TIROLER TAGESZEITUNG, Leitartikel vom 22 .November 2019 von Peter Nindler – „MCI-Neubau – einfach zum Schämen“

Innsbruck (OTS) – Eine zeitgemäße Infrastruktur für die unternehmerische Hochschule MCI in Innsbruck sitzt wegen politischer Klein-geistigkeit zwischen allen Stühlen. Weil die Politik eines kann: Sie vereinbart einen Neubau und verhindert ihn zugleich.

Dass Innsbruck derzeit wiederholt überfordert ist, politische Entscheidungen zu treffen, hat sich längst herumgesprochen. Dafür werden viele – vor allem grüne – Nebelgranaten gezündet, wie beim Flughafen. Natürlich kann man geteilter Meinung darüber sein, wie sinnvoll der Projektstopp im Vorjahr für den Neubau der unternehmerischen Hochschule Innsbruck (MCI) war. Doch nach dem Patscherkofel-Desaster hätte die drohende Kostenexplosion die Glaubwürdigkeit der Politik endgültig in ihren Grundfesten erschüttert.
Trotzdem benötigt eine Erfolgsgeschichte wie das MCI endlich eine Perspektive. Dasselbe gilt für den seit Jahren versprochenen Studenten-Campus. Beides wird gebremst. Sieht so grüne Bildungspolitik aus? Vereinbarungen werden nicht eingehalten, zum Schluss noch Hürden aufgebaut. Mit Paktfähigkeit hat das nichts mehr zu tun. Eigentlich zum Schämen für den Wissenschaftsstandort Innsbruck.
Selbstredend sind die Finanzen in der Tiroler Landeshauptstadt angespannt und die offenbar schlecht beratene Stadtführung gerät wegen des gar nicht klimafitten oberirdischen Busparkplatzes beim Innsbrucker Hofgarten unter Druck. Deshalb wäre es vielleicht besser, rasch die Hosen runterzulassen und konstruktiv eine Lösung zu suchen, statt die Pläne des Landes in allerletzter Minute zu torpedieren. Allerdings bewegt sich Hochbaureferent LR Johannes Tratter (VP) ebenfalls auf dünnem Eis. Denn er muss nach der viel kritisierten Notbremse endlich liefern. Hätte Tratter das Vorhaben 2018 nicht gestoppt, die Stadt wäre gar nicht in die Verlegenheit gekommen querzuschießen. Innsbruck hin oder her: Verzögerungen, auch wenn sie auf die dortigen instabilen Verhältnisse zurückzuführen sind, fallen alleine Tratter politisch auf den Kopf. Schon jetzt wird es eng für den ÖVP-Politiker. Zu prestigeträchtig und notwendig ist der Neubau, weil das auf fünf Standorte verteilte MCI aus allen Nähten platzt. Und fraglos würde ein bereits ins Spiel gebrachter Neubau außerhalb der Landeshauptstadt die Kapitulation vor der eigenen politischen Unfähigkeit in Stadt und Land bedeuten.
Sowohl im Koalitionsabkommen der schwarz-grünen Landesregierung als auch in der Innsbrucker Viererkoalition wurde die Umsetzung des MCI-Neubaus als gemeinsames Ziel verankert. Leider hebelt realpolitische Kleingeistigkeit vielfach die Vernunft in den Regierungsprogrammen aus. Aktuell zum Leidwesen des engagierten MCI-Teams um Rektor Andreas Altmann mit den mehr als 3000 Studierenden.

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