
„kulturMontag“: Kunst und Politik in Krisenzeiten, Roman und Theaterstück Marke Haratischwili, Almodóvars „Parallele Mütter“
Live im Studio: Bogdan Roščić und Markus Hinterhäuser; außerdem: Dokumentation „Die Hexen von Hollywood“
Wien (OTS) – Der von Peter Schneeberger präsentierte „kulturMontag“ am 7. März 2022 um 22.30 Uhr in ORF 2 beleuchtet u. a. anlässlich des Ukraine-Kriegs zunächst das Verhältnis von Kunst und Politik in Krisenzeiten sowie Kulturinstitutionen und Künstler/innen zwischen Anpassung und Widerstand. Live im Studio dazu sind Staatsoperndirektor Bogdan Roščić und der Intendant der Salzburger Festspiele, Markus Hinterhäuser. Weiters befasst sich die Sendung mit der georgisch-deutschen Autorin Nino Haratischwili und ihrem neuen Roman „Das mangelnde Licht“ über vier junge Frauen im umkämpften postsowjetischen Georgien, dessen Bühnenadaption zeitgleich zum Erscheinen mit großem Erfolg in Hamburg uraufgeführt wurde. Ebenfalls passend zum Weltfrauentag (Details zum ORF-Schwerpunkt unter presse.ORF.at) berichtet das Kulturmagazin über den neuen Film des spanischen Regisseurs Pedro Almodóvar „Parallele Mütter“, der eine mitreißende Geschichte über Mütter, Freundschaft und den Mut zum Blick in die Vergangenheit erzählt. Anschließend steht die Dokumentation „Die Hexen von Hollywood“ (23.15 Uhr) von Sophie Peyrard über die Darstellung von Hexen im Film seit 1930 auf dem Programm.
Zwischen Anpassung und Widerstand – Kunst und Politik in Krisenzeiten
Während westliche Regierungen den russischen Angriffskrieg Wladimir Putins auf das Schärfste verurteilen und wirtschaftliche Sanktionen über das Land verhängen, zeigt sich die weltweite Kultur-Community gespalten. Die Kunstwelt reagiert mit internationalen Protesten, gibt sich solidarisch und laut. Kultureinrichtungen reagieren unterschiedlich – manche erklären sich solidarisch mit allen Parteien, bei anderen verlieren russische Künstler/innen ihre Aufträge oder Programme mit Russland-Bezug werden gestrichen. Auch der österreichische Kulturbetrieb bezieht dieser Tage Stellung zum Krieg in der Ukraine. Steht die Kulturwelt vor einer Zeitenwende? In jedem Fall endet mit dem Beginn dieser weltpolitischen Krise in der Musik- und Veranstaltungsbranche das bislang übliche Laissez-faire. Muss sich ein Künstler politisch positionieren? Wo beginnt die Verantwortung des Einzelnen und wo hört sie auf? Wächst der politische Druck auf Veranstalter? Breitet sich ein moralischer Rigorismus aus und stellt somit russische Künstler/innen vor ein Dilemma? Bedeutet doch ein offener Bruch mit einem Regime wie Putins Russland nicht nur allzu oft Exil, Haft, persönliche Bedrohung oder gar Mord, sondern auch die Gefährdung der Angehörigen. Der „kulturMontag“ bringt ein Stimmungsbild zwischen Moskau und Wien. Live im Studio nehmen der Intendant der Salzburger Festspiele, Markus Hinterhäuser, und Staatsoperndirektor Bogdan Roščić dazu Stellung.
Nichts für schwache Nerven – Das neue Buch von Nino Haratischwili
Ihr Heimatland Georgien hat soeben die Kandidatur zur EU-Mitgliedschaft eingereicht. Ein Land, in dem der russisch-georgische Krieg von 2008 wieder allgegenwärtig ist, denn seit Putin den Angriffskrieg gegen die Ukraine losgetreten hat, fürchtet man in Georgien die erneute Invasion. Es fehlte nicht an Warnungen, sagt die georgisch-deutsche Schriftstellerin Nino Haratischwili, führte Putin doch 1996 einen Krieg in Tschetschenien, 2008 in Georgien, 2014 in der Ukraine, 2015 in Syrien und jetzt wieder in der Ukraine. Die permanente Bedrohung ist der in Tiflis geborenen 38-Jährigen sehr vertraut. Ihre Erinnerungen haben eine gewaltige Kraft. In ihrem neuen Roman „Das mangelnde Licht“ schreibt Haratischwili nach dem düsteren Tschetschenien-Roman „Die Katze und der General“ erneut über das Land, in dem sie selbst geboren und aufgewachsen ist: das Georgien der frühen 1990er Jahre. Durch ihren neuen Roman, in dem vier junge Frauen im umkämpften postsowjetischen Georgien versuchen, den Weg in eine zivile Gesellschaft zu finden, zieht sich die ständige Präsenz von Gewalt, Krieg und Tod. Eine Adaption des Buchs wurde zeitgleich zum Erscheinen am Hamburger Thalia Theater mit großem Erfolg uraufgeführt – in Anbetracht der derzeitigen politischen Lage das Stück der Stunde.
Bittersüßes Mutterland – Pedro Almodóvars neuer Film
„Ich glaube, dass Frauen eine besondere Fähigkeit haben, die Welt zu korrigieren“, sagte Oscar-Preisträger Pedro Almodóvar. So ist auch sein Werk nicht von ungefähr ein durch und durch femininer Kosmos, hat er doch in den vergangenen 40 Jahren nur drei Filme gedreht, in denen Frauen keine Hauptrolle spielen. Wie von Geisterhand getrieben schreibt der mehrfach Preisgekrönte ganz automatisch fast alle Rollen für Frauen, was daran liegen mag, dass der spanische Starregisseur ausschließlich mit Frauen aufgewachsen ist. Sie inspirieren ihn zu seinen Geschichten, spielen Charakterrollen und verleihen seinen Casts Glanz und Glamour. In jeder Schaffensphase hatte Pedro Almodóvar immer eine ganz eigene Muse: Carmen Maura in den aufsehenerregenden, gewagten Debütfilmen, Victoria Abril in den sinnlich-abgründigen Streifen der zweiten Schaffensphase, Marisa Paredes in den Filmen der Reifejahre und schließlich Penélope Cruz in den Welterfolgen der jüngeren Zeit. In seinem neuen Film „Parallele Mütter“ erzählt er eine mitreißende Geschichte über zwei Single-Mütter (Penélope Cruz und der Newcomerin Milena Smit), Freundschaft und den Mut zum Blick in die Vergangenheit – in die eigene und in die der Nation. Meisterhaft verbindet Almodóvar darin Melodramatisches mit der Vergangenheitsbewältigung seiner Heimat und geht der Frage nach, was es heißt, Mutter zu sein. Ein Mysterium, das er von jeher zu erkunden versucht.
Dokumentation „Die Hexen von Hollywood“ (23.15 Uhr):
Man begegnet ihnen in der Bibel, im Märchen, in uralten Mythen indigener Völker – und auf der großen Leinwand wie auf dem Fernsehschirm: Hexen, mit metaphysischen Kräften ausgestattet, verfemt, verfolgt, von der Gesellschaft ausgestoßen – oder auch kultisch verehrt. An der Darstellung von Hexen im Film lassen sich der Wandel von Geschlechterstereotypen, aber auch eine Geschichte weiblicher Emanzipation ablesen. Berückend schön oder abstoßend hässlich, allenfalls aber abgrundtief böse – so kam eine der ersten Hexen in der Hollywood-Geschichte daher: die böse Stiefmutter, die Walt Disneys Schneewittchen den vergifteten Apfel reicht. Sich nach irdischer Liebe verzehrend oder hausfraulich-bieder waren die Hexen der 1950er und 1960er Jahre. Sinnliche Sirenen, die jeden Vorstadt-Puritanismus sprengen, die Hexen von Eastwick. Strebsam-nerdig, aber mutig und selbstbestimmt ist die junge Hermine aus den Harry-Potter-Filmen. Und Angelina Jolie gab in „Maleficent“ den gefallenen Engel. Regisseurin Sophie Peyrard beschäftigt sich in ihrem Dokumentarfilm mit der Entwicklung der Hexen-Rolle im Hollywoodfilm seit 1930. Zu Wort kommen Filmkritikerinnen, Hexenforscherinnen und Autorinnen, die das Thema vor dem Hintergrund des soziopolitischen Klimas der jeweiligen Ära betrachten. Anhand der unterschiedlichen filmischen Darstellungen der Hexe reflektieren sie die Rolle der Frau in der Gesellschaft über die Jahrzehnte hinweg. Ihre Analysen und historische Fakten untermalt die Filmemacherin mit ausgewählten Ausschnitten aus der Filmgeschichte.
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