
Greenpeace: Mehrweg mit Pfandsystem nützt Umwelt und Wirtschaft
Blockadehaltung von WKO und Handelsverband ist rückwärtsgewandt, umweltschädlich und unnachhaltig – Studie in Deutschland zeigt: Mehrweg schafft Arbeitsplätze
Wien (OTS) – Die Umweltschutzorganisation Greenpeace übt scharfe Kritik an den Scheinargumenten von Wirtschaftskammer und Handelsverband rund um den 3-Punkte-Plan gegen die Plastikflut des Klimaministeriums. Die Blockadehaltung von WKO und Handelsverband gegenüber Mehrweg mit Pfand ist unnachhaltig, umweltschädlich und rückwärtsgewandt, so Greenpeace. Mehrwegsysteme sind nicht nur aus Umweltsicht die beste Lösung, sondern stärken auch die regionale Wirtschaft. Schon jetzt haben viele NahversorgerInnen in Österreich funktionierende Systeme zur Rücknahme von Mehrweg-Pfandflaschen. Zudem greifen immer mehr KonsumentInnen beim Einkauf zu wiederverwendbaren Verpackungen. Und Mehrwegsysteme schaffen mehr Arbeitsplätze in der Region als Einwegsysteme, wie etwa der Blick nach Deutschland zeigt. Ein Pfand auf Getränkeflaschen führt außerdem dazu, dass Littering – also Müll in der Umwelt – deutlich reduziert wird und damit die Kosten für die Reinigung von Straßen, Wiesen und Böschungen sinken. Aktuell kostet Littering die österreichischen SteuerzahlerInnen rund 160 Millionen Euro pro Jahr.
“Der 10-Punkte-Plan von WKO und Handelsverband beinhaltet viele leere Phrasen und ein ‘Weiter wie bisher’. Doch das aktuelle System hat dafür gesorgt, dass die Plastikmüllberge von Jahr zu Jahr anwachsen und die Recyclingquote gesunken ist. Österreich braucht einen klaren Kurswechsel. Sogar die ÖVP hat vor zwei Jahren medienwirksam eine deutliche Plastikreduktion versprochen. Jetzt müssen endlich Taten folgen. Freiwillige Vereinbarungen sind nicht genug. Der Ausbau von Mehrwegsystemen ist nicht nur das Beste für die Umwelt, sondern auch für die Betriebe wirtschaftlich rentabel – das zeigen Unternehmen wie die Berglandmilch, Egger Getränke, Brauereien, große Supermarktketten aber auch kleine Nahversorger und Nahversorgerinnen, die schon jetzt Mehrweg-Pfandflaschen verkaufen und zurücknehmen. Und Mehrweg schafft neue Arbeitsplätze, was angesichts der Wirtschaftskrise besonders wichtig ist”, sagt Lisa Panhuber, Konsumexpertin bei Greenpeace Österreich.
Anders als von der WKO behauptet, schafft Mehrweg sogar neue Jobs und fördert die regionale Wirtschaft, wie eine Studie von PricewaterhouseCoopers zeigt. Die Deutsche Umwelthilfe hat auf Basis von Branchendaten berechnet, dass in Deutschland pro einer Million Liter Getränke in Mehrwegsystemen mehr als fünfmal so viele Personen arbeiten, wie bei Einweg. Von Einweg profitieren hingegen in erster Linie große internationale Konzerne, die die Produktion dafür oft in Länder mit niedrigeren Löhnen auslagern. So hat die Auslistung der 0,5-Liter- und 1-Liter-Mehrweg-PET-Flaschen durch Coca-Cola in Deutschland laut der Deutschen Umwelthilfe zu einem Abbau von rund 4.000 Arbeitsplätzen geführt. “Gerade die Corona-Krise hat gezeigt, wie wichtig es ist, eine intakte Umwelt und regionale Wertschöpfung nachhaltig zu sichern – dazu wird der Ausbau von Mehrweg einen Beitrag leisten”, so Panhuber. Ohne Pfandsystem müsste Österreich künftig pro Jahr bis zu einer Million Tonnen Restmüll sortieren, um die 90 Prozent Sammelquote der EU für Plastikflaschen bis 2030 zu erreichen. Diese Restmüllsortierung ist laut der Studie vom Technischen Büro Hauer, BOKU und Montanuniversität Leoben für die Gesamtwirtschaft deutlich teurer als die Implementierung eines Pfandsystems.
„Die WKO vertritt in der Diskussion rund um Mehrweg und Pfand klar die Profitinteressen von einigen wenigen Konzernen wie Lidl, Hofer und Kunststoffproduzenten. Schon jetzt haben gerade kleine Nahversorgerinnen und Nahversorger regionales Bier oder Säfte in Mehrwegflaschen im Angebot und die Rücknahme von Flaschen funktioniert seit Jahren – entweder händisch an der Kassa oder über einen Automaten. Statt mit Mythen für Verunsicherung bei HändlerInnen und KonsumentInnen zu sorgen, muss die WKO sich endlich mit konstruktiven Gesprächen zur Umsetzung von Pfand und Mehrweg einbringen“, fordert Panhuber.
– Studie von PWC zu Mehrwegsystemen: https://bit.ly/35Ebva2
Lisa Panhuber
Konsumexpertin
Greenpeace CEE in Österreich
Tel.: +43 (0)664 61 26 712
E-Mail: lisa.panhuber@greenpeace.org
Marianne Fobel
Pressesprecherin
Greenpeace CEE in Österreich
Tel.: +43 (0)664 816 9716
E-Mail: marianne.fobel@greenpeace.org
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