
ÖSTERREICH veröffentlicht SMS-Chat zwischen Strache und Kurz
Straches erste Reaktion auf das Ibiza-Video: „Halb so wild. Viele falsche Vorwürfe, welche so nicht stattgefunden haben“
Wien (OTS) – Die Tageszeitung ÖSTERREICH veröffentlicht in ihrer Dienstagsausgabe erstmals SMS-Chats zwischen ÖVP-Bundeskanzler Sebastian Kurz und dem einstigen FPÖ-Vizekanzler Heinz-Christian Strache. Die Chats zwischen Kanzler und Vizekanzler zeigen viel vom Koalitionsalltag zweier Parteichefs, die nicht immer einer Meinung sind.
Acht SMS aus dieser interessanten, aber politisch nicht belastenden Krisenkommunikation wurden von Kurz und Strache zum Ibiza-Video zwischen Donnerstag, 16. Mai 2019, 21.08 Uhr und Samstag, 18. Mai, 3.09 Uhr, verschickt – sie liegen ÖSTERREICH vor:
Donnerstag, 16. 5., 21.08 Uhr, schreibt der Kanzler: „Bitte um Rückruf! Habe jetzt auch Anfragen und will nochmal kurz mit dir reden! Danke.“ Strache antwortet: „Heute geht nichts mehr. Aber B. (Anm.: ein Mitarbeiter von Kurz) kann morgen die Fragen und Antworten lesen. Hoffe, deiner Oma geht es besser? LG.“ Offenbar meint der Ex-FPÖ-Chef die schriftliche Anfrage der Redakteure der Süddeutschen Zeitung und des Spiegels zum Ibiza-Video.
Sebastian Kurz fragte dann bei Strache nach: „Na ja, mal schauen, aber danke! Was meinst du mit heute geht nichts mehr. Was kommt da genau?“
Der damalige FPÖ-Chef schreibt um 00.50 Uhr zurück: „Halb so wild. Viele falsche Vorwürfe, welche so nicht stattgefunden haben …aber die Frage ist der Auftraggeber … da haben wir zurzeit ein paar Informanten. LG.“
Nach seinen Erfahrungen während des Wahlkampfs im Herbst 2017 kommen dann die nächsten Fragen von Sebastian Kurz nicht wirklich überraschend: „Wer steckt dahinter? Silberstein?“ Die nächtliche Konversation wird dann von Strache beendet: „Wenn es so einfach wäre, dann wäre es schön!“
Am Freitag, am Erscheinungstag des Videos, schreibt der Kanzler um 13.10 Uhr: „Bitte um dringenden Rückruf!“ Die ganze Dimension der für diesen Abend geplanten Veröffentlichung dürfte zu diesem Zeitpunkt bereits bekannt gewesen sein.
Am Samstag um 3.09 Uhr morgens schickt Strache sein letztes SMS an den Noch-Koalitionspartner: „Wir brauchen mit unserer Entscheidung bis in der Früh. Um 9 Uhr teilen wir sie Dir mit. Um 11 Uhr unser Gespräch, dann um 12 Uhr meine Erklärung. LG.“
Auch die zahlreichen SMS, die sich beide Politiker Wochen vor dem „Ibiza-Day“ geschickt haben, zeigen zwar teils heftige Meinungsverschiedenheiten bei gewissen Koalitionsthemen, aber es findet sich kein Wort über einen geplanten Postenschacher, über die Casinos AG oder mögliche Auftragsvergaben. So ist in den ÖSTERREICH vorliegenden Chats nachzulesen, dass Strache in SMS-Debatten für eine höhere Mindestpension (1.200 Euro netto), für die Ablehnung des Migrationspakts und auch für die Abschaffung der ORF-GIS-Gebühr argumentiert: „Hallo Sebastian! Danke für deine Zeilen. Du musst bitte verstehen, dass wir dem Gesamtpaket (Köst-Senkung) nur dann zustimmen können, wenn die für uns so wichtigen Punkte (ORF-GIS, LV-Budget, Mindestpension) schriftlich zugesichert werden. Wir können da nicht im luftleeren Raum bleiben! Lg HC“
Auch ein Streitthema zwischen Kurz und Strache wird durch die Chats ersichtlich. So schreibt Kurz im April 2017 an Strache: „Was soll das? Du hast zu mir gesagt, wir können eine Pensionsreform machen, die 1,5 Milliarden bringt, wenn wir die Mindestpension so machen, wie du willst. Jetzt bin ich dazu bereit und du regst dich auf über Vorschläge, die einen Bruchteil davon bringen. Du vergisst leider immer deine Teile der Vereinbarungen. Lg Sebastian“ Strache antwortet darauf: „Du weißt, dass dies falsch ist und du hier unehrlich spielst. Nehme dies mit Bedauern zur Kenntnis!“ Kurz‘ Replik: „Das gibt es ja nicht. Das hast du am Sonntag bei mir zu Hause gesagt. Stefan, Herbert und Norbert waren dabei.“
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