„kulturMontag“ am 19. Februar: Berlinale-Highlights, neuer Hader-Film, Minichmayr-Porträt u. v. m.

Danach: Doku „Kulturkrieg – Kunst als Waffe“– ab 22.30 Uhr in ORF 2

Wien (OTS) – Einen Schwerpunkt zu den soeben gestarteten Internationalen Filmfestspielen von Berlin präsentiert der von Clarissa Stadler moderierte „kulturMontag“ am 19. Februar 2024, um 22.30 Uhr in ORF 2. So blickt die Sendung auf die Highlights des diesjährigen Festivals, zu denen u. a. Josef Haders jüngste Regiearbeit „Andrea lässt sich scheiden“ mit Birgit Minichmayr in der Titelrolle ebenso zählt wie Anja Salomonowitz’ Bio-Pic „Mit einem Tiger schlafen“, in dem ebenfalls Birgit Minichmayr – hier in der Rolle der österreichischen Malerin Maria Lassnig – zu sehen ist. Die starke Präsenz der viel gefragten Charakterschauspielerin, die am Wochenende eine weitere Premiere – in Frank Castorfs Inszenierung von Thomas Bernhards „Heldenplatz“ am Wiener Burgtheater – feiert, nimmt das Kulturmagazin zum Anlass für ein Porträt sowie ein Interview mit der Künstlerin.
Abschließend zeigt ORF 2 anlässlich zwei Jahre Ukraine-Krieg die neue Dokumentation „Kulturkrieg – Kunst als Waffe“ (23.15 Uhr).

Ab in die Provinz – Josef Haders Film „Andrea lässt sich scheiden“ bei der Berlinale

Nach der urbanen Krimikomödie „Wilde Maus“ zog es Josef Hader in seinem zweiten Regiestreich, der auf der Berlinale Weltpremiere feiert, in die Provinz. Er untersucht darin den Mikrokosmos, der ihn von Kindheit an geprägt hat. Die ebenfalls vom ORF im Rahmen des Film/Fernseh-Abkommens kofinanzierte Dramödie „Andrea lässt sich scheiden“ spielt im Weinviertel und erzählt die Geschichte einer Dorfpolizistin, die ob ihres sinnentleerten Jobs am Land als Kriminalbeamtin in der Landeshauptstadt St. Pölten reüssieren möchte. Eine Veränderung, die sie auch in ihrem Privatleben sucht. Denn Andrea, verkörpert von Burgschauspielerin Birgit Minichmayr, will sich scheiden lassen. Ihr Noch-Ehemann will das Scheitern der Beziehung jedoch nicht wahrhaben und versucht seinen Kummer auf einem Fest in Alkohol aufzulösen. Als der die Feier verlässt, wird er unabsichtlich von Andrea überfahren. Im ersten Schock begeht sie Fahrerflucht, wieder bei Sinnen findet sie am Unfallort ein bizarr anmutendes Szenario vor: Ihr toter Mann wurde noch einmal überfahren, und nun hält man Religionslehrer Franz (Josef Hader) für den eigentlichen Unfalllenker. Der „kulturMontag“ stellt den schrägen Film vor und Christian Konrad bittet Publikumsliebling Josef Hader zum Gespräch.

Raus aus der Provinz – Die unglaubliche Birgit Minichmayr

2024 scheint ihr Jahr zu sein: Denn Birgit Minichmayr glänzt nicht nur in Josef Haders Dramedy, sondern auch in dem, auch vom ORF im Rahmen des Film/Fernseh-Abkommens unterstützten experimentellem Bio-Pic „Mit einem Tiger schlafen“ von Anja Salomonowitz, das ebenfalls bei der Berlinale uraufgeführt wird. Darin schlüpft die gebürtige Linzerin in die Rolle der exzentrischen Kärntner Künstlerin Maria Lassnig. Es ist die erste abendfüllende Annäherung an die wohl bedeutendste österreichische Malerin der Kunstgeschichte, die erst spät zu Weltruhm kam. Zärtlich, ohne die leiseste Verklärung nähert sich Salomonowitz Maria Lassnig, die trotz aller Widrigkeiten ihre Karriere beharrlich verfolgte, als eine der wenigen Frauen in der NS-Zeit eine Ausbildung an der Akademie begann, um später die Dogmen der Kunstwelt ebenso hinter sich zu lassen wie männliche Neider. Lassnig eroberte neue Medien und eilte ihrer Zeit voraus, immer von ihrer Liebe zur Kunst getrieben. Grandios und ohne Schminke spielt Minichmayr die Malerin, der man nachsagt, sie sei alterslos gewesen in all ihren Lebensphasen.
Bevor sie nach Berlin zu den Film-Premieren eilt, steht Minichmayr allerdings auf den Brettern, die ihr die Welt bedeuten. Am Wiener Burgtheater ist sie in Frank Castorfs Inszenierung von Thomas Bernhards Drama „Heldenplatz“, das bei seiner Uraufführung 1988 zum Skandal wurde, zu sehen. Der „kulturMontag“ berichtet über die aufsehenerregende Inszenierung von Bernhards letztem Stück über eine aus dem Exil zurückgekehrte jüdische Professorenfamilie. Castorf will die Traumata der Geschichte nicht als mittlerweile gefällige Österreich-Beschimpfung verstanden wissen, sondern als einen Text von historischer Tiefe über Themen, die – hierzulande und anderswo – nach wie vor höchst aktuell sind: Antisemitismus, Vertreibung, Flucht, Exil – und Geschichtsvergessenheit.
Kurz vor den Premieren hat Clarissa Stadler Birgit Minichmayr im Burgtheater zum Gespräch über ihre intensive Spielleidenschaft, ihre Liebe zur Burg und ihre Ablehnung sozialer Medien getroffen.

Fern der Provinz – Die Highlights der 74. Berlinale

Glitzer und jede Menge Glamour hat die diesjährige Berlinale – zum letzten Mal unter der Leitung des Duos Mariëtte Rissenbeek und Carlo Chatrian – zu bieten. Schon zum Auftakt weht ein Hauch von Hollywood-Glanz: „Oppenheimer“-Star Cillian Murphy eröffnet das wichtigste Filmfestival Deutschlands mit seinem neuesten Film „Small Things like These“, die hochkarätig besetzte Jury übernimmt Oscar-Preisträgerin Lupita Nyong’o, Regielegende Martin Scorsese wird mit dem Golden Ehrenbären ausgezeichnet und internationale Größen wie Kristen Stewart, Sharon Stone oder Adam Sandler sorgen auf dem roten Teppich für Kreisch-Alarm. 20 internationale Filme rittern diesmal um den begehrten Goldenen Bären. Mit dabei das heimische Regie-Duo Veronika Franz und Severin Fiala mit dem Historien-Schocker „Des Teufels Bad“ – ein abgründiges Psychodrama über eine junge Frau im 18. Jahrhundert, die aus ihrer erzwungenen Ehe ausbrechen will und zur Mörderin wird. Anja Plaschg, besser bekannt als Musikerin „Soap & Skin“, spielt die Hauptrolle in dieser weiteren, vom ORF im Rahmen des Film/Fernseh-Abkommens mitfinanzierten Produktion, die auf historischen Protokollen basiert und ein bisher unbeleuchtetes Kapitel europäischer Frauengeschichte in den Fokus stellt. Einer wahren Geschichte widmet sich auch ihr deutscher Kollege Andreas Dresen. „In Liebe, eure Hilde“ mit Liv Lisa Fries in der Titelrolle erzählt die Geschichte der Widerstandskämpferin Hilde Coppi, die der Gruppe „Rote Kapelle“ angehörte. Angesichts der aktuellen Debatten über Rechtsextremismus will Dresen mit seinem Film über den Widerstand im NS-Regime zum Nachdenken anregen.

Dokumentation „Kulturkrieg – Kunst als Waffe“ (23.15 Uhr)

Mit ihrem enormen Widerstandswillen gegen den russischen Angriffskrieg hat die Ukraine die Welt überrascht. Dabei kommen Kunst und Kultur eine besondere Bedeutung zu. Denn: Die russischen Angriffe gelten nicht nur dem militärischen Gegner, sondern auch Museen, Denkmälern, Kirchen und Theatern. Sie richten sich nicht nur auf ukrainisches Gebiet, sondern auch auf die ukrainische Identität. Russland führt einen Krieg, der darauf abzielt, die Ukraine als selbstständige Nation zu vernichten. Doch nach zwei Jahren Krieg wird deutlich, dass sowohl das ukrainische Nationalgefühl als auch die Kunst stärker geworden sind, je länger der Konflikt dauert. Der Krieg hat die ukrainische Kunst und Kultur stärker, bunter und unverwechselbarer sowie die Kulturszene vitaler – und nationaler – gemacht denn je zuvor. Die Kunst ist eine weitere Frontlinie, ein anderes Schlachtfeld. Sie ist Hoffnung und Zuversicht, ein Bunker und eine Panzerung. Vor allem aber ist Kunst eine Waffe.
Regisseur und Autor Philipp Kohlhöfer zeigt in der deutsch-ukrainischen Dokumentation „Kulturkrieg – Kunst als Waffe“, wie ukrainische Künstler:innen an zwei Fronten kämpfen: im Schützengraben und in der Kunst. Durch ihre Stimmen und ihr Schaffen wird deutlich, wie der Krieg die Kunst beeinflusst und von ihr beeinflusst wird – und sie letztlich eine entscheidende Rolle beim Widerstand spielt.
Der Film begleitet ukrainische Künstler:innen vom Konzertsaal an die Front, vom Bunker ins Atelier und zeichnet ein eindrucksvolles Bild ihrer Kämpfe für ihre Kultur und das Überleben ihres Landes. Dabei beleuchtet er die Bedeutung der ukrainischen Kultur in einem breiteren Kontext und erklärt das kulturelle Erbe sowie den Kampf für ein nationales Bewusstsein. Neben Stars wie Andrij Khlyvnyuk, Taras Topolia und Andrii Yermolenko spricht die First Lady der Ukraine, Olena Selenska, exklusiv über kulturelle Initiativen, die darauf abzielen, die Rolle der ukrainischen Kultur auf der internationalen Bühne zu stärken.

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