
Auseinandersetzung mit Anti-Doping-Maßnahmen im Sportausschuss
Sportinitiativen der Opposition wurden vertagt
Im Sportausschuss des Nationalrats wurde heute der Jahresbericht der „Nationalen Anti-Doping Agentur Austria“ (NADA Austria) besprochen. Sport-Staatssekretärin Michaela Schmidt bekannte sich zum sauberen Sport mitsamt starker Kontrolle.
Die sportpolitischen Anliegen der Opposition wurden vertagt. Das betrifft Initiativen der Grünen zum Sportbericht, zur täglichen Bewegungseinheit für Kinder und Jugendliche und zur Umsetzung einer Mountainbike-Strategie sowie FPÖ-Forderungen rund um die Sportförderung. Ein Pilotprojekt, um die Sportförderung mit Leistungsvereinbarungen zu verknüpfen, sei laut der Staatssekretärin in Planung.
FOKUS DER NADA-PRÄVENTIONSARBEIT AUF NAHRUNGSERGÄNZUNGSMITTEL
Der aktuelle Jahresbericht der NADA (III-60 d.B.) beschäftigt sich mit dem Jahr 2023. In diesem gab es im Vergleich zum Vorjahr insgesamt einen leichten Rückgang bei der Gesamtzahl genommener Dopingproben, der mit weniger bestellten Dopingkontrollen, etwa aufgrund geringerer Großveranstaltungen begründet wird. Beauftragt wurden 2023 568 solcher Proben, 15,8% weniger als 2022.
Im Bereich des „nationalen Programms“ seien die Kontrolltätigkeiten hingegen um 3,6 % gesteigert worden. Im Jahr 2023 umfasste es 2.344 gezogene Proben, wovon 1.283 Urin- und 452 Blutproben außerhalb sowie 481 Urin- und 128 Blutproben bei Wettkämpfen abgenommen wurden. Damals lag der Fokus bei der begonnenen Kontrolle potenzieller Teilnehmer:innen der Olympischen und Paralympischen Spiele in Paris 2024.
Die Auswahl der Athlet:innen für den nationalen Testpool basiere auf einem „Risk Assessment“, erfuhr FPÖ-Mandatar Manuel Pfeifer von einem NADA-Experten. Der Fokus liege bei Trainingskontrollen. Um eine faire Testverteilung zu gewährleisten, sei die Abstimmung mit internationalen Partnerorganisationen notwendig, konnte Heike Eder (ÖVP) in Erfahrung bringen. Grundsätzlich hinke man den Dopingmethoden immer hinterher. Es brauche immer zuerst die Mittel, dann erst gebe es die Möglichkeit der Analyse, sagte der Experte zu den Abgeordneten Christoph Zarits (ÖVP) und Harald Schuh (FPÖ). Im Bereich Analytik und Forschung sei man aber gut aufgestellt. Mittels Langzeitlagerung könne auf neue Substanzen reagiert werden.
Die NADA leistet auch Präventionsarbeit. Dafür interessierten sich die Abgeordneten Christoph Zarits (ÖVP), Andreas Haitzer (SPÖ) und Lukas Hammer (Grüne). Mit den Verbänden würden im Zuge der Jahresgespräche jeweilige Präventionspläne entwickelt werden, erklärte ein NADA-Experte. Unterm Strich seien diese sehr fruchtvoll. Die NADA-Präventionsmaßnahmen werden evaluiert, um in Zukunft noch zielgerichteter zu agieren, etwa bei Schulprogrammen, so eine weitere Auskunft. Die E-Learning-Kurse wurden bereits ausgerollt.
Ein Schwerpunkt bei der Präventionsarbeit sei das Thema Nahrungsergänzungsmittel, ließ der NADA-Experte wissen. Heike Eder, Christoph Zarits (beide ÖVP) und Markus Leinfellner (FPÖ) hatten nachgefragt. Besonders bei jungen Sportler:innen sei dies ein großes Thema. Ihnen soll vermittelt werden, dass sie anhand einer Liste geprüfter Mittel auf sichere Substanzen zurückgreifen können. Im Internet gebe es nämlich leider einen „Wildwuchs“ dubioser Quellen für Nahrungsergänzungsmittel, die verunreinigt sein könnten, so der Experte. Eine App, wie es sie zur Medikamentenabfrage gibt, gebe es für Nahrungsergänzungsmittel allerdings nicht.
Von SPÖ-Mandatar Paul Stich wurden die „Enhanced Games“ angesprochen. Dabei handelt es sich um eine in den USA geplante Sportveranstaltung, wobei bewusst Doping eingesetzt werden soll. Nicht nur seitens der NADA ist die Veranstaltung „ein Dorn im Auge“, auch Sport-Staatssekretärin Michaela Schmidt betonte, dass sie ein schlechtes Licht auf den Sport werfe und die Anti-Doping-Bemühungen untergrabe. Sie brachte ein klares Bekenntnis zum sauberen Sport mitsamt starker Kontrolle zum Ausdruck.
Der NADA-Jahresbericht 2023 wurde vom Fachausschuss einstimmig angenommen und enderledigt.
FPÖ GEGEN EINSPARUNGEN BEI DER SPORTFÖRDERUNG UND FÜR REFORM IM SINNE DER LEISTUNGSVEREINBARUNG
Zu einem späteren Zeitpunkt weiterdebattiert wird eine FPÖ-Initiative zur Reform der Sportförderung (66/A(E)). Um Sportverbänden und Sportvereinen mehr Planungssicherheit zu geben, sollten verbindliche mehrjährige Leistungsvereinbarungen mit klaren und messbaren Zielvorgaben eingeführt werden, so der Vorschlag. Die Fördervergabe sollte transparenter und effizienter gestaltet sowie Bürokratie reduziert werden, meinte Markus Leinfellner (FPÖ). Es brauche seiner Ansicht nach eine klare Trennung zwischen Fördergeber und Fördernehmer. Bei Nichteinhaltung der vereinbarten Ziele sollte es zu Sanktionen kommen.
Petra Tanzler (SPÖ) und Juliane Bogner-Strauß (ÖVP) verwiesen auf bereits laufende Gespräche mit dem organisierten Sport zu diesem Thema, woraufhin Sport-Staatssekretärin Michaela Schmidt konkretisierte, dass bereits ein entsprechendes Pilotprojekt in Vorbereitung sei. Risiken müssten aber noch ausgelotet werden, etwa hinsichtlich der Frage, was Ausfälle für die finanzielle Ausgestaltung eines Verbandes bedeuten würden. Im Spitzensport könnten Leistungsvereinbarungen zu Verwerfungen führen. Lukas Hammer (Grüne) bezweifelte, dass ein solches Instrument tatsächlich zur Entbürokratisierung führe.
Ebenfalls vertagt wurde ein Entschließungsantrag der FPÖ, in dem die Bundesregierung aufgefordert wird, von Kürzungen im Sportbereich abzusehen und stattdessen Maßnahmen zu setzen, die Kindern und Jugendlichen, der Gesundheit der Bevölkerung sowie dem Ehrenamt zugutekommen (292/A(E)). „Sparen im Sport ist Sparen am falschen Ort“, meinte FPÖ-Sportsprecher Markus Leinfellner angesichts des Bewegungsmangels bei Kindern und den steigenden Gesundheitskosten. Christoph Zarits (ÖVP) rechtfertigte die Konsolidierungsmaßnahmen, sprach aber auch von einer möglichen Novelle des Glücksspielgesetzes, um künftig Mehreinnahmen für den Sport zu lukrieren.
GRÜNE FÜR GESETZLICHE VERANKERUNG DES SPORTBERICHTS, MOUNTAINBIKE-STRATEGIE UND AUSBAU DER TÄGLICHEN BEWEGUNGSEINHEIT
Die tägliche Bewegungseinheit sollte langfristig strukturell und finanziell abgesichert und ihr Ausbau weiter vorangetrieben werden, meinen die Grünen (316/A(E)). Immerhin hätten die Ergebnisse der Pilotphase eine hohe Akzeptanz und positive Auswirkungen auf das Schulklima und das Bewegungsverhalten der Kinder gezeigt. Vorerst sei der entsprechende Haushaltplan zwar von Kürzungen verschont geblieben, aber man „hantle sich von Budget zu Budget“, sagte Lukas Hammer (Grüne). Er sprach sich für eine langfristige Absicherung aus. Da der 15-prozentige Ausrollungsgrad dem Sportressort rund 15 Mio. Ꞓ koste, würde das Budget der allgemeinen Sportförderung bei einer Vollausrollung jedenfalls überstiegen werden, sagte die Staatssekretärin. Der interministerielle Dialog dazu würde aber ebenso laufen wie Gespräche mit den Bundesländern. Laut Henrike Brandstötter (NEOS) gebe es noch viele rechtliche Hürden zu bewältigen. Dieser Verhandlungsgegenstand wurde vom Sportausschuss vertagt.
Angesichts des gestiegenen Nutzungsdrucks auf Wander- bzw. Waldwege durch die wachsende Popularität des Mountainbike-Sports sei die Gesetzeslage überholt, meinen die Grünen und pochen auf die Umsetzung einer Strategie (206/A(E)), die von der Vorgängerregierung eingeleitet wurde. Das Problem liege beim Forstgesetz aus dem Jahr 1975, das ein Befahren von Forststraßen und Wanderwegen grundsätzlich verbiete. Damals habe es Mountainbikes allerdings noch gar nicht gegeben, gab Lukas Hammer (Grüne) zu bedenken. Eine Koordinierungsstelle sei wichtig, um die unterschiedlichen Interessen aller Beteiligten unter einen Hut zu bringen, sagte Agnes Sirkka Prammer (Grüne). Unter Verweis auf die dafür derzeit laufende Ausschreibung wurde auch dieses Anliegen vertagt.
Mit Verweis auf konkrete Vorhaben vertagt wurde außerdem eine Initiative der Grünen, um eine jährliche Vorlage des Sportberichts gesetzlich zu verankern (205(A(E)). Laut Staatssekretärin Michaela Schmidt sei dies im Rahmen der Sammelnovelle der Informationsfreiheits-Anpassungsgesetze geplant. (Schluss Sportausschuss) fan
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