
Brauchtum und Tierschutz: Traditionen erhalten und gleichzeitig Tierwohl berücksichtigen
Petrovic: „Brauchtum heißt auch Veränderung und steht einer Modernisierung für mehr Tierwohl nicht im Wege.“
Vösendorf (OTS) – Stierkämpfe in Spanien, Fiakerpferde in Wien und Renntauben in der Luft sind nur drei von vielen Brauchtümern die Tierleid tolerieren. Doch Traditionen sind beliebt und dass sie sich nicht immer mit zeitgemäßen Vorstellungen von Tierschutz und Toleranz vertragen, ist bis heute ersichtlich.
Zuständig für die offizielle Anerkennung von Bräuchen als immaterielles Gut einer Gesellschaft ist das Welterbekomitee der UNESCO. Dieses spricht sich ausdrücklich gegen Praktiken aus, die gegen die Menschenrechte verstoßen [1] und nimmt deshalb vornehmlich Bräuche auf, die wenig Konfliktpotential beinhalten. Anders sieht es leider bei Bräuchen mit Tieren aus. Erst kürzlich wurde etwa die Anerkennung der Brief- und Renntauben als Weltkulturerbe veranlasst [2]. Während der offensichtlich blutige und deshalb leichter als Tierquälerei erkennbare Stierkampf wohl hoffentlich nie Weltkultur werden wird, hat das Tierleid von getrennten Partnertauben, die bis zur vollkommenen Erschöpfung fliegen, nicht ausgereicht, um sie vor einem Status als schützenswertes Brauchtum zu bewahren.
Wie aber lassen sich nun Tier- und Menschwohl bei modernem Brauchtum durchsetzen, ohne, dass der kulturelle Kern einer Tradition verloren geht? „Debatten werden immer wieder geführt, leider sind die Fronten jedoch oft derartig verhärtet, dass Lösungen durch beidseitige Kompromisse zunehmend unwahrscheinlicher werden. Es braucht aber dringend ein Umdenken in die Richtung zu mehr Tierwohl,“ sagt MMag. Dr. Madeleine Petrovic Präsidentin des Wiener Tierschutzvereins (Tierschutz Austria). Diskussionen und Akzeptanz in der Gesellschaft sind wichtig, jedoch muss auch die Politik klare Regeln setzten. Ein positives Beispiel, bei dem mehrere Tierschutzorganisationen erfolgreich auf die Politik eingewirkt haben, zeigt das spanischen Dorf Manganeses de la Polvorosa. Dort wurde auf Druck verschiedenster Tierschützer der traditionelle Ziegensprung verboten. Nun wird bei dem Fest keine lebendige Ziege mehr vom Kirchenturm gestoßen, sondern eine Puppe [3]. Die Einheimischen nahmen die Änderung der Tradition zum Wohl der Tiere gut an und enden nun den Karnevalsumzug stattessen mit dem sogenannten Ziegentanz.
Bräuche verändern sich seit jeher ebenso laufend wie die Gesellschaft, in der sie hochgehalten werden. „Brauchtum heißt folglich auch Veränderung und steht einer Modernisierung für mehr Tierwohl also nicht im Weg,“ konstatiert Petrovic. Oft helfen bereits kleine Anpassungen, um das Risiko für Tiere und Natur erheblich zu reduzieren. „Osterfeuer werden häufig zu lodernden Todesfallen für kleine Nager, Amphibien, Reptilien und Insekten, die sich im aufgeschichteten Totholz versteckt halten. Durch die Verwendung einer Feuerschüssel oder ein gründliches Umschichten des Brennmaterials kurz vor dem Anzünden werden auch scheue Tiere aus ihrem Versteck getrieben und damit vor einem Feuertod bewahrt,“ so Petrovic.
Auch die Fiakerpferde in Wien sind eine Tradition, die immer wieder heftig diskutiert wird. Hitze, Lärm und Hektik sind für die sensiblen Tiere fern von artgemäß. Tierschutz Austria hat deswegen eine Petition gestartet, die ein Fahrverbot ab 30 Grad sowie eine generelle Verlegung von Fiaker-Strecken fern der Wiener Innenstadt, fordert. So kann die Kultur der Fiaker erhalten bleiben und gleichzeitig Tierleid deutlich reduziert werden. [[Petition: Gegen Fiaker in der Innenstadt! › Tierschutz Austria (tierschutz-austria.at)]
(https://www.ots.at/redirect/tierschutz-austria4)]
P[1] Österreichische UNESCO Kommission. https://www.unesco.at/ueber-uns (aufgerufen: 05.2022)
[2] ZEIT ONLINE. Fünf neue Einträge als Immaterielles Kulturerbe in Deutschland. 09.03.2022. https://www.ots.at/redirect/zeit1 (aufgerufen: 05.2022)
[3] Interbenavente.es. Y una cabra saltó desde el campanario en Manganeses de la Polvorosa.
https://www.ots.at/redirect/interbenavente (aufgerufen: 05.2022)
[Mehr Informationen zu Brauchtum und Tierschutz]
(https://www.ots.at/redirect/tierschutz-austria5)
Tierschutz Austria
Sophie Reiter
Pressereferentin
+43 699 16604008
sophie.reiter@tierschutz-austria.at
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