Rotes Kreuz: Mehr als 6.000 Frauen in Österreich von weiblicher Genitalverstümmelung betroffen

Im Rahmen der Kampagne „16 Tage gegen Gewalt“ schafft Rotes Kreuz Bewusstsein zum Thema FGM; Koordinationsstelle bietet Beratung und Unterstützung

Eine Million Frauen in Europa, 200 Millionen weltweit, sind genital verstümmelt. Jährlich kommen 3 Millionen Mädchen dazu, die mit Messern, Glasscherben oder Rasierklingen einer Genitalbeschneidung ausgesetzt werden. Auch in Österreich ist weibliche Genitalverstümmelung – kurz: FGM/C für Female Genital Mutilation/Cutting – ein Thema: Laut Schätzungen leben rund 6.000 bis 8.000 betroffene Mädchen und Frauen im Land. Der Aufklärungsbedarf ist groß. Um gefährdete und betroffene Frauen zu unterstützen, startete das Österreichische Rote Kreuz gemeinsam mit dem Frauengesundheitszentrum FEM Süd, den Frauengesundheitszentren Linz und Salzburg und dem MEN-Männergesundheitszentrum die österreichweite FGM/C Koordinationsstelle. Sie bietet Beratung, Informationen und Unterstützung bei allen Fragen zum Thema weibliche Genitalverstümmelung.  

„Heute startet die internationale Aktionskampagne 16 Tage gegen Gewalt an Frauen. Die weibliche Genitalverstümmelung ist eine weitgehend unsichtbare Form der Gewalt. Für Betroffene ist es oft schwierig und schambehaftet, Hilfe anzunehmen. Dabei leiden Frauen unter den Folgen einer Beschneidung oft ein Leben lang. Von Schmerzen beim Wasserlassen, chronischen Entzündungen und Harnwegsinfektionen bis zu Depressionen und Panikattacken verursacht FGM/C enormes Leid. Durch gezielte Aufklärung arbeiten wir daran, eine Sensibilisierung und Enttabuisierung der weiblichen Genitalverstümmelung zu erreichen“, erklärt Petra Schmidt, Leiterin Gesundheit und Soziale Dienste beim Österreichischen Roten Kreuz. 

Zusätzlich zu bereits bestehenden Beratungsangeboten gibt es seit Kurzem ein österreichweites „Infotelefon“. Die kostenlose und anonyme Telefonberatung ist UNTER 01 267 7 267 erreichbar und richtet sich auch an Fachkräfte wie Ärzt:innen oder Pädagog:innen. Zehn Berater:innen informieren von Montag bis Donnerstag von 9-16 Uhr sowie freitags von 9-12 Uhr und vermitteln bei Bedarf an Beratungsstellen weiter. 

„Die bestehenden Beratungsangebote werden gut angenommen und immer mehr Frauen, aber auch Angehörige, Fachkräfte und Männer wenden sich an uns. Im ersten Halbjahr 2022 wurden über 850 Beratungsgespräche geführt, viele bedrohte Frauen und Mädchen haben so bereits Unterstützung erhalten. Dafür möchte ich mich im Namen aller Frauen, jungen Mütter und Mädchen, die diese Hilfe bekommen haben, beim Bundeskanzleramt für die Unterstützung bedanken. Um den Bedarf auch zukünftig zu decken, wird es auch über die Projektdauer hinaus wichtig sein, Fördermittel für die Koordinationsstelle zu sichern“, so Petra Schmidt. 

Das MEN-Männergesundheitszentrum schließt mit männerspezifischen Aktivitäten eine wichtige Lücke in der Präventionsarbeit. Dass eine erfolgreiche Aufklärungsarbeit möglich ist, zeigen die zahlreichen Workshops, die mit Männern aus relevanten Communitys durchgeführt werden. Die Rückmeldungen sind sehr aufbauend: „Männer haben eine zentrale Rolle im Kampf gegen FGM/C. Unsere Workshopleiter berichten, dass die Männer – wenn sie das Problem und das Thema einmal erkannt haben – sehr betroffen sind und sich klar gegen FGM/C positionieren“ berichtet Romeo Bisutti, Leiter des MEN-Männergesundheitszentrums. 
Aber auch in männerspezifischen persönlichen Beratungen kommt das Thema zur Sprache. Etwa wenn es um Schmerzen oder gesundheitliche Probleme der Ehefrauen geht, die Auswirkungen auf die ganze Familie haben. „Der Zusammenhang der gesundheitlichen Probleme, Schmerzen und Beeinträchtigungen der Partnerin und FGM/C ist vielen Männern nicht klar. In den persönlichen Beratungen kann man dazu in einem geschützten Rahmen sensible Aufklärungsarbeit leisten“ so Bissuti weiter. Die Arbeit mit Personen aus Communitys mit hohem Vorkommen von FGM/C in den Herkunftsländern zeigt auf, dass gezielte Aufklärung und Sensibilisierung auch präventiv wirken. Zusätzlich werden Multiplikator:innen ausgebildet, die diese Botschaften dann weiter tragen.

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