Elisabeth Köstinger in Ö3-„Frühstück bei mir“: „Ich kann keine Wunder wirken und nicht über Wasser gehen.“

Die Umweltministerin spricht auf Ö3 über Maßnahmen zum Klimaschutz, Papstaudienz mit Baby und den Tod ihres Bruders.

Wien (OTS) – Vor ihrer Abreise zur Weltklimakonferenz im polnischen
Kattowitz war Umweltministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP) in
Ö3-„Frühstück bei mir“ zu Gast und wies auf die Pläne der Regierung
zur Reduzierung der CO2-Emission hin: „Ein Beispiel ist, dass die
österreichischen Bundesbahnen nach wie vor zu einem Viertel über
Dieselloks angetrieben werden. Wir wollen in Österreich die Bahn
komplett elektrifizieren, also auch hier eine massive Einsparung von
CO2 zustande bringen. Ein anderes ist das E-Mobilitätspaket, wir
wollen auf saubere Mobilität umstellen, und wir haben Förderanreize
auf der einen Seite und sehen aber auch am Beispiel von anderen
Ländern, dass vor allem eben gratis parken als Anreiz wirklich die
Überlegung ins Positive bringt, sich dann ein E-Auto beispielsweise
anzuschaffen. Und so wollen wir die Menschen davon überzeugen, dass
der Schritt hin zu sauberer Mobilität wirklich einen Vorteil für
jeden einzelnen hat, und eben dazu auch noch das Klima schützt.“

Die 40-jährige, die seit einem Jahr das Ressort für Nachhaltigkeit
und Tourismus innehat, erklärte: „Ich möchte den Klimaschutz in
Österreich zu einer echten Bewegung machen. Und ich brauche jeden
Einzelnen in diesem Land, damit uns diese Mammutaufgabe auch wirklich
gelingen kann.“ Die oft geäußerte Kritik, Österreich würde Klimaziele
verfehlen und – wie Greenpeace erst vorgestern meldete – die
Ministerin würde dringend notwendige Maßnahmen zu langsam umsetzen
und „in Sachen Umweltschutz versagen“, konterte Köstinger so: „Also
Kritik ist absolut richtig und wichtig, aber dass es für viele NGOs
natürlich auch ein Geschäftsmodell ist, einfach permanent alles zu
verurteilen und als zu schlecht und zu wenig darzustellen, ist
mittlerweile auch bekannt. Weil mir permanent vorzuwerfen, dass ich
nichts tue, entspricht nicht der Wahrheit, ich kann nur halt auch
keine Wunder wirken und nicht über Wasser gehen, ich kann nur
sukzessive Maßnahmen abarbeiten und so gut es geht einfach auch die
Bevölkerung und die Menschen in diesem Land mitnehmen.“ In jedem Fall
zeigte sich Köstinger, trotz apokalyptischer Zukunfts-Szenarien, die
auch auf der Weltklimakonferenz behandelt werden, optimistisch: „Wir
haben das Ozonloch und viele Probleme auch mit einer Änderung des
Verhaltens verbessern können, deshalb glaube ich, dass wir eine echte
Trendumkehr zustande bringen können.“

Nach Polen reist die Umweltministerin heute „mit dem Zug“, begleitet
von ihrem Lebensgefährten Thomas Kassl und ihrem sechs Monate alten
Baby: „Mein Sohn ist immer mit dabei“, erzählte Köstinger in
Ö3-„Frühstück bei mir“ und berichtete auch über die Herausforderung,
gleichzeitig stillende Mutter und voll arbeitende Ministerin zu sein:
„Der Grund, warum das bei uns funktioniert, ist mein Partner, den ich
über alles liebe, aber der in den letzten Monaten einfach auch
gezeigt hat, was ein echter Mann wirklich ist. Er kümmert sich so
großartig um unser Baby, ich hab wirklich nie meinem Sohn gegenüber
ein schlechtes Gewissen gehabt, weil ich einfach sehe, dass ihm
nichts fehlt. Die zwei machen das einfach in einem ja ungeahnten
Ausmaß großartig, dass es auch mir möglich ist, meinen Job so zu
machen.“ Die größte Aufgabe sei die Organisation des Arbeitstages,
dass die Mutter auch in der Nähe ist, wenn das Baby Hunger hat. „Ich
bin sehr viel im Parlament, wo ich dann sehr lange oft auf der
Regierungsbank sitze und dann ist es natürlich zumeist nicht so wie
man es geplant hat. Aber es hat mittlerweile alle Varianten bei uns
gegeben, wo ich bereits gestillt habe, auch auf Autobahnraststätten
natürlich.“ Auch bei der Papstaudienz am 21. November war Sohn Lorenz
mit dabei und machte sich gerade bemerkbar, als Köstinger Papst
Franziskus die Hand schüttelte: „Da haben wir eine Flasche
mitgehabt,“ lachte Köstinger im Ö3-Gespräch, „ich hab‘ Lorenz im
Hintergrund gehört, weil – wenn er hungrig wird – dann fängt er so an
zu singen. Aber der Malteserorden, der dort auch vor Ort ist, hat
dann das Flascherl warm gemacht und der Lorenz hat dann während der
Papstaudienz eine Mahlzeit genießen können. Es ist eben extrem
wichtig auch ein gewisses Maß an Gelassenheit an den Tag zu legen,
das war mit Sicherheit, was ich am allermeisten lernen musste.“

Auch über ein prägendes Erlebnis ihrer eigenen Kindheit und Jugend
sprach die gebürtige Kärntnerin zum ersten Mal öffentlich mit
Ö3-Moderatorin Claudia Stöckl – ihr Bruder Johannes war im Alter von
zehn Jahren gestorben. Köstinger auf Ö3: „Er hat von Geburt an an
einer Stoffwechselerkrankung gelitten, man hat nie herausgefunden,
was es genau war.“ Und die Ministerin erinnerte sich weiter auf Ö3 an
ihren Bruder, der zuhause gepflegt wurde: „Er hat eigentlich auch
immer mit Schmerzen zu kämpfen gehabt, hat auch nicht schlucken und
essen können. Ich habe sehr lange auch nicht sagen können, dass mein
Bruder eigentlich sehr schwer behindert war. Ich hab‘ mir da
unglaublich schwer getan das auszusprechen, weil ich immer das Gefühl
gehabt hab‘, wenn ich das ausspreche, dann wird es sich nicht mehr
verändern. Und ich hab so oft so gewünscht, dass er ohne Schmerzen
ist, dass er gesund ist, und nicht so leiden muss. Also ich weiß, als
Kind oder als Jugendliche damals, wie viele Wünsche ich ans Universum
gesendet habe, dass sich seine Situation verbessert.“ Ihrem Sohn
Lorenz habe sie deshalb als zweiten Namen Johannes gegeben, „damit
sein Onkel in ihm weiterlebt. Und die Erinnerung an ihn wird mich bis
zum letzten Atemzug begleiten. Ich habe durch dieses Erlebnis auch
gelernt, im politischen Alltag das Essenzielle von dem etwas
Unwichtigeren zu trennen. Dafür bin ich unendlich dankbar.“

Als ihr persönliches Ziel in zehn Jahren nennt Köstinger: „Ich möchte
die Welt besser hinterlassen, als ich sie vorgefunden habe.“ Ob sie
sich vorstellen könne, Bundeskanzlerin zu werden? „Ich kann mir vor
allem auch ein Leben außerhalb der Politik gut vorstellen“, so
Köstinger in Ö3-„Frühstück bei mir“, „Aber derzeit bin ich glücklich
in der Position, die ich innehabe und sehr gern im Team von Sebastian
Kurz.“ Privat möchte sie sich auf jeden Fall zwei Lebensträume
erfüllen: „Einmal den Großglockner zu besteigen und den Jakobsweg zu
gehen.“

Ö3-„Frühstück bei mir“ – das große Interview der Woche,
Persönlichkeiten ganz persönlich – jeden Sonntag von 9.00 bis 11.00
Uhr im Hitradio Ö3 und zum Nachhören online auf oe3.ORF.at.

Verena Jury-Enzi
Ö3-Öffentlichkeitsarbeit
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