“Wir gehen davon aus, dass in zehn Jahren 70 Prozent aller neuzugelassenen Stadtbusse elektrisch angetrieben werden”

Neu-Ulm (ots) – Der neue vollelektrische Mercedes-Benz eCitaro Gelenkbus entlastet Ballungsgebiete, fährt abgasfrei und gleichzeitig sehr leise und bietet Platz für jede Menge Fahrgäste

INTERVIEW MIT GUSTAV TUSCHEN, LEITER ENTWICKLUNG DAIMLER BUSES

Anmoderation:

Erstmals in der Geschichte der Menschheit leben mehr Menschen in der Stadt als auf dem Land, und dieser Trend wird sich wohl auch in Zukunft noch weiter fortsetzen. Wenn aber die Städte wachsen, steigt mit der Bevölkerungszahl auch die Mobilität. Das ist eine Herausforderung für die Kommunen, aber gleichzeitig auch eine Chance. Denn immer mehr Stadtbewohner verzichten auf ein eigenes Auto und nutzen stattdessen den Öffentlichen Nahverkehr. Mercedes-Benz Omnibus hat es sich zur Aufgabe gemacht, bei der Transformation hin zu einem emissionsfreien ÖPNV seine Kunden wie Kommunen oder Busunternehmen zu unterstützen und schreitet auf dem Weg zur Elektrifizierung von Stadtbussen fort: nach dem vollelektrischen Solobus eCitaro kommt jetzt der Gelenkbus eCitaro G auf den Markt. Der neue, 18,13 m lange eCitaro G eignet sich ideal für den Einsatz in hochbelasteten Städten und Metropolen auf Linien mit einem großen Fahrgastaufkommen und ist ein wesentlicher Baustein für lebenswerte Innenstädte.
Wir haben uns mit Gustav Tuschen, Leiter Entwicklung Daimler Buses unterhalten:

1. Herr Tuschen, mit dem vollelektrisch angetriebenen eCitaro hat
Mercedes-Benz 2018 ein neues Kapitel für Elektromobilität mit Stadtbussen aufgeschlagen, jetzt folgt der nächste Schritt, der weltweit erste vollelektrische Gelenkbus, der eCitaro G. Für welchen Einsatz ist der geeignet?
Aufgrund ihrer großen Kapazität sind Gelenkbusse ideal geeignet für Linien mit hohem Fahrgastaufkommen. Das sind in aller Regel Omnibuslinien in hochbelasteten Innenstädten. Unser neuer Mercedes-Benz eCitaro G entlastet somit Ballungsgebiete gleich mehrfach: Er bietet Platz für zahlreiche Fahrgäste, er fährt abgasfrei und ist gleichzeitig sehr leise. (0’24)

2. Gleichzeitig präsentiert Mercedes-Benz den eCitaro mit Festkörperbatterien für den Solobus, wie auch den neuen Gelenk¬bus. Welche Vorteile haben diese Batterien?
Mit Festkörperbatterien leiten wir eine echte Revolution in der Elektromobilität ein. Einer der großen Vorteile von Festkörperbatterien ist eine sehr hohe Energiekapazität. Das bedeutet: mehr Kilometer mit jeder Batterieladung. Gleichzeitig erreichen Festkörperbatterien auch eine hohe Lebensdauer, das ist ein weiteres großes Umweltplus. Aber nicht nur das: Wir sollten nicht vergessen, dass Festkörperbatterien kein Nickel, kein Mangan und kein Kobalt enthalten. Das ist wiederum auch sehr, sehr nachhaltig. Die meisten Fachleute rechnen mit einem Serieneinsatz von Festkörperbatterien erst zur Mitte des Jahrzehnts – wir sind mit dem eCitaro und einer rundum erprobten Technik schon jetzt so weit. (0’42)

3. Wie wichtig ist in der heutigen Zeit die konsequente Weiterentwicklung der Elektromobilität für Stadtbusse bei Mercedes-Benz?
Das ist uns sehr wichtig, denn wir wollen sowohl die Städte entlasten als auch auf den Klimawandel angemessen reagieren. Wir haben es gründlich überprüft: Der CO2-Fußabdruck unserer elektrisch angetriebenen Stadtbusse ist insbesondere über die lange Lebensdauer von Stadtbussen hinweg erheblich günstiger als mit konventionell angetriebenen Stadtbussen. Das gilt bereits mit Strom im europäischen Mix und umso mehr, wenn der eCitaro mit Ökostrom betrieben wird. (0’28)

4. Neu ist auch, dass die Aufladung der Busse mit unterschiedlichsten Varianten möglich ist. Welche sind das und warum sind verschiedene Varianten nötig?
Diese verschiedenen Varianten sind in der Tat notwendig, denn Verkehrsbetriebe verfolgen unterschiedliche Betriebsstrategien, unterschiedliche Einsatzstrategien. Die meisten Unternehmen laden über Nacht im Depot, einige setzen dagegen auf Zwischenladungen an den Haltestellen, insbesondere an den Endhaltestellen. Die Stadtbusfamilie des eCitaro ist deshalb modular aufgebaut. Wir bieten den Stadtbus nach Maß. Wir bieten nun drei Positionen für Ladestecker an. Alternativ statten wir den eCitaro mit einem Stromabnehmer auf dem Dach aus, Fachleute sprechen vom sogenannten Pantographen. Zusätzlich gibt es ihn ab dem kommenden Frühjahr ebenfalls mit Ladeschienen auf dem Dach. Das ist dann relevant, wenn Ladestationen über einen fest installierten Pantographen verfügen. (0’48)

5. Das Design des eCitaro G unterscheidet sich deutlich vom konventionell angetriebenen Stadtbus. Er wirkt richtig futuristisch. Gilt das auch für den Arbeitsplatz von Fahrerin oder Fahrer?
Der Citaro ist schön, der eCitaro ist noch schöner. Das ist richtig und das war uns auch wichtig, dass wir hier ein Zeichen setzen. Aber wenn es um den Arbeitsplatz geht, sind wir ganz anders positioniert. Es ist uns wichtig, dass sich der Busfahrer, der häufig zwischen verschiedenen Fahrzeugen wechselt, sehr einfach zurecht findet im neuen Fahrzeug, und auch wieder ins konventionelle Fahrzeug einsteigen kann. Deshalb gibt es nur ganz geringe Unterschiede zwischen dem Fahrerarbeitsplatz eines Citaro und eines eCitaro. (0’35)

6. Müssen Sie für Ihre Elektrofahrzeuge eigentlich spezifische Services anbieten?
Auf jeden Fall, denn wir haben Hochvolttechnik an Bord und es ist uns wichtig, maximale Sicherheit zu bieten. Sie wird daher im Abstand von sechs Monaten überprüft. Außerdem haben wir ein spezifisches Schulungskonzept für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Werkstätten entwickelt. (0’18)

7. Sie geben bei der E-Mobilität von Bussen richtig Gas. Was ist in den nächsten Jahren alles geplant?
Richtig Gas geben wir nur bei unserem Citaro hybrid, was auch ein hervorragendes Fahrzeug ist, auch ein sehr modernes Fahrzeug. Hier bei der E-Mobilität geht es aber trotzdem weiter Schlag auf Schlag. Unser nächster Schritt ist der eCitaro mit Brennstoffzelle zur Verlängerung der Reichweite. Spätestens dann haben sich Diskussionen über die Reichweite bei elektrisch angetriebenen Stadtbussen erledigt. (0’25)

8. Wie wichtig ist für die Ballungsräume der Ausbau der Elektromobilität im öffentlichen Nahverkehr?
Wir gehen davon aus, dass in zehn Jahren 70 Prozent aller neu zugelassenen Stadtbusse elektrisch angetrieben sein werden. Da sind wir übrigens nicht allein, auch viele Experten haben diese Meinung. In vielen großen Verkehrsbetrieben wird der Wechsel sogar noch deutlich schneller erfolgen. Dort werden Ende des Jahrzehnts ausschließlich Elektrobusse fahren. Das ist ein wichtiges Zeichen für die Umwelt und ein wesentlicher Schritt für die Lebensqualität vor allem in unseren Ballungsgebieten. (0’27)

Abmoderation:

Gustav Tuschen, Entwicklungschef bei Daimler Buses im Interview. Mit einem Innovations-Feuerwerk unterstreicht Mercedes-Benz seine Führungsrolle bei Omnibussen. Im Mittelpunkt stehen Umweltfreundlichkeit, Sicherheit, Wirtschaftlichkeit und Komfort.

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