Land und Bund haben sichere Lebensmittelversorgung im Fokus

Landesagrarreferentenkonferenz in Braz

Braz (OTS) – Bei der Landesagrarreferenten-Konferenz am Freitag, 1. Juli, in Braz berieten sich die zuständigen Regierungsmitglieder der Bundesländer gemeinsam mit Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig zur aktuellen Lage der heimischen Landwirtschaft. Ein zentrales Thema waren dabei die Auswirkungen des Krieges in der Ukraine auf die globalen Agrarmärkte. Die Versorgungslage ist in Österreich derzeit gesichert, stellten die Konferenzteilnehmenden fest und begrüßten zugleich das von Minister Totschnig geschnürte Versorgungssicherungspaket. „Das ist eine wichtige Unterstützung für die Bäuerinnen und Bauern, damit sie weiterhin gesunde regionale Lebensmittel für die Bevölkerung produzieren können“, sagte Landesrat Christian Gantner als derzeitiger Vorsitzender und Gastgeber der Konferenz. Weitere wichtige Tagesordnungspunkte betrafen die Verhandlungen mit der EU-Kommission zum neuen GAP Strategieplan ab 2023, die zunehmende Gefahr für die Alpwirtschaft durch große Beutegreifer (Wolfsrisse) sowie den Beschluss zur österreichischen Umsetzung des Europäischen Meeres-, Fischerei- und Aquakulturfonds. Minister Totschnigs mit 110 Millionen Euro dotiertes Unterstützungspaket wird als Versorgungssicherungsbeitrag an die heimischen Bäuerinnen und Bauern ausgezahlt. Davon gehen rund 2,2 Millionen Euro an ca. 3.000 bäuerliche Betriebe in Vorarlberg.

Der Versorgungssicherungsbeitrag hat eine flächenbezogene und eine tierbezogene Komponente:
• Der tierbezogene Beitrag liegt bei 14 Euro je Großvieheinheit • Der flächenbezogene Beitrag variiert je nach Flächennutzung:
o 29,3 Euro pro Hektar Ackerfläche
– Zuschlag von 22,6 Euro pro Hektar Hackfrüchte, Feldgemüse, Gemüse im Freiland, Gartenbaukulturen, Blumen und Zierpflanzen im Freiland, Erdbeeren
– Zuschlag von 16,8 Euro pro Hektar Feldfutterbau
o 82,5 Euro pro Hektar Dauerkulturen (z.B. Obst, Wein)
o 38,6 Euro pro Hektar Mähwiese, -weide mit mind. 2 Nutzungen
o 16,2 Euro pro Hektar einmähdige Wiesen und Kulturweiden
o 5,1 Euro pro Hektar Almen, Bergmähder Hutweiden, Streuwiesen, Grünlandbrache

Abwickelnde Stelle ist die AMA. Um den Versorgungssicherungsbeitrag zu erhalten, müssen Bäuerinnen und Bauern nicht erneut ihre Flächen und Großvieheinheiten angeben. Er wird anhand des eingereichten Mehrfachantrags für das Jahr 2022 berechnet, in dem die beihilfefähigen Flächen und Großvieheinheiten bereits erfasst sind. So bleibt der Verwaltungsaufwand für Bäuerinnen und Bauern gering. Die Auszahlung an die Landwirtinnen und Landwirte wird Ende 2022 erfolgen.

Minister Totschnig betonte, dass die Lebensmittelversorgungssicherheit der Österreicherinnen und Österreicher für ihn oberste Priorität hat: „Das geht nur gemeinsam mit unseren Bäuerinnen und Bauern. Denn sie sind es, die täglich das Essen auf unsere Teller bringen – auch in Krisenzeiten. Doch die gestiegenen Betriebsmittel- und Futtermittelkosten setzen sie zunehmend unter Druck. Darum habe ich ein 110 Mio. Euro Versorgungssicherungs-Paket geschnürt. Rund 2,2 Mio. Euro davon werden zur Unterstützung an Vorarlbergs bäuerliche Betriebe gehen, damit sie weiter produzieren und die Menschen mit regionalen Lebensmitteln versorgen können.“

Landesrat Gantner begrüßt es, dass der Versorgungssicherungsbeitrag sehr unbürokratisch an die heimischen Bäuerinnen und Bauern ausgezahlt wird. „Diese Unterstützung hilft, die enorm steigenden Kosten bei Energie und Futtermitteln etwas abzufedern und damit die hoch wertvolle Produktion von regionalen Lebensmitteln abzusichern“, sagte er.

Neuer GAP Strategieplan bringt mehr Mittel für Vorarlberg

Weiters wurde im Rahmen der Landesagrarreferentenkonferenz der Stand des Genehmigungsverfahrens für den neuen GAP Strategieplan für Österreich ab 1. Jänner 2023 besprochen.

Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig: „Die Gemeinsame Agrarpolitik ist ein Zukunftsprogramm für unsere Bäuerinnen und Bauern. Mit 35 Millionen Euro zusätzlich stehen künftig sogar mehr Mittel in der gesamten Periode zur Verfügung und damit 1,8 Milliarden Euro pro Jahr für die Stabilität der heimischen Land- und Forstwirtschaft wie auch für die ländliche Entwicklung. Es wird weiterhin Unterstützung in Form von Direktzahlungen geben, die ländliche Entwicklung und das Agrarumweltprogramm werden ausgebaut, das Budget wird um 25 Prozent erhöht. Auch Investitionen in die biologische Landwirtschaft und besonders tierwohlfreundliche Stallungen werden ausgebaut. Gleichzeitig wird die Ausgleichszulage für unsere Berglandwirtschaft und im benachteiligten Gebiet aufgestockt. Vorgesehen sind auch die Unterstützung der Junglandwirtinnen und -landwirte bei der Hofübernahme und weitere positive Effekte für unsere bäuerlichen Familienbetriebe.“

Landesrat Christian Gantner: „Für Vorarlberg stehen in der neuen Förderperiode von 2023–2025 mehr Mittel zur Verfügung! Kleinere und mittlere Betriebe werden stärker profitieren. Insgesamt werden extensive Mutterkuhbetriebe, diversifizierte Ackerbau- und Sonderkulturbetriebe sowie Betriebe mit hohem Tierwohlstandard und hohen Alpungsraten zu den ‚Gewinnern‘ zählen! Vorarlberg hat im österreichischen Vergleich die höchste Beteiligung am ÖPUL – Agrarumweltprogramm, 94 Prozent der Betriebe und 96 Prozent der Flächen! Im ÖPUL Programm verpflichten sich die Betriebe generell zu einer stark umweltorientierten Wirtschaftsweise. Auch die seit vielen Jahren im Land möglichen zusätzlichen Unterstützungen in Form von TOP UP Zahlungen tragen zur erfreulich hohen ÖPUL Teilnahme bei.“

Milchproduktion, Rinderhaltung und Alpung neben weiterer Diversifizierung der Produktion

In der Vorarlberger Landwirtschaft haben Milchproduktion, Rinderhaltung und die Alpwirtschaft einen besonders hohen Stellenwert, es werden Spitzenprodukte erzeugt und auch gut vermarktet. Fast 40.000 Tiere sind auf den Alpen, davon rund 8.300 Milchkühe und 2.200 Mutterkühe und sieben Prozent der österreichischen Alpflächen befinden sich in Vorarlberg!

Landesrat Christian Gantner: „Daneben verfolgen wir das Ziel, die Palette regionaler Spezialitäten stetig auszuweiten, es gibt dafür eine Reihe guter, erfolgreicher Beispiele im Land.“ Er verweist darauf, dass im Vergleich zu 2015 etwa die Dinkelproduktion deutlich (+65 Prozent) zugenommen hat, auch die Flächen für Gemüse (+50 Prozent) und Kartoffeln (+37 Prozent) sind in den letzten Jahren stetig gestiegen. Und innovative Kleinprojekte, seien es Pilze, Mikrogreen, Weinbergschnecken oder Heuschrecken sind marktfähig und wecken immer wieder Interesse.

Spitzenwert bei bewirtschafteten Streuwiesen und ÖPUL Naturschutzmaßnahme

In Vorarlberg befinden sich „nur“ ungefähr drei Prozent der österreichischen Landwirtschaftsflächen, aber 60 Prozent der als Streuwiesen bewirtschafteten Moore und Feuchtgebiete! Diese Flächen haben als CO2-Speicher eine hohe Bedeutung. Über 15 Prozent der Flächen nehmen an der freiwilligen ÖPUL-Maßnahme Naturschutz teil! Es ist angesichts dieser Zahlen nicht verwunderlich, dass das ÖPUL-Agrarumweltprogramm in Vorarlberg die höchstdotierte Maßnahme ist!

Programm des Europäischen Meeres-, Fischerei- und Aquakulturfonds

In der Landesagrarreferentenkonferenz wurde der Beschluss zur Umsetzung des österreichischen Programmes des Europäischen Meeres-, Fischerei- und Aquakulturfonds gefasst. In diesem Programm stehen von 2021–2027 für die Binnenfischerei, für Aquakulturprojekte und für die Verarbeitung- und Vermarktung in Summe 15 Millionen Euro an Förderungsmitteln zur Verfügung, 6,5 Millionen Euro EU Mittel. Auch das ist ein Beitrag zu einer vielfältigen Produktion und Vorarlberg wird davon profitieren können.

Projekt Alpenschutz und große Beutegreifer

Auf Initiative von Tirol und in Zusammenarbeit mit dem Verein Almwirtschaft Österreich hat die Landesagrarreferentenkonferenz eine „Kampagne zur Sicherung und Stärkung der Almwirtschaft“ beschlossen.

Landwirtschaftsminister Totschnig: „Der Wolf wird vor allem auf unseren Almen zu einem immer größeren Problem. Mein Standpunkt dazu ist klar: Wölfe, die wiederholt Nutztiere reißen, die wiederholt in Siedlungsräumen auftauchen, müssen entnommen werden können. Daher werde ich die zuständigen Bundesländer bei Gesprächen auf EU-Ebene unterstützen. Mir ist es wichtig, den Entscheidungsträgern auf EU-Ebene die speziellen Gegebenheiten der Almwirtschaft vor Ort zu zeigen, sodass sie sich persönlich ein Bild von der Situation in Österreich machen können. Mit Landwirtschaftskommissar Wojciechowski habe bereits darüber gesprochen. Mit der neuen Bewusstseinskampagne setzt die Landesagrarreferentenkonferenz einen weiteren wichtigen Schritt.“

Landesrat Gantner: „Dieses bundesländerübergreifende Projekt hat zum Ziel, einer breiten Öffentlichkeit unsere traditionell bewirtschafteten Alpen als Produktions- Natur- und Erholungsräume professionell und überzeugend zu vermitteln. Auch die Herausforderungen und Gefahren, die von großen Beutegreifern wie dem Wolf für eine stabile Alpbewirtschaftung ausgehen, werden thematisiert.“ Gantner unterstreicht dabei die Notwendigkeit, Lösungen zu finden, die die Alpwirtschaft langfristig sichern: „Dazu sind einerseits klare rechtliche Regelungen notwendig, wie sie z.B. in der Novelle der Jagdverordnung 2022 geschaffen wurden. Andererseits sind bis dorthin entsprechende Maßnahmen zur Abwehr großer Beutegreifer zu treffen, damit die Weide- und Alpwirtschaft gesichert ist. Praktische Unterstützung leistet bei Vorfällen das Beutegreifer-Notfallteam.“

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