
Maurer/Grüne: Lehrpersonalmangel – „System läuft heiß. Das Ministerium muss endlich Antworten liefern“
Zum aktuellen Rechnungshofbericht über den Einsatz von Lehrpersonal zeigt sich Sigi Maurer, Bildungssprecherin der Grünen, tief besorgt: „Das System läuft heiß – Lehrerinnen und Lehrer kämpfen an vorderster Front mit Mehrarbeit, fachfremdem Unterricht, Sonderverträgen und ständiger Improvisation. So kann man keine nachhaltige Bildungspolitik betreiben. Wer das Bildungssystem ernst nimmt, muss jetzt handeln.“
Die Teilzeitquote liegt inzwischen bei fast 40 Prozent – ein klares Zeichen dafür, dass die Arbeitsbedingungen im Schulbetrieb nicht mehr zur Lebensrealität vieler Lehrer:innen passen. Für Maurer ist klar: „Das ist kein Lifestyle-Phänomen, das ist ein Hilfeschrei. Wenn fast die Hälfte der Lehrkräfte nur Teilzeit arbeitet, dann stimmt etwas im System nicht. Offenbar ist Vollzeit unter den aktuellen Bedingungen kaum noch zumutbar. Darüber wird aber lieber geschwiegen als gehandelt.“
Der Rechnungshofbericht zeigt außerdem, dass rund ein Drittel des Unterrichts an Mittelschulen fachfremd gehalten wird, in Tirol fast die Hälfte – in Fächern wie Informatik oder Digitale Grundbildung liegt der Anteil sogar bei 80 bis 90 Prozent. Maurer: „Das zeigt, wie sehr das System am Limit arbeitet. Schülerinnen und Schüler verdienen qualifizierten Unterricht – nicht Notlösungen auf Dauer.“
Auch beim Quereinstieg sieht Maurer dringenden Handlungsbedarf: „Über 2.400 Menschen wurden aufwendig zertifiziert, aber nur 700 unterrichten tatsächlich. Da läuft beim Recruiting etwas grundsätzlich falsch. Quereinsteigerinnen und Quereinsteiger sind keine Bittsteller – wer sie gewinnen will, muss transparent informieren, sie ernst nehmen und attraktive Bedingungen schaffen.“ Ebenso kritisch sieht Maurer den Einsatz von Lehramtsstudierenden mit durchschnittlich 68 ECTS: „Junge Menschen ohne echte Ausbildung vor eine Klasse zu stellen ist fahrlässig – den Schülerinnen und Schülern genauso wie den Studierenden gegenüber.“
Dass das Bildungsministerium laut Rechnungshof keinen vollständigen Überblick über die Lehrkräfte hat, die es selbst finanziert, sei schlicht untragbar: „Das Bildungsressort agiert im digitalen Zeitalter noch immer ohne verlässliche Datenlage. Wer die Zukunft der Schule gestalten will, muss wenigstens wissen, wer dort was unterrichtet“, so Maurer.
Die Bildungssprecherin der Grünen fordert ein Umdenken auf allen Ebenen: „Statt weiter im Blindflug zu steuern, brauchen wir klare Zuständigkeiten, ein modernes Personalmanagement und endlich Mut zur strukturellen Reform – auch bei Stundentafel und Fächerstruktur. Es ist Zeit, das System neu aufzustellen. Das sind wir unseren Kindern, den Eltern und allen, die täglich in der Schule ihr Bestes geben, schuldig.“
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