„Universum History“ startet vierteilige Serie „Ikonen des Friedens“

Teil 1: „Bertha von Suttner – Die Waffen nieder!“ am 5. August um 22.35 Uhr in ORF 2, danach: „Kaiser Franz Joseph und der 1. Weltkrieg“

Wien (OTS) – Der Krieg ist so alt wie Europa – und jetzt tobt er wieder hier am Kontinent. Der aggressive Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine zerstörte die Illusion des friedlichen europäischen Miteinander. Ungehemmt drehen sich Aufrüstung und Gewaltspirale nach oben – militärisch wie verbal. Wer für Abrüstung, Verhandlungen oder gegen Waffenlieferungen ist, gilt plötzlich als naiv und verantwortungslos. Doch was heißt das in der Bewertung des Schaffens und Wirkens der gewaltfreien Kämpfer und Kämpferinnen der Geschichte, die zivilen Ungehorsam und Widerstand, Verhandlungen und Kompromisse als ihre Waffen wählten?

„Universum History“ präsentiert ab Freitag, dem 5. August 2022, um 22.35 Uhr in ORF 2 in der vierteiligen Serie „Ikonen des Friedens“ zwei Frauen und Männer, die sich dezidiert für Gewaltfreiheit aussprachen: Bertha von Suttner („Bertha von Suttner – Die Waffen nieder!“, 5. August), die österreichische Friedensnobelpreisträgerin, Pionierin der internationalen Friedensbewegung, Mahatma Gandhi („Mahatma Gandhi – Kampf ohne Gewalt“, 12. August), der mit den Prinzipien „Gewaltlosigkeit“ und „ziviler Ungehorsam“ die Unabhängigkeitsbewegung in Indien geprägt hat, Martin Luther King („Martin Luther King – ‚I have a dream‘, 19. August), den Pastor und Bürgerrechtsaktivisten, der erfolgreich mit gewaltfreien Methoden das Ende der Rassentrennung und Diskriminierung der schwarzen Bevölkerung in den USA erzwang. Und Betty Williams („Betty Williams – Nordirlands Friedensfrauen“, 26. August), die in Nordirland die Frauen der verfeindeten Bürgerkriegsparteien in der Bewegung „Peace People“ vereinte und mit landesweiten Protestmärschen für eine Beilegung der kriegerischen Auseinandersetzung protestierte. Bertha von Suttner, Martin Luther King und Betty Williams erhielten den Friedensnobelpreis, Mahatma Gandhi gilt bis heute als Ikone der Gewaltfreiheit. Alles umsonst?

„Bertha von Suttner – Die Waffen nieder!“ – 5. August, 22.35 Uhr, ORF 2

Sie war die bedeutendste Friedenskämpferin des ausgehenden 19. Jahrhunderts und wurde mit ihrem Antikriegswerk „Die Waffen nieder!“ weltberühmt. Bertha von Suttner. Ihr Roman entlarvt angeblich männliche Tugenden wie Mut, Tapferkeit und Kampfeswillen und schildert in naturalistischer Weise die Folgen der Kriegsgräuel. Suttner wird zur öffentlichen Person, tourt rund um die Welt und wird zur wichtigsten Friedensaktivistin. Von den einen für ihr Engagement bewundert, von den anderen ob ihrer Naivität verspottet, erhält sie als Anerkennung ihrer Leistungen 1905 den Friedensnobelpreis, den Alfred Nobel ihr zu Ehren gestiftet hat. Die Dokumentation von Edith Stohl und Klaus Hipfl zeigt am Freitag, dem 5. August, um 22.35 Uhr in ORF 2 in Reenactments und mit Archivaufnahmen das spannende Leben dieser Vorkämpferin der Friedensbewegungen des 20. und 21. Jahrhunderts.

Danach beleuchtet Andreas Novaks „Menschen & Mächte“-Dokumentation „Kaiser Franz Joseph und der Erste Weltkrieg“ um 23.20 Uhr die Kriegsjahre 1914 bis 1916 aus österreichischer Perspektive und bringt auch die mittlerweile vergessene Ostfront wieder in Erinnerung. Während der geografisch nähere Krieg gegen Italien, der Gebirgskampf in den Dolomiten, in der öffentlichen Erinnerung stärker haften blieb, sind die Kämpfe, aber auch die Kriegsverbrechen der k. u. k. Truppen im ehemaligen Galizien, der heutigen Westukraine, fast völlig vergessen.

Bertha von Suttner, geborene Gräfin Kinsky, stammt aus einer verarmten böhmischen Adelsfamilie und muss als 30-Jährige im Hause Suttner ihren Lebensunterhalt als Gouvernante verdienen. Dort verliebt sie sich in den um sieben Jahre jüngeren Sohn der Familie, wird entlassen und als Privatsekretärin an Alfred Nobel nach Paris vermittelt. Ihr Paris-Aufenthalt währt nur acht Tage, doch wird hier der Grundstein für ihre lebenslange Freundschaft mit Alfred Nobel gelegt. Bertha kehrt heimlich nach Wien zurück, heiratet Arthur von Suttner und flieht mit ihm in den Kaukasus, wo sie beide neun lange Jahre vom kärglichen Erlös ihrer schriftstellerischen Tätigkeit leben. 1889 veröffentlicht sie ihren Antikriegsroman „Die Waffen nieder!“. Mit der erschütternden Darstellung tragischer Einzelschicksale als Folge des Krieges trifft sie einen wunden Punkt; ihre Leserschaft ist aufgewühlt.

Über Nacht wird Bertha von Suttner berühmt und zur wichtigsten Aktivistin der Friedensbewegung, zur „Friedens-Bertha“, wie die deutschnationalen Kreise sie abschätzig nennen. Sie organisiert Friedensaufrufe, lässt Flugblätter und Broschüren drucken, um zu internationaler Solidarität aufzurufen und Feindbilder abzubauen. 1891 gründet sie die „Österreichische Gesellschaft der Friedensfreunde“, 1892 die Deutsche Friedensgesellschaft, sie nimmt an internationalen Kongressen in Bern, Antwerpen und Hamburg teil und ist 1899 an den Vorbereitungen zur ersten Haager Friedenskonferenz beteiligt. Auf monatelangen Vortragsreisen durch Europa und die USA wirbt sie für Abrüstung und die Einrichtung internationaler Schiedsgerichte, mit denen sie hofft, kriegerische Auseinandersetzungen verhindern zu können. Und sie ist überzeugt, dass den Frauen Sitz und Stimme im „Rat der Völker“ gebühre und ruft sie zu besonderem Einsatz für den Frieden auf. 1905 wird ihr der Friedensnobelpreis verliehen, den Alfred Nobel, der ihre Aktivitäten finanziell unterstützt, ihr zu Ehren gestiftet hat. Bertha von Suttner muss aber auch Spott und Ächtung ertragen. Ihre Tätigkeit wird als „unweiblich“ kritisiert. Sie aber ist von ihrer Friedensmission bis an ihr Lebensende erfüllt. Ihre größte Niederlage erlebt sie nicht mehr – sie stirbt 1914, wenige Wochen vor Beginn des Ersten Weltkriegs, vor dem sie so oft gewarnt hatte.

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