Bürgermeister Ludwig gratuliert Victor de Waal zur Österreichischen Staatsbürgerschaft

Wien (OTS/RK) – Seit 1. September 2020 können Nachkommen von Opfern des NS-Regimes mit ausländischer Staatsbürgerschaft per sogenannter Anzeige auch die Österreichische Staatsbürgerschaft erhalten. Das Land Wien – als Behörde die Magistratsabteilung 35 – ist für Staatsbürgerschaftsangelegenheiten von im Ausland geborenen Personen zuständig und daher ebenfalls für den Großteil der Verfahren zum Staatsbürgerschaftserwerb von NS-Opfern und deren Nachkommen.

Unter den rund 950 Personen aus aller Welt, deren sogenannte Anzeigen bis dato positiv entschieden wurden, ist seit Jänner 2021 auch Victor de Waal. Im November 2019 empfing Bürgermeister Michael Ludwig zahlreiche MitgliederInnen der weitverzweigten Familie Ephrussi im Wiener Rathaus. Anlass für den Empfang war damals die Eröffnung der Ausstellung „Die Ephrussis. Eine Zeitreise“ im Jüdischen Museum Wien, die die wechselreiche Geschichte der Familie zum Thema hatte.

Erstmals nach der Vertreibung durch die Nazis kam die Familie in Wien des Jahres 2019 wieder zusammen. Angeführt wurde das Familientreffen im Rathaus von Victor de Waal, der als Kind noch im Wiener Palais Ephrussi gespielt hatte. Der heute über 90-Jährige ist der Vater von Edmund de Waal, Autor des Buches „Der Hase mit den Bernsteinaugen. Das verborgene Erbe der Familie Ephrussi“. Bei dem Besuch äußerte Victor de Waal seinen Wunsch, wieder die Österreichische Staatsbürgerschaft zu erhalten.

In einem Schreiben informierte Bürgermeister Ludwig heute, Freitag, Victor de Waal persönlich, dass nun alle Formalitäten erfolgreich abgeschlossen wurden und Victor de Waal Österreichischer Staatsbürger sei.

Geschichte der Familie Ephrussi

Die Ephrussis gelten als eine der bedeutendsten europäisch-jüdischen Familien des 19. und 20. Jahrhunderts. Die ursprünglich aus dem russischen Odessa stammenden Ephrussis waren erfolgreiche Getreidehändler und Finanzunternehmer, die ab Mitte des 19. Jahrhunderts auch in Wien ihren Geschäften nachgingen. Ignaz Ephrussi, der seinen Geschäfts- und Lebensmittelpunkt in die Hauptstadt des Habsburgerreiches verlegt hatte, ließ in den 1870er-Jahren ein vom Architekten Theophil Hansen geplantes Ringstraßen-Palais errichten, heute an der Adresse Universtitätsring 14. 1872 wurde er von Kaiser Franz Joseph I. zum Ritter geschlagen. Das Palais wurde nach dem „Anschluss“ Österreichs 1938 „arisiert“ und die Familie vertrieben. Möbel und Kunstwerke aus dem Palais wurden geraubt. Bereits ab 1945 bemühte sich die Familie Ephrussi um Restituierung. Viele dieser Verfahren sind bis heute nicht abgeschlossen.

Anlässlich des Besuches im Jahr 2019 erklärte Bürgermeister Ludwig, dass Wien heute zwar zu Recht stolz auf seine hohe Lebensqualität sein könne, dass unsere Stadt jedoch auch dunkle Kapitel in der Geschichte erlebt habe. „Eines waren die Gräueltaten während der Shoa. In dieser Zeit wurden viele jüdische Menschen aus Wien vertrieben oder gar ermordet. Heute haben wir als Stadt die Verpflichtung, mit diesem schweren Erbe umzugehen“, so der Bürgermeister.

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