TIROLER TAGESZEITUNG, Leitartikel: „Kein Herbst wie damals“, von Karin Leitner

Ausgabe vom Dienstag, 18. August 2020

Innsbruck (OTS) – Bildungsminister Heinz Faßmann hat seine Pläne für das neue Schuljahr unter Corona-Bedingungen präsentiert. Alles ist aber noch nicht klar. Bis spätestens zum Start sollten alle in jederlei Hinsicht wissen, was Sache ist.

Es war eine Botschaft, auf die Schüler, Eltern und Lehrer gewartet haben – um sich auf das einstellen zu können, was bald Sache ist. ÖVP-Bildungsminister Heinz Faßmann hat seine Pläne für den Schulstart unter Pandemie-Bedingungen vorgestellt. Der Lockdown im März war quasi über Nacht gekommen. In den vergangenen Wochen war Zeit, Lehren aus dem Erlebten zu ziehen.
„Einen normalen Regelbetrieb an Schulen“ wolle er haben, sagt der Ressortchef. Faßmanns Wollen in Ehren – Gewohntes wird es weder innerhalb noch außerhalb der Schulen noch lange nicht geben. Es war weder ein Sommer wie damals, noch wird es ein Herbst wie damals sein. Einem teuflischen Virus gilt es zu trotzen.
Die meisten hiesigen Schulen sind dafür nicht konzipiert. Abstand zu halten, Handhygiene sind in kleinen Klassen, engen Gängen und in Konferenzzimmern, die einer Legebatterie gleichen, nicht möglich. Und so wird es nicht nur Verdachts-, sondern tatsächliche Fälle in den Bildungsstätten geben.
Ob solcher bundesweit zuzusperren, möchte Faßmann vermeiden. Das ist gut. Weil das beste Distance-Learning klassischen Unterricht nicht ersetzen kann. In Schulen wird ja nicht nur Wissen vermittelt; sie sind auch soziale Räume. Gemeinschaft, Austausch, unmittelbares Feedback sind vonnöten.
Lediglich lokal soll also dichtgemacht werden. Für die Schulen wird die Corona-Ampel ebenfalls Maßstab sein. Faßmann hat zwar erläutert, was bei welcher Farbe zu geschehen hat. Der Maßstab dafür, wann die Ampel auf Orange oder gar auf Rot schaltet, gibt es aber noch nicht. Dafür sei der Gesundheitsminister zuständig.
Auch anderes ist nicht präzisiert. Was ist für Pädagogen zu tun, wenn ein Schüler hustet oder niest? Ein Erkältungssymp­tom? Oder das einer Covid-19-Infektion? Die Grippesaison steht bevor. Und während dieser ist nicht realisierbar, wozu Faßmann rät: möglichst im Freien zu unterrichten.
Abgesehen von den Temperaturen im Winter – vor allem in Städten mangelt es an Platz dafür. Warum nicht ander­e Lösunge­n? Viele Veranstaltungssäle stehe­n Corona-bedingt leer. Sie böten sich als Ausweichquartiere an. Das würde das Ansteckungsrisiko reduzieren. Und damit auch jenes, dass Kinder, die sich schon vor der Pandemie schwergetan haben, in der Schule mitzuhalten, nicht noch weiter zurückfallen. In fordernden Zeiten sind diese besonders zu fördern. Auch dazu ist ein Plan geboten.

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