
„kulturMontag“: Venedigs gefährdete Kulturschätze, Kušejs „Herrmannsschlacht“, Neuwirths „Orlando“
Burgschauspieler Markus Scheumann und Bibiana Beglau live im Studio – ab 23.10 Uhr in ORF 2
Wien (OTS) – Der von Clarissa Stadler präsentierte „kulturMontag“ am 2. Dezember 2019 startet aufgrund der „Promi-Millionenshow“ zugunsten von „Licht ins Dunkel“ um 23.10 Uhr in ORF 2. Die Sendung bringt eine Reportage aus Venedig, dessen Kulturschätze u. a. durch die Klimaerwärmung bedroht sind, wie das jüngste Hochwasser zeigte. Weiters widmet sich die Sendung der vielerwarteten Uraufführung von Olga Neuwirths Auftragsoper „Orlando“ an der Wiener Staatsoper und blickt auf Martin Kušejs Neuinszenierung von Kleists „Herrmannsschlacht“, die gestern (28. November) im Wiener Burgtheater Premiere feierte. Dazu sind die Hauptdarsteller Markus Scheumann und Bibiana Beglau live zu Gast im Studio.
Land unter – Venedigs Kulturschätze in Gefahr
Venedig wurde in nur wenigen Wochen dreimal überflutet und erlebte das schlimmste Hochwasser seit mehr als 50 Jahren. Rund 70 Prozent der UNESCO-Weltkulturerbe-Stadt standen unter Wasser – zahlreiche Denkmäler, Kunstwerke und Kulturschauplätze waren betroffen. Das Gesamtkunstwerk Venedig ist in Gefahr, denn Meerwasser ist reines Gift für Kunstschätze und Architektur. Seit Jahren warnen Wissenschafter/innen vor den Folgen der Erderwärmung für die Lagunenstadt. Die Serenissima, großteils auf Pfählen erbaut, ist vor allem durch den Anstieg des Meeresspiegels und die Senkung des Bodens betroffen. Ebbe, Flut und Wellenbewegungen, durch riesige Kreuzfahrtschiffe ausgelöst, stellen eine zusätzliche Bedrohung für die Bauten dar. Kritiker/innen machen zudem das Ausbaggern von Fahrrinnen für große Schiffe für das Absacken verantwortlich. Obwohl seit Jahrzehnten um einen Flutschutz gestritten wird, gibt es ihn bisher immer noch nicht. Technische Pannen, Korruption und entnervte Verantwortliche, die ihre Posten hinschmissen, haben die Realisierung des Projekts immer wieder verzögert. 2021 soll es nun wirklich soweit sein, dass das System namens „Mose“ in Betrieb geht. Die italienische Regierung unter Premier Giuseppe Conte will 320 Millionen Euro für das Dammsystem beisteuern. Doch ob das Flutschutzprojekt überhaupt noch zeitgemäß ist, darüber scheiden sich die Geister. Geht Venedig unter?
Jenseits von Zivilisation – Kušejs „Hermannsschlacht“
In der ersten Neuinszenierung seiner Intendanz am Burgtheater widmet sich Hausherr Martin Kušej höchstpersönlich Heinrich von Kleists „Hermannsschlacht“, die so manche Theaterbesucher/innen noch in Claus Peymanns legendärer Inszenierung in Erinnerung haben. Ein schockierendes und kontroverses Stück über eine menschliche Vernichtungsschlacht, das der Autor inmitten von Kriegswirren und politischen Umwälzungen auf dem gesamten europäischen Kontinent 1808 am Höhepunkt der napoleonischen Feldzüge erfunden hat. Im Zentrum von Kušejs Inszenierung des Werks, das lange als unspielbar galt und in der NS-Zeit zum meistgespielten Stück avancierte, agiert Hermann, der Fürst der Cherusker, als machiavellistischer Politiker. Ein Fake-News-Populist und brillanter, manipulativer Konfliktstratege, der sich die Schwächen der anderen zu eigen macht und die Werte der Aufklärung mit nihilistischer Radikalität auslöscht. Das Werk wirft Fragen auf wie: Was treibt politische Führer in Europa, aber auch anderswo um? Mit welcher unglaublichen Rücksichtslosigkeit wird gegen Zivilisten Krieg geführt? Wie sehr lassen sich Menschen manipulieren und instrumentalisieren? Für Markus Scheumann, der die Hauptrolle spielt, ist der Germanenfürst Hermann ein hinterlistiger Populist, der selbst seine Frau Thusnelda für seine Sache instrumentalisiert. Markus Scheumann und Bibiana Beglau sind die neuen Stars an der Burg. Die beiden sind live zu Gast im Studio.
Olga Neuwirths Uraufführung „Orlando“
Mit ihrer bittersüßen Satire „Orlando“ gelang der britischen Schriftstellerin Virginia Woolf 1928 ein wahrer Geniestreich. In ihrem Roman lebt der gleichnamige Titelheld, ein englischer Adeliger, mehr als 300 Jahre lang und muss sich immer wieder auf eine völlig neue Welt einstellen. Dem nicht genug, wechselt er zwischendurch außerdem auch noch das Geschlecht und wird zur Frau. Für die österreichische Komponistin Olga Neuwirth ist der Text der wegweisenden Feministin Basis für ihr Auftragswerk an der Wiener Staatsoper. Mit größter Spannung wird die Uraufführung am 8. Dezember erwartet. Die 1968 in Graz geborene Künstlerin hat gemeinsam mit der franko-amerikanischen Dramatikerin Catherine Filloux das Libretto für die im Heute angesiedelte Handlung erarbeitet. Aus dem jungen Adeligen wird eine erfolgreiche Autorin des 20. Jahrhunderts, die männliche und weibliche Rollenklischees überschreitet. Eine ganz typische Geschichte für Olga Neuwirths Oeuvre, zeigt sie doch in der Auswahl ihrer Themen einen gewissen Hang zu Außenseiterfiguren. Sie interessiert, wie in Woolfs „Orlando“ die Stellung der Frau in der Gesellschaft hinterfragt und die Entwicklung durch die Jahrhunderte analysiert wird.
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