Sobotka: „Nie wieder!“ bedeutet, an der Seite Israels und des jüdischen Volkes zu stehen

Gedenken im Parlament an die Opfer des Terroranschlags vom 7. Oktober 2023 Gedenken im Parlament an die Opfer des Terroranschlags vom 7. Oktober 2023

Am 7. Oktober 2023 wurde das schlimmste Massaker an Jüdinnen und Juden seit der Shoah verübt. Terroristen der Hamas und anderer islamistischer Terrororganisationen überfielen mehrere israelische Ortschaften an der Grenze zum Gazastreifen sowie ein Musikfestival. Um die 1.200 unschuldige Menschen wurden dabei auf grausame Weise ermordet, Tausende verletzt. Rund 240 Geiseln wurden von den Terroristen in den Gazastreifen verschleppt. Von diesen wurden unterdessen etwa 20 nachweislich ermordet oder kamen im Zuge der Kriegshandlungen in Gaza ums Leben, 120 konnten befreit werden. Derzeit befinden sich noch immer 101 Personen in der Gewalt islamistischer Terrororganisationen.

Mit einer Veranstaltung gedachte das österreichische Parlament heute Vormittag auf Einladung von Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka der Opfer dieses Terroranschlags und bekundete die Solidarität mit den betroffenen Familien.

SOBOTKA: ÖSTERREICH STEHT AN DER SEITE ISRAELS

Die Bilder der fürchterlichen Zerstörungen in den Kibbutzim Kfar Aza und im Kibbutz Beeri, die er vor knapp einen Jahr gesehen habe, seien ihm immer noch eindrücklich im Gedächtnis, sagte Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka. Diese Orte seien von Menschen bewohnt gewesen, die Gegensätze überwinden und eine gemeinsame Zukunft bauen wollten. Die Forderung „Nie wieder!“ sei heute ein Auftrag, unverbrüchlich an der Seite Israels und des gesamten jüdischen Volkes zu stehen und jeder Manifestation des Antisemitismus entschlossen entgegenzutreten.

Sobotka betonte, dass keine Täter-Opfer-Umkehr, wie sie unter dem Vorwand der Kritik an Israel immer wieder versucht werde, zugelassen werden dürfe. Die Veranstaltung wolle der Opfer gedenken, aber auch daran erinnern, dass immer noch Geiseln in der Gewalt der Terroristen seien. Um sie zu befreien, müssten alle Anstrengungen der internationalen Gemeinschaft unternommen werden. Gedenken habe nur dann einen Sinn, wenn es eine veränderte Haltung im Alltag bewirke. Diese Botschaft wolle die heutige Veranstaltung hinaustragen.

DIE FORDERUNG „BRING THEM HOME!“ BLEIBT AKTUELL

Weitere Statements zum Gedenktag gaben Ariel Muzicant, Präsident des European Jewish Congress, Oskar Deutsch, Präsidenten der Israelitischen Kultusgemeinde Wien, sowie der Botschafter des Staates Israel in Österreich, David Roet, ab. Sie erinnerten an die Opfer des 7. Oktober und riefen dazu auf, die immer noch gefangenen Geiseln nicht zu vergessen und alles zu tun, um sie nach Hause zu bringen.

Ariel Muzicant wandte sich gegen die aus seiner Sicht einseitige Forderungen an Israel zu einem Waffenstillstand. Er kritisierte, dass zu lange eine Politik des „Appeasements“ betrieben worden sei, deren Erfolglosigkeit sich nun zeige. Die internationale Gemeinschaft müsse die verschiedenen Akteure im Nahen Osten, die den Konflikt weiter antreiben, zur Verantwortung ziehen und alles tun, damit sie ihre Aggressionen gegen Israel einstellen. Vor allem gegenüber dem Iran, dessen Regime Israel seit Jahrzehnten die Vernichtung androhe, müsse Europa eine geschlossene und entschlossene Haltung zeigen, forderte Muzicant.

Oskar Deutsch sagte, der Islamismus sehe Israel deswegen als Feind, weil es für westliche und demokratische Werte stehe. Leider sei festzustellen, dass islamistische Propaganda auch in Österreich verbreitet werde. Deutsch forderte daher ein entschlossenes Vorgehen der Justiz gegen antisemitische und islamistische Manifestationen in Österreich. Der Präsident der Israelitische Religionsgesellschaft in Österreich dankte allen, die für die Sicherheit der jüdischen Gemeinden und Einrichtungen in Österreich sorgen und damit jüdisches Leben überhaupt möglich machen.

Botschafter David Roet erinnerte daran, dass die Menschen in Israel auch in diesen Stunden Bedrohungen durch Angriffe ausgesetzt seien. Israel nehme sein Selbstverteidigungsrecht wahr und tue alles, damit sich ein 7. Oktober nie mehr wiederholen könne. Die internationale Gemeinschaft müsse ihre Verantwortung wahrnehmen und den Aggressoren in der Region entgegentreten, um Frieden möglich zu machen. Das sei nicht etwa ein „Geschenk an Israel“, sondern im Interesse der gesamten Welt.

ANGEHÖRIGE VON GEISELN GEBEN DIE HOFFNUNG NICHT AUF

Im Anschluss daran sprach der Oberrabbiner der IKG Wien, Jaron Engelmayer, Gedenkworte für die Ermordeten des 7. Oktobers. Entsprechend der jüdischen Tradition seien sie als Märtyer:innen zu betrachten, da sie nur aufgrund ihres Jüdisch-Seins getötet wurden. Der Talmud sage „Wer eine Seele rettet, dem wird es angerechnet, als habe er die ganze Welt gerettet. Wer ein Leben zerstört, dem wird es angerechnet, als habe er die ganze Welt zerstört“. Jede/r Ermordete hinterlasse eine schmerzhafte Lücke, die nicht gefüllt werden könne in der Familie, im jüdischen Volk und in der Welt.

Während 12 Kerzen in Erinnerung an die 1.200 Ermordeten entzündet wurden, sang der Oberkantor der IKG Wien, Shmuel Barzilai, das jüdische Totengebet „El male rachamim“.

Nach einer Schweigeminute erinnerten Marianne Mamat-Grinberg und Shoval Abend Plotzki an ihre Familienangehörigen, die seit dem 7. Oktober 2023 als Geiseln festgehalten werden.

Mamat-Grinberg sprach über ihren Neffen Bar Kupershtein. Er sei als Sanitäter während des Nova Music Festivals im Einsatz gewesen. Ein Freund, der sich retten habe können, hätte berichtet, dass Bar sich geweigert habe, die Verletzten in Stich zu lassen. Nachdem der Kontakt abgebrochen sei, habe die Familie versucht, über Social Media Kanäle Informationen zu erhalten. Auf Telegram seien dann Bilder aufgetaucht, die ihn mit anderen gefesselt am Boden liegend in Gaza gezeigt hätten. Die Familie lebe seitdem in ständiger Angst um sein Leben. Sie appelliere an die Welt, ihn nicht aufzugeben.

Shoval Abend Plotzki stellte seinen Onkel Ohad Ben Ami vor, der am 7. Oktober 2023 mit seiner Ehefrau Raz aus dem Kibbutz Beeri in den Gazastreifen verschleppt wurde. Während Raz freigelassen wurde, fehle von Ohad immer noch jede Spur. Die Anstrengungen, ihn und die anderen Geiseln zu befreien, dürften nicht aufhören. Der Terrororganisation Hamas müsse jede Form der Unterstützung entzogen werden. Er bitte alle, sich zu fragen: „Was kann ich tun?“. (Schluss) sox

HINWEIS: Fotos von dieser Gedenkveranstaltung finden Sie im Webportal des Parlaments.

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