
Mehrsprachigkeit im Bildungsgrätzl: Eine wertvolle Ressource für Wien
Am Donnerstag wurden an der VHS Ottakring die Chancen und Herausforderungen der Sprachförderung ausgelotet
Wien (OTS) – Wien blickt auf eine lange Geschichte als Stadt der Sprachenvielfalt zurück. Aber der Schatz der Mehrsprachigkeit hebt sich nicht von selbst. Bildungseinrichtungen – vom Kindergarten über die Schule bis hin zur Erwachsenenbildung – müssen geeignete Bedingungen bieten, um das vorhandene Sprachenpotenzial kontinuierlich zu fördern. Das Grätzl eignet sich als Ort, die bestehenden Bildungsstrukturen in den Stadtteilen für eine gemeinsame Förderung von Erst- und Zweitsprachen besser zu vernetzen.
Die VHS Ottakring veranstaltete in Kooperation mit der AK Wien am 21. Februar, dem internationalen Tag der Muttersprache, eine Tagung, bei der die aktuellen und zukünftigen Chancen und Herausforderungen der Sprachförderung diskutiert wurden. Thomas Laimer, Direktor der VHS Ottakring, und Melitta Aschauer-Nagl, Bereichsleiterin Bildung der AK Wien, betonten bei ihrer Begrüßung die Bedeutung von Wertschätzung gegenüber allen Sprachen in sämtlichen Bildungsbereichen. Bei der Veranstaltung wurden bisherige Erfahrungen im Umgang mit Mehrsprachigkeit an Bildungseinrichtungen vorgestellt und Potenziale für eine stärkere Verschränkung in Wiens Bildungsgrätzl aufgezeigt – ganz nach dem Motto „Think big, go local“.
Czernohorszky: „Diversität braucht Flexibilität“
In vier Diskussionsforen zu den Bereichen Elementarpädagogik, Schulbildung, Erwachsenenbildung und Forschung gab es einen regen Erfahrungs- und Informationsaustausch darüber, wie im Grätzl die Wirkung von kontinuierlicher Bildungsarbeit in Bezug auf Mehrsprachigkeit erhöht werden kann. Die TeilnehmerInnen gingen besonders auf mehrsprachige Eltern und ihre Bedürfnisse ein. Dabei wurde etwa auf bestehende Eltern-Buddy-Projekte hingewiesen, bei denen multilinguale Erziehungsberechtige geschult werden, andere mehrsprachige Eltern bei Schulfragen zu unterstützen.
Bildungs- und Integrationsstadtrat Jürgen Czernohorszky strich in seiner Key-Note zu den bildungspolitischen Perspektiven einer multilingualen Stadt den Wert von Mehrsprachigkeit hervor und dass Lernende anstatt Institutionen in den Mittelpunkt zu stellen sind. Das Bildungsgrätzl würde genau darauf abzielen, so Czernohorszky:
„Wien ist ein besonders gutes Beispiel dafür, wie Pädagoginnen und Pädagogen Institutionenübergreifend zusammenarbeiten, denn Diversität braucht Flexibilität. Das Bildungsgrätzl ist der Begegnungsraum, wo Kinder nicht nur in der Schule, sondern im besten Fall vom Aufstehen bis zum Schlafengehen mit Deutsch konfrontiert sind, ohne dabei die Muttersprache verstecken zu müssen.“ Wien solle die Stadt der „2 + 1“ werden; eine Stadt, in der neben Deutsch und Englisch noch eine weitere Sprache beherrscht wird – das könne die Erstsprache oder eine Fremdsprache sein, sagte der Stadtrat.
ExpertInnen forderten mehr Wertschätzung ein
Damit junge Menschen die Chance der eigenen Muttersprache erkennen und nutzen, brauche es Role Models, die den Erfolgsgarant Mehrsprachigkeit vorleben, waren sich Czernohorszky und die TeilnehmerInnen des anschließenden Podiums einig. Die ExpertInnen wiesen auch darauf hin, dass es für mehr Wertschätzung der Erstsprache mehr multilinguale PädagogInnen brauche.
„Damit multilinguale Personen Anerkennung für ihre Muttersprache erfahren, fördern wir diese auch in unseren Deutschkursen massiv“, so Thomas Fritz, Leiter des lernraum.wien der Wiener Volkshochschulen.
Die Wiener Pflichtschulinspektorin Ulrike Rötgens unterstrich die hohe Bedeutung der Alphabetisierung in der Erstsprache und dass Wien auf diesem Gebiet große Chancen habe.
Eva Vetter vom Zentrum für LehrerInnenbildung der Uni Wien riet dazu an, Fort- und Weiterbildungsangebote für PädagogInnen stärker an die Bedürfnisse vor Ort anzupassen.
Karin Steiner von den Kinderfreunden Wien brachte die Idee von Sprachberatungszentren in die Diskussion ein.
In den vier Diskussionsforen wurden Vorschläge erarbeitet, die an die Verantwortlichen der Wiener Bildungsgrätzl und an die Politik herangetragen werden, gab Oliver Gruber von der Arbeiterkammer Wien einen weiteren Ausblick.
Weitere Informationen unter
https://www.vhs.at/ottakring/mehrsprachigkeit
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Stephanie Lehner BA BA
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