TIROLER TAGESZEITUNG, Leitartikel: “Ein gefährliches Missachten”, von Liane Pircher, Ausgabe vom Sonntag, 11. September 2022

Dem Wohl von Kindern und Jugendlichen ist Vorrang zu geben. Das wird leider ignoriert.

In Zeiten von Krisen wurde und wird gerne auf die Rechte der Kinder vergessen. Man sollte besser auf sie schauen. Nicht nur zu Schulbeginn.
   Vertrauen ist schwer aufzubauen und schnell verspielt. Politiker wissen davon angesichts der Politikverdrossenheit und massiver Vertrauensverluste in der Bevölkerung ein Lied zu singen. Davon können auch die Wahlversprechen auf schönen Plakaten – aktuell zur Landtagswahl – nicht ablenken. Besonders wenig darauf vertrauen, dass ihre Bedürfnisse und Interessen berücksichtigt werden, können Kinder und Jugendliche. Das war schon vor der Pandemie so und hat sich seitdem verschärft, wie Experten nicht müde werden zu betonen. Das hat Folgen für Gesundheit und Bildung. Die Liste der Mängel und Versäumnisse ist lang. Seitens der Politik gibt es dennoch kein Anzeichen dafür, dass Kinder und Jugendliche ab sofort prioritär behandelt werden würden. Wenn sie mitgedacht werden, dann oft nur aus Sicht der Erwachsenen: Das zeigt die Debatte über einen Rechtsanspruch auf Kinderbetreuung. Da ist keine Rede davon, was Kinder brauchen, was eine gute Betreuung ausmacht. Dabei ist es erst wenige Wochen her, dass auch in Tirol viele ElementarpädagogInnen auf die Straße gingen. Sie fordern bessere Arbeitsbedingungen, weniger Kinder in der Gruppe, mehr Personal. Antworten seitens der Politik gibt es keine. Würde wer die Rechte von Kindern, die im Bundesverfassungsgesetz verankert sind, ernst nehmen, sähe es in vielerlei Hinsicht besser aus. 

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