Oö. Volksblatt: „Kein Hausverstand“ (von Markus EBERT)

Ausgabe vom 20. September 2019

Linz (OTS) – Wer die TV-Duelle und all die anderen unzähligen Formate intensiv verfolgt hat, weil er sich ein Bild vom Verhältnis der Parteien zueinander machen wollte, hat eine Fleißaufgabe gemacht. Es hätte gereicht, sich die gut zweieinhalbstündige Parlamentsdebatte zur Anfrage der Liste Pilz an den Justizminister zum Hackerangriff auf die ÖVP anzusehen. Was da von SPÖ, FPÖ und — der politisch freilich bald irrelevanten — Liste Jetzt an Anstrengungen unternommen wurde, um möglichst viel verbrannte Erde zu hinterlassen, lässt den Beobachter erstaunt zurück. Erstaunt deswegen, weil zur Bildung einer Koalition entweder ÖVP und SPÖ oder ÖVP und FPÖ zusammenfinden dürften — oder SPÖ und FPÖ wollen gemeinsame Sache machen. Dass die FPÖ mit der ÖVP will, wie Norbert Hofer gebetsmühlenartig betont, konterkarierte Ex-Innenminister Herbert Kickl mit seiner Relativierung des Ibiza-Videos mehr als nachdrücklich. Bei der SPÖ wiederum konnte man den Eindruck gewinnen, hier wird schon der Boden für die Opposition aufbereitet — wer so den Dreschflegel schwingt, will offenbar gar nicht koalieren. Die Pilz’schen Verschwörungstheorien mit Handkuss anzunehmen, wie es Rot und Blau getan haben, lässt am politischen Hausverstand beider Parteien zweifeln.

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