Oö. Volksblatt: „In der Schublade“ (von Herbert SCHICHO)

Ausgabe vom 30. November 2022

Vermutlich liegt irgendwo in einer Schublade in Eisenstadt schon seit längerem ein Konzept, wie Doskozil zuerst SPÖ-Spitzenkandidat und dann Kanzler werden könnte. Vielleicht trägt das Papier sogar den Titel „Projekt Ballhausplatz 2025“. Und dass man ausgerechnet mit einer Umfrage den ersten Schritt machen will, ist auch ein Treppenwitz der Geschichte. SPÖ-Chefin Rendi-Wagner geht zwar von ihrer Kandidatur aus, aber so recht glauben will das keiner. Da hilft auch männliche Schützenhilfe nicht, denn ob das Machtwort des Wiener SPÖ-Chefs Ludwig die Debatte verstummen lässt, darf bezweifelt werden. Einerseits ist das „Heitere Genossen-Raten“ unterhaltsam, kommt etwa ein Comeback von Ex-Chef Kern? Andererseits offenbart die Personalspekulation auch die inhaltlichen Schwachstellen der SPÖ: Rendi-Wagner hat durchaus medizinische Kompetenz und ihre Expertise während der Pandemie war glaubhaft. Aber ihre Antworten bei Inflation oder Energie sind aus der Mottenkiste und bezüglich Asyls schweigt sie überhaupt. Das sind auch die Felder, die Doskozil gerne beackert. Und er ist auch einer der wenigen SPÖ-Granden, dem man eine rotblaue Zusammenarbeit zutrauen kann. Aber zumindest eines hat die SPÖ-Chefin bereits verhindert: Dass Doskozil auch die Löwelstraße übernimmt …

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