BirdLife Österreich über den Zustand der OÖ Feld- und Wiesenvögel

Ein Gewinner und viele Verlierer: Historisches Bestandshoch des Großen Brachvogels. Braunkehlchen, Wiesenpieper, Bekassine und Co vor dem Aussterben!

Linz (OTS) – BirdLife Österreich meldet in seiner aktuellen landesweiten Erhebung der Feld- und Wiesenvögel Oberösterreichs ein historisches Bestandshoch des Großen Brachvogels und warnt gleichzeitig vor dem Aussterben von Braunkehlchen, Wiesenpieper, Bekassine und Co. Daher fordert BirdLife Österreich zum Schutz der Feld- und Wiesenvögel die Anhebung der maximalen landwirtschaftlichen Fördersätze für Spätmähwiesen je Hektar und Jahr zur Errichtung von Rettungsinseln für die wenigen überlebenden Wiesenvögel.

In Schutzgebieten hat der Große Brachvogel Aufwind

Mit bis zu 55 Paaren hat sich der Bestand des Großen Brachvogel seit 1992 in Oberösterreich mehr als verdreifacht. Worauf der neue, historische Höchststand zurückzuführen ist, erklärt Hans Uhl von BirdLife Österreich: „Den großflächig spät gemähten Wiesen im Ibmer Moor, beim Irrsee und am Flugplatz Welser Heide verdanken die Brachvögel ihr Überleben.“ In diesen drei Schutzgebieten leben 70 Prozent der heimischen Brachvögel. In den Magerwiesen in Wels erzielen sie einen doppelt so hohen Bruterfolg wie im Durchschnitt. „Der aktuell höchst erfreuliche Bruterfolg dieser europaweit gefährdeten Art zeigt, wie wertvoll die seinerzeit heftig umstrittene Ausweisung der Flugplatzwiesen in Wels als EU-Vogelschutz ist. Die rund 80 Hektar erst Mitte Juli gemähten, düngerfrei gehaltenen Wiesen ermöglichen hier nicht nur dem Brachvogel, sondern auch Rebhuhn und Feldlerche sehr hohe, lokale Bestände“, so Uhl.

Braunkehlchen, Wiesenpieper und Bekassine vor dem Aus!

Anders die Situation der Braunkehlchen: Mit aktuell nur noch 30 Paaren im Grenzstreifen zu Südböhmen (minus 84 Prozent seit 1998) zählen die attraktiv gefärbten, nur 14 cm kleinen Vögel zu den größten Sorgenkindern des Vogelschutzes. Während in den 1970er Jahren noch über 1.000 Paare im ganzen Land verstreut brüteten, erloschen seine Vorkommen sukzessive im gesamten Alpenvorland und zuletzt fast überall im Mühlviertel. „Wenn in den Gemeinden Sandl, Weitersfelden, Leopoldschlag, Bad Leonfelden und Klaffer nicht rasch zumindest doppelt so viele spät gemähte Wiesen oder Wiesenbrachen wie derzeit bereitgestellt werden, stirbt mit dem Braunkehlchen erstmals eine ehemals weit verbreitete Vogelart in Oberösterreich aus!“, warnt Projektleiter Uhl. Mit nur mehr 20 Paaren und einem Bestandsminus von 89 Prozent steht es für die letzte Wiesenpieper-Population des Landes ähnlich schlecht wie für das Braunkehlchen. Die in Moor- und Sumpfwiesen brütende Bekassine hat landesweit eine Bestandshalbierung auf nun etwa 15 Paare hinnehmen müssen. Im bundesweit größten Vorkommen, dem Ibmer Moor, realisiert BirdLife Österreich mit seinen Partnern derzeit Renaturierungsmaßnahmen, um hier einen weiteren Bestandsrückgang zu stoppen. „Auch für diesen typischen Moorvogel tickt die Uhr des Aussterbeprozesses“, so Hans Uhl.

Ausreichend große Rettungsinseln für Feld- und Wiesenvögel

„Wir wissen anhand funktionierender Beispiele im In- und Ausland, was es braucht, um die vor dem Aussterben stehenden Wiesenvögel zu retten“, so Uhl. „Das sind entsprechend große Rettungsinseln von zumindest 20 Hektar, besser noch 50 Hektar, auf denen Braunkehlchen und Wiesenpieper ihren Nachwuchs großziehen können. Nur ein regional ausreichend dichtes Netzwerk solcher sehr spät gemähten Wiesen und Wiesenbrachen kann ihr Überleben sichern.“ Um derartige Spätmähwiesen wieder zu etablieren, braucht es neue, praxistaugliche Kooperationen mit den Landwirten. Daher fordert BirdLife Österreich die Anhebung der maximalen landwirtschaftlichen Fördersätze für aufwändig zu pflegende Spätmähwiesen je Hektar und Jahr von derzeit 900 auf 1500 Euro. Künftig ebenso unverzichtbar sind Investitionen in gezielte Betriebsberatungen für Vogelschutzmaßnahmen.

Unsere heimischen Wiesenvögel brauchen unseren Schutz!

„Der aktuelle Wiesenvogelreport zeigt einmal mehr, dass zielgerichtete Maßnahmen in Oberösterreich wirken können. Gerade die Stabilisierung der Brachvogelpopulation lässt hoffen und ist sehr erfreulich. Andererseits ist die Situation von Braunkehlchen, Wiesenpieper und Bekassine besorgniserregend. Als Naturschutzreferent hat es für mich höchste Priorität den Rückgang und somit das Aussterben dieser Populationen zu verhindern. Es ist mein Ziel und zugleich unsere Pflicht die Artenvielfalt in unserem Bundesland für kommende Generationen zu erhalten“, zeigt sich Landeshauptmann-Stv. Haimbuchner entschlossen, dem Verschwinden von heimischen Wiesenvögeln entgegenzuwirken.

Dr. Susanne Schreiner, Pressesprecherin BirdLife Österreich
Mobil: +43 (0) 699 181 555 65, susanne.schreiner@birdlife.at

Hans Uhl, Projektleiter
Mobil: +43 (0) 699 141 099 41, hans.uhl@birdlife.at

OTS-ORIGINALTEXT PRESSEAUSSENDUNG UNTER AUSSCHLIESSLICHER INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS. www.ots.at
© Copyright APA-OTS Originaltext-Service GmbH und der jeweilige Aussender