
Grüne Wien/Malle, Stadler: 100 Schulen – 1000 Chancen oder 1000 Hürden?
Wien (OTS) – Das Programm „100 Schulen, 1000 Chancen“ droht, zu einem Spießrutenlauf der Wiener Schulen zu werden. Viele Lehrer:innen und Direktor:innen sprechen schon von „100 Schulen, 1000 Hürden“.
15 Millionen für ein spannendes Projekt
Vor über einem Jahr hat die Bundesregierung das Projekt „100 Schulen – 1000 Chancen“ vorgestellt. Ziel des Projekts war es, Schulen zusätzliche Ressourcen zur Verfügung zu stellen, die sie bedarfsorientiert und selbstbestimmt einsetzen können. Ein Team der Universität Wien soll dazu begleitend untersuchen, wie sich die zusätzlichen Ressourcen auf die Schulqualität auswirken und evidenzbasierte Erkenntnisse über Schulentwicklung gewinnen, die eine wirksame Ausweitung auf weitere Schulen ermöglicht. Die Forscher:innen der Universität haben für die Teilnahme am Programm vor allem Schulen gewählt, die bei den Bildungsstandarderhebungen entweder weit über dem für ihre Schule zu erwarteten Ergebnissen lagen oder jene Schulen, die weit unter den erwartbaren Ergebnissen lagen.
Das Projekt wurde mit einem Budget von 15 Millionen Euro ausgestattet. Aber es ist nicht möglich, diese 15 Millionen Euro über das Budget des BMBWF abzurechnen. Das Ministerium darf keine Ausgaben für zusätzliche Mittel an den Schulen tätigen. Daher läuft das ganze Projekt und das Budget über den OEAD und die Innovationsstiftung für Bildung.
Aber so einfach ist das in Wien nicht
Die Schulen hatten dann Angebote eingeholt und diese eingereicht. Unter den Wünschen waren – je nach Herausforderung und Situation an der Schule – bauliche Maßnahmen, die Anschaffung von Smartboards, der Wunsch nach zusätzlichem Unterstützungspersonal, neue Möbel oder Workshops, zum Beispiel zum Thema Gewaltprävention.
Die Meldungen ergingen an den zuständigen Schulerhalter, die Länder, in Wien die MA56. Die Rückmeldungen der MA56 waren recht schnell eindeutig: So einfach ist das nicht. Das was sich die Schulen wünschen, geht nicht. Auch, wenn der Bund das Geld bereit stellt und die Schulen bedarfsorientierte Wünsche haben, heißt das noch lange nicht, dass sie erfüllt werden.
Beispiel Smartboards
Die MA56 darf den Schulen gar keine Smartboards kaufen, das macht die für Digitalisierung zuständige MA01. Die MA56 mietet die Geräte dann nur von der MA01. Die MA01 nimmt aber das Geld vom Bund bzw dem OEAD nicht und kauft daher die Smartboards nicht. Im Übrigen wären auch noch die jeweiligen Bezirke für die Montage der Boards zuständige, die das weder budgetiert haben noch zahlen wollen.
Der Bund gibt also den Schulen Geld, um autonom jene Unterstützung anzufordern, die der Standort individuell braucht. Die Schulen melden das der MA56, die das nicht selbst machen kann, sondern die MA01 und die Bezirke braucht. Das will aber der Bund und der OEAD nicht. Daher haben die Schulen, Stand jetzt, am Ende keine Smartboards.
Verwaltung als Bremse und Frustration
In einigen anderen Fallbeispielen mit überlappenden Kompetenzen von MA56 und MA01 zeigen sich immer wieder gewaltige Hürden. Manche Projektanträge scheinen an simplen Kabeln zu scheitern.
“Da machst du als Schule mit, hast den Aufwand. Und dann, anstatt dass der Schulerhalter froh ist, dass Geld kommt, tun sie so dagegen arbeiten” (ein Lehrer)
“Ich war so geknickt, wir haben uns ur gefreut. Was wir jetzt alles machen können für die Kinder. Es ist so frustrierend. Wenn alles, was man sich wünscht, nicht geht” […] Ich wollt endlich das machen, was diese Kinder sonst nicht bekommen, weil die haben das zuhause und von den Eltern ja nicht” (eine Direktorin)
Die Grünen Wien wollen hier nun unterstützend eingreifen. Die beiden Bildungssprecher Julia Malle und Felix Stadler suchen Auswege und kommentieren die Situation:
“Das Projekt zeigt, wie absurd die Schulverwaltung und das Schulsystem aufgebaut sind. Da gibt es mal ein super Projekt, zusätzliches Geld, Schulen die arbeiten wollen, aber dann kommt die Verwaltung mit 1000 Hürden. Es kann doch nicht sein, dass interne Verwaltungshürden dazu führen, dass die Schulen keine Smartboards, Workshops oder Boulderwände bekommen, wenn das im Projekt möglich ist und sogar dazu ermutigt wird. Die Kolleg:innen vor Ort interessieren die 1000 Hürden nicht, die wollen Lösungen und haben schon genug zu tun. Alle Verantwortlichen müssen dringend Strukturen schaffen, die den Schulen autonomes Arbeiten tatsächlich ermöglichen und letzten Endes das Projekt in Wien zum Laufen bringen.”
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