ORF-„matinee“: Filmporträt Eugenie Schwarzwald, „Hoch-Kultur auf der Alm – 30 Jahre Musicbanda Franui“

Außerdem: „Die Kulturwoche“ und „Ikonen Österreichs“ – am 27. August ab 9.05 Uhr in ORF 2

Wien (OTS) – Kurz vor Schulbeginn zeichnet die „matinee“ am Sonntag, dem 27. August 2023, mit der Dokumentation „Eugenie Schwarzwald:
Pionierin der Moderne“ ein spannendes Porträt der außergewöhnlichen österreichischen Pädagogin, Sozialreformerin und Frauenrechtsaktivistin. Danach gibt es „Hoch-Kultur auf der Alm – 30 Jahre Musicbanda Franui“ (9.55 Uhr): Eine Reportage über die Osttiroler Gruppe, die Mitte August ihr 30-jähriges Jubiläum mit einem hochkarätig besetzten Open-Air am Ort ihrer Gründung – der Unterstaller Alm im Villgratental – feierte. Auf „Die Kulturwoche“ (10.30 Uhr) mit aktuellen Berichten und Tipps zum heimischen Kulturgeschehen folgt zum Abschluss des von Teresa Vogl präsentierten ORF-Kulturvormittags eine Ausgabe der Reihe „Ikonen Österreichs“ (10.45 Uhr) über den Kultwagen von Strettweg – ein wertvolles archäologisches Objekt und Wunderwerk metallurgischer Technik aus dem siebenten Jahrhundert vor Christi, das eine Opferprozession auf Rädern darstellt und wohl Requisit bei kultischen Handlungen war.

„Eugenie Schwarzwald: Pionierin der Moderne“ (9.05 Uhr)

Eine junge Frau namens Eugenie Schwarzwald will im Wien des Fin de Siècle den vom damaligen Bildungssystem massiv benachteiligten Mädchen bessere Chancen auf eine selbstbestimmte Zukunft ermöglichen. Im Alter von nicht einmal 30 Jahren kauft sie kurzerhand eine Schule und engagiert als Lehrer Oskar Kokoschka, Arnold Schönberg oder Adolf Loos. Auf behördliche Sabotage ihrer revolutionären Pädagogik-Konzepte reagiert sie nicht frustriert, sondern kämpferisch. Wie kommt es, dass Schwarzwald heute so Wenigen ein Begriff ist? Regisseurin Alex Wieser bereitet dieser Pionierin der Moderne die Bühne und erzählt vom Widerstreit zwischen k. u. k.-Konservatismus und den reformerischen Kräften jener Zeit.

„Genies sind im österreichischen Lehrplan nicht vorgesehen!“ Das war die Replik aus dem Unterrichtsministerium, als Eugenie Schwarzwald wortreich, aber vergeblich gegen die behördliche Entfernung von Oskar Kokoschka aus ihrer Schule ankämpfte und seine Genialität hervorhob. Es ist erstaunlich, wie sich Schwarzwald von behördlicher Beton-Mentalität nicht abbringen ließ und ihre Ideen konsequent weiterverfolgte. Sie betrieb in ihrem Schulgebäude mehrere Bildungseinrichtungen, in der Volksschule etwa saßen Mädchen wie Buben in einer Klasse. Sie setzte auf Koedukation, weil diese „Mädchen klüger und Knaben gesitteter“ machen würde. Dabei wurde in Wien nicht einmal ihr in der Schweiz erworbener akademischer Titel anerkannt. So kam es, dass sie einen von ihr engagierten Lehrer als Schuldirektor einsetzen musste. Ein Strohmann, denn natürlich zog sie im Hintergrund weiter die Fäden. Legendär sind die Feste, die Eugenie Schwarzwald gemeinsam mit ihrem Ehemann in ihrem Salon ausrichtete:
Zum einen, weil absolutes Alkoholverbot bestand, zum anderen, weil sich dort „toute Vienne“, jedenfalls die Avantgarde der Stadt, einfand. Schwarzwald ging es nicht um das Einsammeln von Prominenz, sondern von Talenten, die sie miteinander vernetzte. Ein inniges Verhältnis pflegte sie zu Adolf Loos, der bei ihr unterrichtete und Inneneinrichtungen gestaltete. Er sollte auch ihr Lebenswerk architektonisch umsetzen – ein Schulzentrum auf dem Semmering, doch dazu kam es letztlich aufgrund der politischen Ereignisse nicht mehr. Der Jüdin Eugenie Schwarzwald gelang – schon schwer von einer Krebserkrankung gezeichnet – die Flucht vor dem NS-Regime. 1940 starb sie in Zürich.

„Hoch-Kultur auf der Alm – 30 Jahre Musicbanda Franui“ (9.55 Uhr)

Was 1.673 Meter über dem Meeresspiegel passiert, darf sich getrost Hochkultur nennen. Mit dieser Behauptung haben die Musikerinnen und Musiker der Musicbanda Franui zur Feier ihres 30-jährigen Bestehens in die Osttiroler Berge eingeladen und Klassik, Volksmusik, Jazz und Zeitgenössisches beim „Hoch Kultur Festival“ auf einer Open-Air-Bühne präsentiert. Auf Almen scheint ein Blick hinter die Kulissen einfacher. In Gesprächen mit den Künstlerinnen und Künstlern sowie durch Impressionen des Festivals zeigt die Dokumentation von Stephanie Holzschuster, wie es zur Entstehung der Musicbanda Franui kam, welche Rolle die Natur für sie und ihre Gäste spielt, was es bedeutet, Hochkultur zu leben und selbstverständlich, wie all dies in musikalischem Gewand gekleidet klingt. Zu den Festivalgästen zählten u. a. Anna Mabo & Clemens Sainitzer, Nikolaus Habjan und Tobias Moretti.

http://presse.ORF.at

OTS-ORIGINALTEXT PRESSEAUSSENDUNG UNTER AUSSCHLIESSLICHER INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS. www.ots.at
© Copyright APA-OTS Originaltext-Service GmbH und der jeweilige Aussender