
Neue „Menschen & Mächte“-Doku „Im Häfen“ am 15. Dezember um 22.30 Uhr in ORF 2
Wien (OTS) – Der Strafvollzug gehört zu jenen politischen Bereichen, mit dem man in der Öffentlichkeit und in der Wählergunst nicht unbedingt punkten kann. Ein sogenanntes „Randgruppenthema“, dementsprechend marginalisiert ist der öffentliche Diskurs darüber. Ein Fehler, denn letztlich entscheidet die Qualität des Vollzugs über Resozialisierungserfolg und den Grad der öffentlichen Sicherheit. Und da ist Reformbedarf angesagt. Denn schon seit Jahren stellt die hohe, bei etwa 50 Prozent gelegene Rückfallquote bei entlassenen Straftätern der Effizienz des Strafvollzuges nicht gerade das beste Zeugnis aus. So ist „nach der Haft“ oft gleich wieder „vor der Haft“. In der „Menschen & Mächte“-Neuproduktion „Im Häfen“, die ORF 2 am Mittwoch, dem 15. Dezember 2021, um 22.30 Uhr zeigt, analysieren Robert Gokl und Viktoria Tatschl, die in mehreren österreichischen Gefängnissen gedreht haben, u. a. die für Erfolg oder Misserfolg der Resozialisierung wichtigen Schnittstellen zwischen Gerichten, Strafvollzug und Bewährungshilfe.
Vor allem bei langen Strafen können im Laufe der Haft soziale Bindungen zu Partnern und Partnerinnen, Kindern und Bekannten wegbrechen, daran haben auch die 2006 eingeführten „Kuschelzellen“ alias Langzeitbesucherräume wenig geändert. „Das Schlimmste an der Haft ist, dass ich nicht bei der Familie sein kann“, meint ein Insasse des Hochsicherheitsgefängnisses Karlau in Graz. Doch die Aufrechterhaltung sozialer Beziehungen nach außen ist einer der wichtigsten Indikatoren für reduzierte Rückfälligkeit. Eine der bekanntesten Gnadenakte bezüglich vorzeitiger Entlassung ist die sogenannte „Weihnachtsamnestie“. Doch was hilft sie, wenn gerade im Umfeld eines Familienfestes die Freiheit winkt, aber diese Familie nicht mehr existiert oder mit dem oder der Entlassenen nichts mehr zu tun haben will?
Ebenso wichtig sind die beruflichen Perspektiven. Geändert hat sich etwa die Palette der Arbeitsmöglichkeiten. Wurden früher in Gefängnissen vor allem Berufe wie Koch, Friseur, Tischler, Maurer, Reinigungskraft etc. angeboten, die der billigen internen Systemerhaltung dienten, so können nun auch Berufe im IT-Bereich erlernt, Schulabschlüsse und Uni-Ausbildungen nachgeholt werden. Schon länger werden die Arbeitsdienste von Häftlingen auch der Privatwirtschaft angeboten. Da werden Bohrer verpackt, Farbstifte sortiert, Postwurfsendungen kuvertiert oder Selbstbedienungsständer für Gratiszeitungen repariert.
Die zunehmend multiethnische Gesellschaft spiegelt sich seit Jahren in den beengten Räumen der Anstalten. Verurteilte Islamisten und Syrien-Rückkehrer machen heimische Gefängnisse zunehmend zum religiös-ideologischen Nährboden für den Dschihadismus, vor allem im Jugendvollzug: „Das Gefängnis hat mich nicht besser gemacht, ich war bei meiner Entlassung genauso radikal wie bei meiner Verhaftung“, meint ein ehemaliger IS-Anhänger heute nach langer Therapie durch den Verein DERAD (Deradikalisierung) deradikalisiert.
Wer kommt heute aus den Strafanstalten geläutert und resozialisiert heraus? Was kann aufgrund der geringen Arbeitslöhne für das Leben in Freiheit angespart werden? Wie erfolgreich funktionieren die Auffangnetze nach der Entlassung, die gesellschaftlichen und beruflichen Reintegrationsprozesse? Peter Wieser, Bewährungshelfer in Salzburg: „Für viele geht es darum, wieder Ordnung in ihr Leben zu bringen, die Schulden in den Griff zu bekommen, Arbeit zu finden.“
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