Lackner: „Ostern wird heuer sicher mit dem Volk gefeiert“

Vorsitzender der Bischofskonferenz im Kathpress-Interview zum Abschluss der Frühjahrsvollversammlung: „Die Impfung ist ein Weg aus der Krise heraus. Wir unterstützen diesen Weg“ – Bischöfe veröffentlichen Erklärungen zu Corona, Suizidbeihilfe, Menschenhandel, Familienjahr und Flucht

Wien/Salzburg (KAP) – „Ostern wird heuer sicher mit dem Volk gefeiert werden können.“ Das hat der Salzburger Erzbischof und Vorsitzende der Bischofskonferenz, Franz Lackner, betont. Im Interview mit Kathpress am Freitag zum Abschluss der Frühjahrsvollversammlung der Bischöfe sagte Lackner, dass ein ähnliches Szenario wie beim vergangenen Osterfest nicht vorstellbar sei. Freilich werde man bei den heurigen Ostergottesdiensten noch mit Einschränkungen und Vorsichtsmaßnahmen leben müssen.

Auf die Impfungen angesprochen, hielten sich die Bischöfe an die Experten, betonte Lackner: „Die Impfung ist ein Weg aus der Krise heraus. Wir unterstützen diesen Weg.“ Das sei im übrigen auch ganz die Linie von Papst Franziskus. Zugleich sei der Wille von einzelnen zu respektieren, die sich, aus welchen Gründen auch immer, nicht impfen lassen. Doch diese Personen müssten sich dann fragen, welchen alternativen Beitrag sie leisten könnten, um der Pandemie Herr zu werden.

Niemand soll um sein Leben fürchten müssen

Auf die Erkenntnis des Verfassungsgerichtshofs (VfGH) angesprochen, wonach assistierter Suizid in Österreich – unter bestimmten Rahmenbedingungen – künftig erlaubt ist, hielt Lackner eingangs fest, dass die Bischöfe den assistierten Suizid grundsätzlich ablehnen. Nun müsse man sich freilich bemühen, den gesetzlichen Rahmen so zu schnüren, „dass niemand im Alter oder bei Krankheit um sein Leben fürchten muss“. Er sehe jedenfalls in allen Ländern, in denen es die Möglichkeit des assistierten Suizids gibt, keine Lösungen, die man als vorbildhaft für Österreich ansehen könnte. „Österreich muss dies selbst bestmöglich lösen“, hielt Lackner fest. Nachsatz: „Das ist ein Top-Thema.“

Humanitäres Bleiberecht überarbeiten

Auf die katastrophale Lage der Flüchtlinge in Ländern wie Bosnien-Herzegowina oder Griechenland angesprochen, meinte der Erzbischof wörtlich: „Europa hat mit solchen Unmenschlichkeiten an seinen Grenzen keine Zukunft.“ Wenn man diese unmittelbare Not wahrnimmt, dann müsse man zum einen auch entsprechend helfen. Hier gehe es schlicht um Humanität und Erste Hilfe in einer Notsituation.

Lackner rief die Verantwortlichen in Österreich nochmals dazu auf, das heimische Humanitäre Bleiberecht zu überarbeiten, um künftig Härtefälle, vor allem bei Kindern, zu vermeiden.

Kirche muss auf jeden Menschen zugehen

Zum anstehenden „Jahr der Familie“, das von Papst Franziskus ausgerufen wurde und am 19. März beginnt, meinte Lackner, die Kirche müsse auf jeden einzelnen Menschen zugehen. Für das Scheitern einer Ehe gebe es viele Gründe. Es gehe nicht darum, zu urteilen, so der Erzbischof. Es gelte vielmehr, vonseiten der Kirche das Gewissen des Einzelnen als Letztinstanz anzuerkennen. Man müsse als Kirche die „Gewsissensentscheidung begleiten, nicht ersetzen“, hielt Lackner fest. Vom Jahr der Familie erwartet sich Lackner zudem, dass die Kirche die Familien stärken werde; allerdings nicht durch zusätzliche Aktivitäten, sondern vor allem durch viele Begegnungen auf Augenhöhe.

Der Vorsitzende der Bischofskonferenz zeigte sich zudem zuversichtlich, dass es nach Ende der Pandemie bei der Zahl der Gottesdienstbesucher keine nachhaltig großen Einbrüche geben wird. Die physische Teilnahme am Gottesdienst und das unmittelbare soziale Leben in den Pfarren seien letztlich nicht ersetzbar, betonte Lackner.

Corona und Familie,

Die Bischöfe verabschiedeten zum Abschluss ihre Vollversammmlung, die online abgehalten wurde, zahlreiche Erklärungen; u.a. mit einem Appell, auch weiterhin im Sinne des Gemeinwohls die Maßnahmen zur Bekämpfung der Corona-Krise mitzutragen. Zugleich sprechen sie allen ihren Dank aus, „die im vergangenen Jahr einen Beitrag zur Überwindung der Pandemie geleistet haben und dies immer noch tun“.

Die Bischöfe heben zudem die tragende Rolle der Familie in der Gesellschaft hervor, was die Corona-Pandemie eindrucksvoll vor Augen geführt habe: „Familien waren nicht im Lockdown. Im Gegenteil, sie mussten funktionieren, weil sie als kleinste, pulsierende Zellen unserer Gesellschaft systemrelevant sind.“ Die Bischöfe setzen sich für bessere Rahmenbedingungen für Familien in Österreich ein und kündigen verstärkte Einbindung der Familien auch im kirchlichen Geschehen an. Mehr Familien-Wertschätzung sei das Ziel im am 19. März beginnenden „Jahr der Familie“, heißt es in einer der Erklärungen.

Keine Geschäftemacherei mit Suizid

Im Blick auf die Entscheidung des Verfassungsgerichtshofes (VfGH), das Verbot der Beihilfe zur Selbsttötung aufzuheben, sehen die Bischöfe das Vertrauen erschüttert, dass menschliches Leben auch in dessen letzter Phase „rechtlich geschützt und unantastbar ist“. Der Gesetzgeber sei nun gefordert, bei der Umsetzung der VfGH-Vorgaben eine „lebensgefährliche Dynamik zu verhindern, die bisher in allen Ländern eingetreten ist, wo der unbedingte Schutz des Lebens gelockert wurde“, schreiben sie in einer weiteren Erklärung.

Die Kirchenvertreter fordern die politischen Entscheidungsträger auf, alles zu unternehmen, um die Suizidprävention als staatliches Gesundheitsziel gesetzlich abzusichern und auszubauen. Auf gar keinen Fall dürfe aus der Beihilfe zum Suizid eine „Geschäftemacherei“ werden. Die Förderung der Selbsttötung sollte in Österreich kein akzeptierter Vereinszweck werden, und im Zuge der Suizidbeihilfe dürfe es nicht zur Vorteilsgewährung für daran Beteiligte kommen.

Schutzbedürftige Familien aufnehmen

Der österreichischen Bundesregierung zollen die Bischöfe in einer weiteren Erklärung Lob für konkrete Hilfsmaßnahmen für Heimatvertriebene in Nordsyrien, in Griechenland oder in Bosnien-Herzegowina. Diese notwendige Hilfe vor Ort entspreche dem großen humanitären Engagement, das Österreich in der Vergangenheit immer wieder eindrucksvoll bewiesen habe. Zugleich erneuern die Bischöfe ihren Appell, angesichts der dramatischen Zustände auf den griechischen Ägäis-Inseln zusätzlich schutzbedürftige Familien mit kleinen Kindern und unbestrittenen Fluchtgründen in Österreich aufzunehmen.

Hilfe für Irak und Kroatien

Nach dem Irak-Besuch des Papstes ruft die Österreichische Bischofskonferenz weiters zu verstärkter Hilfe für die Menschen im Zweistromland auf. Franziskus sei als „Pilger des Friedens“ in den Irak gereist und habe „ein überzeugendes Zeichen für Versöhnung zwischen den Religionen und Völkern gesetzt“, betonen die Bischöfe. Der Papst habe „die Augen und Herzen vieler Menschen im Irak und weltweit geöffnet und die Hoffnung auf ein friedliches Zusammenleben gestärkt“. Daran gelte es nun auch mit Unterstützung aus Österreich weiterzuarbeiten.

In einer weiteren Erklärung rufen die Bischöfe zur Hilfe für die Erdbebenopfer in Kroatien auf. In den Tagen nach Weihnachten hatte in Kroatien eine Serie von Erdbeben rund 50.000 Häuser beschädigt oder zerstört und damit Tausende obdachlos gemacht. Die Bischöfe begrüßen die Hilfsaktion „Ein Dach für Kroatien“ der Diözese Eisenstadt: „Wir Bischöfe laden Personen und Institutionen ein, sich daran zu beteiligen.“

Einsatz gegen Menschenhandel

Schließlich rufen die Bischöfe auch zum verstärkten Kampf gegen Menschenhandel auf. Menschenhandel sei eine „moderne Form der Sklaverei“ und eine „Schande für die Menschheit“, erklären sie. Mit dem vom Papst eingeführten „Internationalen Tag des Gebets und der Reflexion gegen Menschenhandel“ wolle die Kirche das Bewusstsein für diese himmelschreiende Sünde schärfen und gemeinsam mit anderen gesellschaftlichen Kräften dagegen vorgehen.

Bei der Vollversammlung wurden auch die Zuständigkeiten unter den Bischöfen für die nächsten fünf Jahre vergeben und teilweise neu geordnet. Dabei hat Diözesanbischof Josef Marketz das neu geschaffene Referat „Umwelt und Nachhaltigkeit“ übernommen. Eine weitere von vielen Änderungen: Neuer Vorsitzender der Finanzkommission ist Diözesanbischof Benno Elbs.

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