„kulturMontag“: Die Wirkung von Protesten, die Kunst des Schimpfens und Provokateur und Aktionskünstler Wolfgang Flatz

Danach: „Die Ansichten des Herrn Manfred Deix“ – am 12. Februar ab 22.30 Uhr in ORF 2

Wien (OTS) – Peter Schneeberger präsentiert den „kulturMontag“ am 12. Februar 2024 um 22.30 Uhr in ORF 2, der sich u. a. mit der neuen Ausstellung „PROTEST/ARCHITEKTUR“ im Wiener MAK und der Nachhaltigkeit von Protesten beschäftigt. Weiters widmet sich die Sendung der Kunst des Schimpfens. Dazu ist Sprachwissenschafterin und Schimpfforscherin Oksana Havryliv von der Universität Wien live zu Gast im Studio. Außerdem berichtet der „kulturMontag“ über den Vorarlberger Aktionskünstler Wolfgang Flatz, der durch seine drastischen Performances als Provokateur gilt. Anschließend steht die Dokumentation „Die Ansichten des Herrn Manfred Deix“ (23.15 Uhr) anlässlich des 75. Geburtstags des 2016 verstorbenen Künstlers auf dem Programm.

Demos, Barrikaden, Sekundenkleber – Was bewirken Proteste?

Hundertausende gehen in Deutschland und Österreich auf die Straße – für Demokratie und Toleranz und gegen Faschismus und Rassismus. Auslöser dafür waren Anfang des Jahres die Recherchen des Investigativ-Netzwerks „Correctiv“, das unter dem Titel „Geheimplan gegen Deutschland“ von einem Treffen von AfD-Politikern, Mitgliedern der sogenannten Werteunion, Neonazis und Unternehmern berichtete. Auch mit österreichischer Beteiligung wurde dabei unter dem Schlagwort „Remigration“ über Pläne zur Ausweisung von Millionen Menschen mit ausländischer Herkunft aus Deutschland beraten. Wer protestiert, setzt seinen Körper ein, um sich Gehör zu verschaffen. Diese physische Erfahrung können die Besucherinnen und Besucher der neuen Ausstellung „PROTEST/ARCHITEKTUR“ im Wiener Museum für angewandte Kunst (MAK) selbst machen. Sie zeigt ein breites Spektrum von Protesten, das sich vom politischen Überlebenskampf einer Demokratie bis zum sozialen Happening für mehr Naturschutz erstreckt. Und das von friedlich bis kriegerisch geht. Der Bogen spannt sich dabei von der Juli-Revolution 1830 in Paris bis zum Sturm auf das US-Kapitol 2021. Wie nachhaltig Proteste sind und was sie bewirken können, fragt der „kulturMontag“ die ehemalige „Fridays 4 Future“-Klimaaktivistin und Gründerin des Instituts für Klimafragen Katharina Rogenhofer und den deutschen Autor Friedemann Karig.

Die Kunst des Schimpfens

Als es im November 2020 in Wien zu dem islamistisch motivierten Terroranschlag kam, reagierte ein Anrainer mit Wut und Verachtung. Sein „Schleich di, du Oaschloch“ wurde auf einem Amateurvideo verewigt und wurde später zum österreichischen Spruch des Jahres geadelt. Dass in Wien nicht nur die holde Kunst hochgehalten wird, sondern auch tiefe Sprüche, Vulgäres und Obszönes, das weiß man hierzulande spätestens seit Ernst Hinterbergers Kultfigur „Mundl“ aus der TV-Serie „Ein echter Wiener geht nicht unter“ oder Peter Handkes legendärer „Publikumsbeschimpfung“. Doch nicht nur in Österreich wird gelästert und gekeift, Fluchen ist ein weltweites linguistisches Phänomen. Während bei uns fäkal-anale Ausdrücke dominieren, sind etwa im Nahen Osten Verwandten-Beleidigungen gebräuchlich und in frommen Ländern wie Italien oder Polen herrscht Blasphemisches vor. Dass Schimpfen keine Schande ist, weiß die Sprachwissenschafterin und Schimpfforscherin Oksana Havryliv von der Universität Wien. Ihr Fachgebiet ist die Malediktologie, die Wissenschaft des Fluchens. Seit mittlerweile 30 Jahren beschäftigt sich die aus der Ukraine stammende Germanistin mit Schimpfwörtern und hat ihre Forschungsergebnisse seriös, aber launig in dem Buch „Nur ein Depp würde dieses Buch nicht kaufen“ veröffentlicht. Im Gespräch mit Peter Schneeberger verrät Oksana Havryliv live im Studio, warum Fluchen gut tut und warum sich im Zuge des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine die Sprache in ihrer Heimat mitsamt ihren Schimpfworten verändert hat.

Konsequenter Provokateur – Wolfgang Flatz in der Pinakothek der Moderne

Er ließ sich minutenlang ohrfeigen, als Auslegeware betreten, nackt mit Dartpfeilen bewerfen oder als lebender Glockenklöppel im glückseligen Walzertakt zwischen zwei Metallplatten hin- und herknallen. Der Vorarlberger Aktionskünstler Wolfgang Flatz versteht zu provozieren, bis das Blut fließ. Er hat körperliche Aggression, Täterschaft, Voyeurismus und Mitleid zu den zentralen Wahrnehmungsstrategien seiner künstlerischen Praxis gemacht, immer auf den eigenen Körper bezogen. Mit diesen und anderen Aktionen versucht er seit jeher physische und psychische Grenzen auszuloten. Der Anfang einer Reihe von Performances und Interventionen, die Flatz „Demontagen“ nennt, brachten ihn u. a. ins Gefängnis sowie per Einweisung in die Psychiatrie. „Meine Kunst, das bin ich“, sagt der heute 71-jährige, der von den Medien gerne als Tabubrecher, Provokateur und Extremist tituliert wird. Mit diesen Zuschreibungen weiß der gebürtige Dornbirner wenig anzufangen. All seine Arbeiten seien aus seinen eigenen menschlichen Erfahrungen gespeist. Seit einem lebensgefährlichen Unfall vor zwölf Jahren ist er „demütiger“ geworden, wie das einstige Enfant terrible heute sagt. Flatz legte neben seiner großangelegten Retrospektive in der Münchner Pinakothek der Moderne eine weitere drastische Aktion hin. Am 8. Februar hat er seine sogenannten „Physical Sculptures“, die Tätowierungen auf seinem eigenen Körper, versteigert.

„Die Ansichten des Herrn Manfred Deix“ (23.15 Uhr)

Er war wohl der wichtigste satirische Chronist Österreichs – der Karikaturist Manfred Deix hätte am 22. Februar seinen 75. Geburtstag gefeiert. Er scheute sich nie, den Menschen einen bitterbösen Spiegel vorzuhalten, und kämpfte bis zu seinem Tod mit scharfem Pinsel gegen die Missstände in der Gesellschaft. Ziel seiner Kritik waren Spießbürgerlichkeit und Stumpfsinnigkeit, Rassismus, Populismus und die Macht der Kirche. Wie viel Persönliches hinter seinen Zeichnungen steht, zeigt das Filmporträt von Sylwia Rotter, in dem Deix und seine Wegbegleiter Bernhard Paul, Gottfried Helnwein und auch seine große Liebe Marietta Deix zu Wort kommen.

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