AK: Jobgarantie hilft gegen Langzeitarbeitslosigkeit

Arbeitslosigkeit ist kein individuelles Verschulden, sondern Aufgabe für Politik

Wien (OTS) – Im November lag die Langzeitbeschäftigungslosigkeit in Österreich auf einem Rekordtief von 76.318 Langzeitarbeitslosen – das ist die niedrigste Anzahl seit 15 Jahren. Doch die aktuellen Wirtschaftsprognosen lassen befürchten, dass die Langzeitarbeitslosigkeit wieder deutlich steigen wird, wenn jetzt keine Maßnahmen gesetzt werden. Silvia Hofbauer, Leiterin der Abteilung Arbeitsmarkt und Integration der AK Wien betont: „Um eine erneute Verfestigung der Arbeitslosigkeit zu verhindern, braucht es eine Jobgarantie für Langzeitarbeitslose. Die AK hat mit der Chance 45 ein konkretes Modell auf den Tisch gelegt, mit dem Langzeitarbeitslosigkeit beseitigt werde könnte. Denn Arbeitslosigkeit ist kein individuelles Verschulden der Betroffenen, sondern muss politisch angegangen werden“.
Die Chance 45 ist eine AK-Weiterentwicklung der Aktion 20.000, die von FPÖVP abgeschafft wurde: Dabei sollen für Langzeitbeschäftigungslose, die es besonders schwer haben wieder einen Job zu finden, zusätzliche Arbeitsplätze im gemeinnützigen Bereich, etwa in Gemeinden geschaffen werden.

Auf Erfahrungen aufbauen

In Österreich gibt es bereits Erfahrungen mit einer Jobgarantie. Dabei garantiert der Staat (bzw. das AMS) einen Arbeitsplatz. Wenn es, trotz Förderungen, nicht gelingt, einen Arbeitsplatz in der Privatwirtschaft zu finden, dann übernimmt der Staat bis zu 100% der Kosten des Arbeitsplatzes und schafft, wenn nötig, neue gemeinnützige Arbeitsplätze. Durch die Einsparungen in der Arbeitslosenversicherung finanziert sich die Jobgarantie nach wenigen Jahren von selbst.
In Gramatneusiedl ist genau das geschehen. Im Herbst 2020 beschloss das AMS ein Experiment zu wagen: eine Jobgarantie für Langzeitbeschäftigungslose. Eine Evaluation von Wissenschaftler:innen der Universität Oxford zeigt die Erfolge der Jobgarantie auf:
– Die Langzeitbeschäftigungslosigkeit ist um 60% gesunken, die Arbeitslosigkeit um 20%
– Die Einkommen und die generelle Zufriedenheit der Teilnehmer:innen sind gestiegen
– Die Teilnehmer:innen fühlten sich wieder wertgeschätzt
– Die Freiwilligkeit war einer der wesentlichen Erfolgsfaktoren.
Die Aktion 20.000 im Jahr 2017 war ebenfalls eine Jobgarantie für Langzeitbeschäftigungslose, die älter als 50 waren. Auch hier hat die wissenschaftliche Evaluation den Erfolg dieser Maßnahme bestätigt.

Langzeitarbeitslosigkeit ist kein individuelles Verschulden: Es braucht politischen Willen

Die Konzepte liegen auf dem Tisch. Sowohl die Modellrechnung der Chance 45 als auch die Erfahrung in Gramatneusiedl und der Aktion 20.000 zeigen, dass eine Jobgarantie wirksam und finanzierbar ist. Damit die Langzeitarbeitslosigkeit auch bei einer Stagnation der Konjunktur nicht ansteigt, fordert die AK darum die Umsetzung der Chance 45. Mit dem Ziel 45.000 Arbeitsplätze für Langzeitbeschäftigungslose zu finanzieren, müssen dem AMS, für mindestens 4 Jahre, jährlich 300 Mio. Euro für die Umsetzung einer Jobgarantie zur Verfügung gestellt werden.

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