Schönborn: Auch in Corona-Krise „nicht nur an uns denken“

Wiener Erzbischof bei Gottesdienst im Stephansdom: „Ob Flüchtlinge, die unter unvorstellbaren Zuständen auf den griechischen Inseln leben oder unser direkter Nachbar: Wir sind nur Christen, wenn wir bereit sind, zu teilen“

Wien (KAP) – Kardinal Christoph Schönborn appelliert angesichts der aktuellen Krisensituation an die Gläubigen, „nicht nur an uns zu denken“, sondern den Blick für Menschen in Not zu wahren. „Ob Flüchtlinge, die unter unvorstellbaren Zuständen auf den griechischen Inseln leben oder unser direkter Nachbar: Wir sind nur Christen, wenn wir bereit sind, zu teilen. Auch wenn es schmerzt“, sagte der Wiener Erzbischof bei einem Gottesdienst am Sonntagmittag im Stephansdom. Der Gottesdienst wurde auf „radio klassik Stephansdom“ per Livestream übertragen.

In seiner Predigt bezog sich Kardinal Schönborn auf das heutige Tagesevangelium vom „verlorenen Sohn“ (Lk 15, 1-3.11-32). Darin wird geschildert, wie ein Sohn vorab seinen Erbteil vom Vater verlangt und diesen im Anschluss verprasst. Reumütig kehrt er zurück zur Familie. Der zweite Sohn, der beim Vater geblieben war, wird daraufhin zornig, weil sich der Vater barmherzig zeigte und den „verlorenen Sohn“ wieder aufnahm.

In seiner Auslegung dieser Bibelstelle verwies Schönborn nun darauf, dass der Konflikt zwischen Vater und Söhnen mehr meint als eine bloße Familiengeschichte: Es gehe schließlich um eine wichtige wirtschaftliche Frage, nämlich die Frage der Erbschaft. Der jüngere Sohn lässt sich nämlich die Erbschaft auszahlen, verprasst diese und wird schließlich vom Vater wieder in die Familie aufgenommen und damit als Erbe wieder eingesetzt. Der verbliebene Sohn wird damit letztlich um einen Teil seiner Erbschaft gebracht und muss mit dem jüngeren teilen.

„Viele Menschen sind durch die Krise in Not geraten“

Im übertragenen Sinne bedeute dies: Der Mensch habe sein Erbe verspielt, so Schönborn, er habe „das Paradies verloren“ – und dennoch halte Gott am Menschen fest und setze ihn als Erben ein. Vor diesem Hintergrund lasse sich daher auch die Aufforderung verstehen, dieses Erbe auch in einer Situation wie der gegenwärtigen nicht allein zu fordern, sondern zu teilen. „Viele Menschen sind durch die Krise in Not geraten. Es droht Kurzarbeit, Geschäfte schließen. Wir sind in dieser Situation aufgerufen, nicht nur an uns zu denken, nicht nur zu sagen, wir sind der ältere Bruder, der immer gehorsam war…“

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