GVTB-Beton-Preis 2021

Breites Know-how in Richtung Klimaschutz

Wien (OTS) – Die Entscheidung für den Preisträger des GVTB-Betonpreises 2021 fiel der Jury heuer nicht leicht – die Einreichungen reichten von Industrie- und Infrastrukturbauten über Wohnbauten bis Sakral- und Bildungsbauten. Für Markus Stumvoll, den Vorsitzenden des Güteverbandes Transportbeton, spannend: „Die Vergleichbarkeit ist eine knifflige Sache, die Bandbreite der eingereichten Projekte ist sehr groß. Interessant finde ich jedoch die immensen Bemühungen unserer Branche in Richtung Klimaschutz, da hat sich einiges getan. Erfreulich finde ich auch, dass Transportbeton längst nicht mehr nur mit Gestaltung zu tun hat – um z. B. eine perfekte Sichtbetonfläche zu erhalten – sondern auch als regionaler Baustoff von den unterschiedlichsten Bauherren geschätzt wird.“

Die Jury, aufgrund der anhaltend hohen Corona-Infektionszahlen erneut online, unter dem Vorsitz von Jörg Fessler, UniqueFessler Werbeagentur, er zeichnet u. a. für die Werbekampagne von Beton Dialog Österreich, BDÖ, verantwortlich – machte sich die Entscheidung nicht leicht. Vor allem der Aspekt Nachhaltigkeit wurde aus allen Blickwinkeln ausgiebig und kritisch diskutiert und beleuchtet. Juryvorsitzender Jörg Fessler: „Großartig finde ich, dass die einfache Technologie der Bauteilaktivierung offensichtlich nun endlich breit angekommen ist – das ist ein überaus positives Signal in Richtung Energieeffizienz und Energieautarkie und eine klare Absage an fossile Energieträger. Das stellt auch das Klimaschutzpotential von Beton unter Beweis. Beachtlich ist auch das Themenspektrum der Einreichungen – von der Kirche bis zum flächensparenden Wohnbau und zur Brücke, erweist sich Beton als überaus vielseitiger und beliebter Baustoff.“

Mitglieder der Jury waren Clemens Proksch-Weilguni in Vertretung für Johann Kollegger, Institut für Tragkonstruktionen-Betonbau, TU Wien; Elmar Hagmann, Bauunternehmen Sedlak; Renate Hammer, Institute of Building Research & Innovation ZT GmbH; Wojciech Czaja, Architektur-Journalist; Alexander Passer, Professor für Nachhaltiges Bauen der TU Graz, Vorstandsmitglied des Climate Change Centre Austria Graz. Es gab zehn Einreichungen, bewertet wurde in fünf Kategorien: Nachhaltigkeit, Funktion, Innovation, Ausführungsleistung und Design.

Siegerprojekt: Visionärer Schulbau

Als klares Siegerprojekt wurde der Liselotte-Hansen-Schmidt-Campus, Seestadt Aspern, Wien, einstimmig gewählt. Es überzeugte die Jury in allen Kategorien. Es wurde ein innovatives und klimafreundliches Energiesystem eingesetzt, welches richtungsweisend für Bildungsbauten ist. Der Campus verfügt über einen Kindergarten, eine Volksschule, eine neue Mittelschule sowie sonderpädagogische Einrichtungen. Rund 1.100 Kinder können ganztägig betreut werden. Der Bildungscampus wird zu 100 Prozent mit erneuerbarer Energie betrieben: Geothermie, Bauteilaktivierung, Wärmepumpen und eine Photovoltaikanlage sind die wesentlichen Highlights der Gebäudetechnik, durch die der Schulbau effizient und kostengünstig geheizt und gekühlt wird. „Das schafft im Winter behagliche Wärme und sorgt im Sommer für angenehm kühle Temperaturen. Vor allem aber ein großes Plus: Jede Klasse hat einen direkten Zugang zu einem Freiraum, ein großartiges Asset im Schulbau“, zeigt sich Renate Hammer begeistert.

Neben der begrünten Fassade, den großzügigen Grünflächen und Dachgärten gibt es in allen Geschossen rund umlaufende begehbare Terrassen, welche durch außenliegende Treppen aus allen Geschossen erreichbar sind. Die weit auskragenden Terrassen sorgen für eine natürliche Beschattung der großzügigen Glasflächen, verhindern dadurch die sommerliche Überhitzung der Innenräume und ermöglichen gleichzeitig die Öffnung und Erweiterung der Klassenräume nach außen. Nachhaltigkeitsexperte Alexander Passer betont die umfassenden Maßnahmen im Hinblick auf die Anpassungsfähigkeit auf den Klimawandel, das bei dem Campus umgesetzt wurde: „Die Bewertung durch die ÖGNB zeigt transparent gut auf, wie auch großvolumige Gebäude sehr einfach klimafit geplant werden können – zudem ohne Mehrkosten in der Errichtung, dafür aber mit wesentlich geringeren Betriebskosten sowie einem weitgehenden CO2-neutralem Betrieb und ohne Abhängigkeit von fossiler Energie.“

Architektur: kub a/Karl und Bremhorst Architekten, Beton:
Transportbeton Ges.m.b.H & Co. KG, Ausführung: Strabag, Bauherr:
Stadt Wien

Anerkennung: Alte Baumethode in die Gegenwart transferiert

Der Pavillon Umhausen, in Tirol, erhielt eine Anerkennung in allen Kategorien. Die Herausforderung beim Entwurf des neuen Pavillons war einerseits den Dorfbach möglichst abzuschirmen und andererseits den alten Baumbestand in und um das Gebäude zu integrieren. Die Funktion des Pavillons ist die Überdachung der Bühne, ansonsten muss das Gebäude keine Anforderungen wie Wärmeschutz, Luftdichtheit etc. erfüllen. Daher fielt die Entscheidung auf Stampfbeton. Die besondere Herausforderung aus technischer Sicht war die gewählte alte Bauweise mit den unbewehrten Stampfbetonwänden in Kombination mit der über eine große Spannweite frei tragenden Stahlbetondecke. Juryvorsitzender Fessler: „Ein schönes Projekt, bei dem die alte Bauweise mit Stampfbeton in eine zeitgenössische Architektur eingebracht wurde und das eine Anerkennung in allen fünf Kategorien verdient hat.“ Elmar Hagmann betont den architektonischen Effekt, den das ausführende Unternehmen mit den unterschiedlichen Schichten realisiert hat. Auch für Wojciech Czaja steht die Schlichtheit und Eleganz im Vordergrund wie auch die Verwendung von Stampfbeton. Renate Hammer betont den Aufwand bei der Errichtung, denn jede Lage wird in trockener Bauweise extra hergestellt.

Architektur: Armin Neurauter ZT GmbH, Beton: Auer Bau GmbH, Ausführung: Arge Auer & Auer Bau GmbH, Bauherr: Gemeinde Umhausen

Alle eingereichten Projekte im Überblick:

Zementsilos Schretter, Tirol. In extrem kurzer Bauzeit wurden die Zementsilos mit einer Gesamtmenge von über 3.000 Kubikmeter Transportbeton und mit einer Fundamentplatte von 1,8 Meter Stärke errichtet. Die Besonderheit dabei war der zügige Bauablauf: 17 Fahrmischer lieferten den Beton, zwei Autobetonpumpen mit 42 Meter langen Auslegern brachten diesen ein. „Organisatorisch eine beachtliche Leistung“, wie Jurymitglied Elmar Hagmann anmerkt.

Neue Donaubrücke, Linz, Oberösterreich. Bei der Errichtung der neuen Donaubrücke erfolgte die Tragwerksbetonage vom Schiff aus. Beim Brückentragwerk handelt es sich um eine 4-feldrige Konstruktion mit Stützweiten von 78 bis 120 Meter, die in Lage und Höhe symmetrisch ausgeführt wurde. Bei der Konstruktion handelt es sich um die Aneinanderreihung dreier Zügelgurttragwerke mit Koppelelementen. Die Haupttragebenen bestehen aus den zweigeteilten Bogenquerschnitten, den zentral über den Stahlbetonpfeiler angeordneten V-Streben und dem durchlaufenden Hauptträger. Die dazwischen liegende Fahrbahnplatte wurde als Stahlbetonverbundkonstruktion konzipiert.

B320 Knoten Trautenfels, Steiermark. Die Kreuzung Trautenfels ist einer der neuralgischen Punkte im Ennstal. Dort treffen die B320, Ennstal Straße, B145, Salzkammergut Straße und die B75, Glattjochstraße zusammen. Das ehemalige Nadelöhr im Ennstal wurde dauerhaft verkehrstechnisch gelöst. Die Grimmingbrücke wurde als schlanke fünffeldrige, integrale Rahmenbrücke in Stahlbetonbauweise errichtet. Im Mittelbereich wird der Überbau auf zwei 2-teiligen, schrägen Pfeilern aufgelagert. Insgesamt wurden 6.000 Kubikmeter Beton verbaut. Clemens Proksch-Weilguni betont: „Bei der integralen Brücke gibt es keine klassischen Lager. Das ist die Zukunft – denn diese Art von Konstruktion ist zwar planerisch aufwendiger, aber extrem wartungsarm. Besonders positiv sehe ich auch, dass die Brücke unter der Beteiligung der TU Graz gemonitort wird, dabei werden Daten über das Verhalten der Brücke gesammelt.“ Zudem kommt UHPFRC zum Einsatz – ein Ultra-High-Performance Beton, selten in der Ortbetonanwendung und zugleich erfreulich im Infrastrukturbereich, wie Hagmann anmerkt.

Evangelische Kirche und Pfarrzentrum Vöcklabruck, Oberösterreich. Auch wenn die Stampfbetonbauweise hunderte Jahre alt ist, stellt der Bau in Vöcklabruck ein einzigartiges Projekt im Bundesland dar. Schon weil das mit den drei unterschiedlichen Farbtönen des Betons zu erzielende Muster (inklusive der Höhen der einzelnen Lagen) vom Architekten genau vorgegeben war, erfolgte die Umsetzung im engen Zusammenspiel aller Beteiligten. Um die spezielle Optik zu erzielen, wurden ein gelbes Farbpulver und verschiedene Zementsorten zur Betonproduktion eingesetzt. Czaja erwähnt dazu den architektonisch bemerkenswerten Kontrast, der zur Kirche mit der Steinfassade gesetzt wurde.

Neubau Bürogebäude Paul Stöckl GmbH, Tirol. Mit dem Projekt wird das Potential des Baustoffs Transportbeton auf den Prüfstand gestellt und fällt aufgrund der sehr sorgfältigen Ausführung auf. Die Bauteilmasse, rund 2.300 Kubikmeter Beton, werden als Energiespeicher genützt. Das Hauptaugenmerk der Gestaltung liegt an der Außenfassade sowie in den Büroräumen. Die Fassade wurde mittels Vorsatzschalung an die vorher betonierte Ortbetonwand angehängt. Im Innenbereich findet man Sichtbetonwände und selbst die Schreibtische haben Betonfüße.

Campus Lengbachhof, Altlengbach, Niederösterreich. Der sogenannte „Campus Lengbachhof“ ist ein Seminarhotel. Bevorzugter Baustoff war Beton – und der fügt sich gekonnt zu Natursteinplatten und Kieswegen in das weitläufige Areal ein. Durch vier Säulen und zwei L-Winkel, die über einen Unterzug aus Stahlfaserbeton gehalten werden, wird die Decke mit den konischen Auskragungen stabilisiert. Aber nicht nur optisch, sondern auch als tragendes Bauteil sowie funktionales Möbel wurde Beton hier perfekt in Szene gesetzt.

Firmengebäude Hagl Bau GmbH, Judenau, Niederösterreich. Solide, vertrauenswürdig, ansprechend, zeitgemäß – so präsentiert sich das Unternehmen Hagl. Beton wird mit Bauteilaktivierung ökologisch genutzt und optisch gekonnt eingesetzt. Der perfekte Sichtbeton wurde besonders sorgfältig ausgeführt. Nach dem Ausschalen wurden die Bauteile umgehend mit Planen gegen ein vorzeitiges Austrocknen geschützt, denn das Gebiet rund um das Tullnerfeld ist bekannt für seine Windanfälligkeit. Der Bauherr wünschte sich an einigen Sichtbetonflächen eine Struktur, die eine Holzmaserung darstellt.

Marina Tower, Wien. Die zwei Wohntürme und das Marina Deck, eine Straßenüberbrückung, die der Öffentlichkeit einen direkten Zugang zum Donauufer eröffnet, wurden vor kurzem fertiggestellt. Mit 41 Geschossen und rund 140 Meter Höhe ist der Marina Tower der zurzeit höchste Wohnturm Wiens. Neben der Bauteilaktivierung wurden 200 Meter Tiefe Geothermie-Sonden gebohrt, mittels Wärmepumpen wird das gesamte Gebäude umweltfreundlich gekühlt. Der Marina Tower erhielt das Gold-Zertifikat der ÖGNI. „Beton in 140 Meter Höhe zu pumpen, ist an sich schon eine bemerkenswerte, technische Leistung“, bemerkt Czaja.

Die Jury

Die Jury des GVTB-Betonpreises 2021: Clemens Proksch-Weilguni in Vertretung für Johann Kollegger, Institut für Tragkonstruktionen-Betonbau, TU Wien; Elmar Hagmann, Bauunternehmen Sedlak; Renate Hammer, Institute of Building Research & Innovation ZT GmbH; Wojciech Czaja, Architektur-Journalist; Alexander Passer, Professor für Nachhaltiges Bauen TU Graz, Vorstandsmitglied des Climate Change Centre Austria Graz; Jörg Fessler, UniqueFessler Werbeagentur und Vorsitzender der Jury.

Güteverband Transportbeton, GVTB
Christoph Ressler, Geschäftsführung
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