Trotz laufendem Verfahren: Windkraft-Ausbau im Wald mit streng geschützter Vogelpopulation

Amtsgutachten fordert Abschaltzeiten von 6 Monaten

Zwettl (OTS) – Waldviertler Umweltschützer fordern sofortigen Baustopp, Rückbau der Anlagen und Renaturierung, um den gesetzmäßigen Zustand für die lokale Schwarzstorch-Population wieder herzustellen.

Seit 2012 verfolgt die WEB Windenergie AG das umstrittene Projekt „Grafenschlag II“ im Hartweigswald. Natur- und Umweltschützer verweisen seit damals auf das hohe ornithologische und landschaftliche Konfliktpotential, zahlreiche Fachgutachten wurden der Behörde übermittelt und sind derzeit Gegenstand eines noch laufenden Verwaltungsverfahrens.

Trotz des noch nicht endgültigen Ausganges wurden vom Betreiber die Arbeiten zum Bau und zur Fertigstellung der Windindustrieanlagen im Wald vorangetrieben. Dieses mit hohem Risiko geführte Pokerspiel scheint nun nicht aufzugehen. Ein von der BH Zwettl in Auftrag gegebenes Gutachten durch eine Amtssachverständige der Abteilung Naturschutz bestätigt jetzt eindeutig den mehrjährigen Bestand eines Schwarzstorchhorstes in 140 Meter Entfernung zu einer Windkraftbaustelle, die erfolgreiche Brut des Schwarzstorchs im Jahr 2020 sowie seine Vergrämung und Störung im Jahr 2021 durch die Bautätigkeiten der WEB Windkraft AG.

Als Auflagen werden von der Amtssachverständigen Abschaltzeiten von Anfang März bis Mitte August von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang gefordert; jeglicher Fahrzeugverkehr für Wartungsarbeiten, Kontrollfahrten und Reparaturen im Windindustrie-Areal sind in dieser Zeit untersagt. Rechnet man die nächtlichen Abschaltzeiten für die Fledermäuse dazu, bleibt nicht viel Zeit für die Stromgewinnung.

Da es sich beim Schwarzstorch um eine äußerst scheue, streng geschützte Vogelart handelt, ist auch für Laien voraussehbar, dass dieser Lebensraum des Schwarzstorches verloren gehen würde, wenn das geltende Artenschutzrecht weiter missachtet wird. Es ist zu befürchten, dass bei bis zu 105 Dezibel Lärmentwicklung in der Nacht in unmittelbarer Nähe sowie den roten Blinklichtern der WKA massive Störungen gegeben sein werden. Auch das alleinige Vorhandensein der 200m hohen Masten und Rotoren ist eine massive Störung und birgt hohes Gefahrenpotential für den Schwarzstorch. Die Gefährdung der häufig anwesenden Seeadler ist weiter aufrecht und steht einem Betrieb der Windstromanlagen ebenfalls entgegen.

Laut Günter Maier von der Naturschutzinitiative „Unsere Heimat“ ist die Notbremsung für den Bau durch die Behörde nun dringend ab sofort erforderlich, um den Schaden für Natur und auch den Betreiber nicht noch mehr zu erhöhen und zu verlängern. Er sieht die sofortige Einstellung der Bauarbeiten, den außerbrutzeitlichen Rückbau der Anlagen und die Renaturierung des Areals als einzige rechtskonforme Lösung an. „Wir brauchen kein 2.Zwentendorf als Mahnmal verfehlter Energiepolitik. Der Bau von Windindustrieanlagen im Wald sollte endgültig aufgegeben werden.“

Manfred Maier von der Umweltorganisation „Pro Thayatal“: „Sollte die Behörde trotz der nun eindeutigen Datenlage den Weiterbau der Windindustrieanlagen nicht stoppen, sondern Ausgleichsmaßnahmen und ein Alibi-Monitoring vorschreiben, wird nationales und Europa-Recht missachtet und jegliches Engagement für den Naturschutz in Niederösterreich in Frage gestellt.“

Michael Moser, IG Waldviertel
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