Kommentar: Der verfrühte Ausstieg als größtes Risiko

Düsseldorf (ots) – Das vollständige Herunterfahren des öffentlichen und sozialen Lebens, die Isolierung in den eigenen vier Wänden, die Angst vor Jobverlusten und Unternehmenspleiten – die Geduld einiger Zeitgenossen mit den einschneidenden Maßnahmen zur Eindämmung des Coronavirus ist bereits aufgebraucht. Nur vier Tage nach Einführung des Kontaktverbots sehnen manche Wirtschaftsvertreter und Politiker den Ausstieg spätestens nach Ostern herbei. Ein verfrühtes Ende der Maßnahmen könnte aber verheerende Folgen haben: Das Virus könnte sich wieder schneller ausbreiten, und alle kostspieligen Opfer, die bisher zu seiner Eindämmung erbracht wurden, wären umsonst gewesen. Dennoch ist es richtig und wichtig, sich schon jetzt Gedanken über die Zeit danach zu machen. Dazu braucht es vor allem ein enges und genaues Monitoring des Verlaufs der Epidemie. Der Virologe Drosten, an dessen Lippen dieser Tage eine ganze Nation hängt, spricht von möglichen “Zwischenschritten”, von pragmatischen Lösungen, die eine dosierte Rückkehr zum normalen Leben erlauben würden. So könnten etwa Schulen wieder öffnen, aber Klassen reduziert und Pausen vorübergehend abgeschafft werden, um die Infektionshäufigkeit unter den Schülern zu verringern. Der Staat hat auch den Zugang zur sozialen Grundsicherung erleichtert, um die Existenzängste von Millionen Menschen zu lindern. Die Regelung ist befristet, doch es wird starke politische Kräfte geben, die eine Rückkehr zu wieder strengeren Zugangskriterien blockieren wollen. Es wird schwerfallen, nach der Krise viele Menschen wieder aus der Grundsicherung rauszuwerfen, die dann die Kriterien nicht mehr erfüllen. Auch hier braucht die Regierung eine politische Exit-Strategie, wenn die Kosten der Grundsicherung nicht ausufern sollen

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