
TIROLER TAGESZEITUNG, Leitartikel: „Ganz viel Fokus auf die Jungen“, von Liane Pircher, Ausgabe vom Sonntag, 16. Jänner 2022
„Mehr Empathie statt Ignoranz. In den nächsten Jahren muss den Jungen besonders viel politische Aufmerksamkeit gehören.“
Innsbruck (OTS) – Es müssen alle Anstrengungen unternommen werden, dass es längerfristig gesehen keine „Generation Corona“ gibt.
Wir kämpfen in Wellen seit nunmehr zwei Jahren virologisch und medizinisch gegen die Pandemie. Dafür kann keiner was. Es hat uns alle gebeutelt, zwischen den Wellen sind wir draufgekommen, dass es besonders die Kinder und Jugendlichen waren, die psycho-sozial gelitten haben. Von ihrer Situation wurde gesellschaftlich sehr spät Notiz genommen. Sie wurden in einer wichtigen, prägenden Lebensphase empfindlich getroffen. Eltern konnten nur bedingt kompensieren, stark abhängig von den jeweiligen Ressourcen. Der indirekte gesundheitliche Schaden abseits von Corona ist passiert. Viele Folgen werden sich statistisch zum Teil erst in ein, zwei Jahrzehnten niederschlagen, etwa durch den Anstieg psychischer Erkrankungen, aber auch durch Bildungsdefizite, die gesellschaftlichen Status, Arbeit und Einkommen bestimmen. Darin sind sich Experten einig.
Dass nun Maßnahmen gesetzt werden, um die Schäden an der nächsten Generation möglichst gering zu halten, ist gut. Ja, es gibt nun von der Regierung 13 Mio. Euro für psychosoziale Hilfe, den Schulen wurden Gelder für Förderstunden zugesichert, Lern-Initiativen werden ausgeweitet, der Juni wird zum Schulsportmonat. Alles gut. Aber es braucht mehr Gelder – und es braucht für die Jungen dringend neue Perspektiven, die Mut machen. Wir müssen uns bewusst sein, dass SARS-CoV-2 gekommen ist, um zu bleiben. Es wird nicht verschwinden. Wir können uns, allen voran die Risikogruppen, gut schützen. Was wir unbedingt tun müssen, ist, zu verhindern, dass es eine Generation Corona gibt. Krisen können überwunden werden, man kann daran sogar wachsen. Dafür braucht es aber gute Unterstützung. In Bezug auf die Jungen würde da der alte Satz „Koste es, was es wolle“ ganz gut passen.
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