Konferenz: Holocaust vor der Haustür – 75 Jahre Liebenauer Prozess

Nachkriegsjustiz, Erinnerungskultur und Familiengedächtnis: LBI für Kriegsfolgenforschung, Institut für Geschichte der Uni Graz und Institut für Zeitgeschichte der Uni Wien laden zu Konferenz

Der Holocaust fand vor unserer Haustür statt. Das zeigen am Areal des ehemaligen Zwangsarbeiterlagers Graz-Liebenau gefundene Relikte, die in jüngster Vergangenheit zutage traten: Genähte Schuhsohlen, Kämme oder Knöpfe zählen zu den im Sommer 2022 entdeckten Funden.

Es sind Spuren, die an die dort begangenen Verbrechen in der Endphase des Zweiten Weltkrieges erinnern: Im April 1945 wurden zehntausende ungarische Jüdinnen und Juden vor der vorrückenden Roten Armee vom Bau des Süd-Ostwalls Richtung KZ Mauthausen „evakuiert“. Viele überlebten diese Todesmärsche nicht – aufgrund von Erschöpfung, mangelnder Versorgung oder weil sie am Wegesrand erschossen wurden. In Rechnitz, am Präbichlpaß bei Eisenerz aber auch in Graz-Liebenau kam es zu Massenerschießungen.

Diese Endphaseverbrechen wurden in der Nachkriegszeit von alliierten Gerichten und österreichischen Volksgerichten geahndet, zum Teil mit Todesurteilen. Auch im Liebenauer Prozess wurden zwei der vier Angeklagten zum Tode verurteilt und hingerichtet. _„Danach geriet der ‚Holocaust vor der Haustür‘ weitestgehend in Vergessenheit – wortwörtlich wuchs Gras über das Geschehene“_, betont Barbara Stelzl-Marx, Leiterin des LBI für Kriegsfolgenforschung und Professorin für Zeitgeschichte an der Uni Graz.

Aus Anlass des 75. Jahrestages des Liebenauer Prozesses im Herbst 1947 widmet sich eine wissenschaftliche Konferenz der Nachkriegsjustiz und Erinnerungskultur im Zusammenhang mit den Todesmärschen ungarischer Jüdinnen und Juden unmittelbar vor Kriegsende. Erstmals sprechen Nachkommen von wegen dieser Endphaseverbrechen zum Tode verurteilten Tätern über die Auseinandersetzung im Familiengedächtnis und die Bedeutung für ihre Biografie. _„Dies ist schwer auszuhalten, aber das bin ich den Opfern schuldig“_, betont die Tochter des ehemaligen Lagerleiters von Graz-Liebenau.

VERANSTALTUNGSINFORMATIONEN:

„Holocaust vor der Haustür. Todesmärsche ungarischer Juden im Spiegel von Nachkriegsjustiz und Erinnerungskultur. 75 Jahre Liebenauer Prozess“ 
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