
„Wir können uns das Leben nicht mehr leisten“: Haus in der Mariannengasse in Wien besetzt
Aktivist:innen protestieren gegen Mieterhöhungen, Zwangsräumungen und Teuerung
Wien (OTS) – Seit heute Vormittag wurde im Rahmen der Kampagnen „en commun – Solidarisch durch die Krisen“ ein Haus in der Mariannengasse 16-20 von Aktivist:innen besetzt. Der Protest richtet sich unter anderem gegen die geplante Erhöhung der Richtwertmieten und die aktuelle Teuerungswelle. Denn ab 1. April sollen die Mieten wieder steigen, weil die Erhöhung der Richtwertmieten nicht wie letztes Jahr ausgesetzt werden soll. Hinzu kommen stark steigende Preise für Heizen und Lebensmittel. Das Leben wird für die meisten zunehmend unleistbar. Außerdem soll die immer weiter voranschreitende Kommodifizierung von Wohnraum kritisiert werden, die in weiterer Konsequenz zu Leerstand führt. Wohnraum wird nicht als Grundbedürfnis wahrgenommen und zeitgleich wird Obdachlosigkeit als „notwendiges Übel“ dargestellt. Menschen, die in die Obdachlosigkeit schlittern, wird der Eindruck vermittelt ihr Zustand sei selbstverschuldet, dabei liegt auf der Hand, dass nicht die eigene Verantwortlichkeit der Kern dieses Problems ist, sondern ein ausbeuterisches System, das Profite über die Bedürfnisse der Menschen stellt.
„Viele Menschen stehen vor der Frage, ob sie das wenige Geld, das ihnen zum Leben bleibt, lieber für ein Dach über dem Kopf, eine warme Wohnung oder einen vollen Magen ausgeben wollen. Während unzählige Häuser in Wien leer stehen damit sie irgendwann noch teurer verkauft werden, verlieren immer mehr Menschen ihre Wohnung, weil sie die Miete nicht mehr zahlen können und schließlich Zwangsgeräumt werden. Geflüchtete Menschen müssen in überfüllten Unterkünften ausharren, obwohl es Platz für alle gäbe in dieser Stadt. Die Regale in den Lebensmittelgeschäften sind gefüllt, doch wir dürfen uns nicht nehmen was wir zum Leben brauchen. Obwohl viele von uns sich den Rücken krumm arbeiten, reichen die Löhne nicht mehr, denn sie steigen nicht mit den höheren Preisen an“, kritisiert Simone Steiner, Pressesprecherin der Kampagne „En Commun“.
Die Besetzung soll nicht nur auf Teuerungen, Mieterhöhungen, Delogierungen und Wohnungslosigkeit, aufmerksam machen, sondern auch auf die missliche Lage in dem sich der Gesundheits- und Pflegebereich befinden. Das besetzte Haus war Anfang des 20. Jahrhunderts ein Krankenhaus und hat für die Aktivist:innen somit einen starken symbolischen Charakter. Die Aktivist:innen wollen sich vor allem in Zeiten einer Pandemie gegen die weitere Ökonomisierung des Gesundheitssystems stellen und solidarisieren sich deswegen mit den Rufen und Kämpfen des medizinischen Personals für besser Arbeitsbedingungen.
„Dass das Haus in der Vergangenheit ein Krankenhaus war, ist für uns wichtig, da uns in den letzten zwei Jahren Pandemie vor Augen geführt wurde, in welch prekärer Lage sich Krankenhäuser und das Gesundheitssystem befinden. Die zunehmende Verwirtschaftlichung des Gesundheitswesens und der damit einhergehende Profit- und Kostendruck ist unvereinbar mit der erforderlichen Pflege und Versorgung, die wir alle benötigen würden. Wir solidarisieren deswegen mit all jenen, die für bessere Bedingungen im Pflege- und Gesundheitswesen kämpfen“, so Steiner.
Die Aktivist:innen laden alle Interessierten herzlich ein, bei der Besetzung vorbeizuschauen und sich zu beteiligen. Das Haus sei offen für alle, die gemeinsam für ein gutes Leben kämpfen wollen. Es soll ein Raum für Debatten über ein solidarisches Zusammenleben eröffnet werden, der uns in der Pandemie so schmerzlich genommen wurde. Dazu gibt es auch ab Nachmittag mehrere Veranstaltungen, Vorträge, Diskussionen und Konzerte.
„Uns wurde schnell klar, dass es sich bei der Pandemie nicht nur um eine gesundheitliche Krise handelt, sondern vor allem auch um eine soziale Krise und das sich alle Probleme, die es vor der Pandemie schon gab weiter verschlimmern würden. Wir müssen endlich raus aus der Beobachter*innenperspektive! Denn nur durch gemeinsamen Austausch und die Verbindung sozialer Kämpfe kann eine bessere Zukunft für uns alle entstehen.“, betont die Pressesprecherin der Kampagne.
Die Aktivist:innen wollen mit der Besetzung auf Probleme aufmerksam machen, die sich im Zuge der Pandemie weiter verschärft haben und unter denen unzählige Menschen zu leiden haben. Sie kritisieren unter anderem auch Delogierungen, die nun wieder vermehrt zugenommen haben.
„Solltet ihr beispielsweise von Zwangsräumungen betroffenen sein, meldet euch bei uns oder macht andere darauf aufmerksam. Gemeinsam können wir Zwangsräumungen verhindern. Kontaktiert uns einfach über zwangsraeumung@riseup.net. Vielerorts wurden solche Kämpfe gegen Zwangsräumungen schon erfolgreich geführt. Brechen wir aus der Vereinzelung, Isolierung und Ohnmacht aus, schließen wir uns zusammen und kämpfen wir für ein gutes Leben für alle!“, meint Simone Steiner abschließend.
Mehr Informationen zur Besetzung und zur Kampagne sind auf en-commun.at und den Social Media Kanälen zu finden.
Pressehandy: +4368864376761
E-Mail: en-commun@riseup.net
OTS-ORIGINALTEXT PRESSEAUSSENDUNG UNTER AUSSCHLIESSLICHER INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS. www.ots.at
© Copyright APA-OTS Originaltext-Service GmbH und der jeweilige Aussender