkatholiken kein Feiertag ist, sondern sie — sofern gewollt — zur Religionsausübung einen Urlaubstag heranziehen müssen, ist freilich Umständen geschuldet, die nicht mit Religionsausübung, sondern mit finanziellen Interessen zu tun hatten. Wenn sich die Arbeiterkammer rühmt, für einen nicht-religiösen Arbeitnehmer vor dem Europäischen Gerichtshof einen Feiertag für alle erstritten zu haben, so mag das ein juristischer Sieg sein. Der Sache — nämlich der von Bischof Bünker angesprochenen „öffentlichen Religionsausübung“ — hat es indes nicht gedient. Natürlich ist mit dem Anspruch auf einen „persönlichen Feiertag“ aus dem Urlaubskontingent nur eine Kompromisslösung gelungen, die zudem noch nicht in Stein gemeißelt ist. Aber, Hand aufs Herz: Ein Feiertag für alle, wie ihn die SPÖ fordert, würde dem Anspruch, der Karfreitag sei „Tag der Besinnung auf das Leiden in der Welt“ gar nicht gerecht werden, weil ihm jeglicher religiöser Sinn fehlt.

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