Mozarthaus Vienna: Neue Sonderausstellung „Cherubino alla vittoria!“

Erstmalig gezeigte Dokumente und neue wissenschaftliche Thesen zur Entstehung der Figaro-Arie

Das Mozarthaus Vienna, ein Unternehmen der Wien Holding, rückt ab 27. Jänner 2023 mit seiner neuen Sonderausstellung „Cherubino alla vittoria!“, die in Kooperation mit der Wienbibliothek im Rathaus entstanden ist, eine mögliche musikwissenschaftliche Neuentdeckung zu Mozarts Oper „_Le Nozze di Figaro_“ ins Blickfeld. Darüber hinaus wird auch der historisch-politische Hintergrund der Zeit der Entstehung sowie der Rezeption der Oper beleuchtet und dem Themenkomplex Zitat – Entlehnung – Plagiat, bezogen auf den Bereich der Musik, Raum gegeben.

In der sogenannten Militärarie am Ende des ersten Akts der Oper „Le nozze di Figaro“ offenbart der Titelheld dem eben zum Offizier beförderten Pagen Cherubino die Schrecken des Soldatenlebens. Kürzlich wurde ein zeitgenössischer österreichischer Militärmarsch aufgefunden, der eine frappante thematische Ähnlichkeit mit dem abschließenden Marsch in der besagten Figaro-Arie aufweist. Kannte Mozart diesen Militärmarsch und setzte er ihn bewusst in seiner Oper ein? Bislang noch nie gezeigte Dokumente und neueste Forschungsergebnisse belegen diese These und eröffnen das Spannungsfeld zwischen Mozarts künstlerischen Bestrebungen und den militärischen Konflikten im Habsburger Reich.

„Das Mozarthaus Vienna lässt in seiner neuen Sonderausstellung Besucher*innen in das historische Umfeld von Wolfgang Amadeus Mozarts Oper Le Nozze Di Figaro eintauchen. Der aktuelle Kontext und die erstmals gezeigten Dokumente werden nicht nur heimische Mozartfans, sondern auch internationale Gäste anlocken“, so Wirtschaftsstadtrat Peter Hanke anlässlich der Eröffnung der neuen Ausstellung.

„Die jährlich wechselnden Sonderausstellungen des Mozarthaus Vienna legen einen immer neuen Fokus auf Mozart und seine Welt. In diesem Jahr wird Mozarts Figaro-Arie im Kontext der Militärmusik beleuchtet. Die Ausstellung eröffnet das Spannungsfeld zwischen Mozarts künstlerischen Bestrebungen und den militärischen Konflikten im Habsburger Reich“, so Kurt Gollowitzer, Geschäftsführer der Wien Holding.

Mozarts Oper _Le Nozze Di Figaro_ entstand in einer Zeit, in der in Europa kriegerische Auseinandersetzungen allgegenwärtig waren und in der eine gegenseitige Beeinflussung von Komposition und Militärwesen heute evident erscheint. Der Titel der Ausstellung _Cherubino alla vittoria!_ ist ein Zitat aus der sogenannten Militärarie, in welcher der Titelheld am Ende des ersten Akts dem Pagen Cherubino die Schrecken des Soldatenlebens vor Augen führt. An dieser Stelle setzt im Orchester ein Marsch ein, der zunächst an eine Militärkapelle erinnernd im Bläsergewand erscheint und, nachdem Figaro ausgesungen hat, vom vollen Orchester intoniert dem Pagen einem Menetekel gleich in den Ohren nachhallt. Die neue Sonderausstellung rückt erstmals einen damaligen zeitgenössischen Militärmarsch ins Blickfeld, der aufgrund seiner frappanten thematischen Ähnlichkeit Mozart als Vorlage für den Marsch in der Figaro-Arie gedient haben könnte.

ERSTMALIG GEZEIGTES DOKUMENT

Wenn es tatsächlich so war, dann hat Mozart gewiss damit spekuliert, dass zumindest ein Teil seines Publikums den Militärmarsch kannte und so einen Bezug zwischen der Bühnenhandlung und dem eigenen Leben herstellen konnte. Der Schreck, der Cherubino bei Figaros Worten in die Glieder fährt, wäre diesem Personenkreis dann umso nachvollziehbarer gewesen.

„Mozart hat, die Richtigkeit obiger These vorausgesetzt, den Militärmarsch nicht eins zu eins übernommen, sondern mit einigen wenigen Kunstgriffen, die anschaulich dargestellt werden, überhaupt erst ‚bühnentauglich‘ gemacht. Dem Vergleich dient eine vermutlich noch zu seinen Lebzeiten angefertigte Partiturabschrift mit deutschem Text von Goethes späterem Schwager Christian August Vulpius“, erläutert Thomas Aigner, stv. Direktor der Wienbibliothek im Rathaus und Kurator der neuen Sonderausstellung.

Dieses Dokument ist nun erstmalig in der Sonderausstellung Cherubino alla vittoria! zu sehen, die in einer Kooperation mit der Wienbibliothek im Rathaus und dem Mozarthaus Vienna entstanden ist.

WIDERHALL DER FIGARO-ARIE IN NACHFOLGENDEN WERKEN DER MILITÄRMUSIK

Neben der These rund um die Entstehung der Figaro-Arie beleuchtet die Ausstellung anhand ausgewählter Objekte auch den Widerhall der Arie in nachfolgenden Werken der Militärmusik. Der Fokus liegt auf der von militärischen Konflikten in der Habsburgermonarchie geprägten Zeit der Entstehung und beginnenden Verbreitung der Oper _Le Nozze di Figaro_ sowie Mozarts kaisertreue, sich durch patriotisch-propagandistische Kompositionen ausdrückende Gesinnung. Er selbst sollte die finanziellen Folgen des 1788 einsetzenden Türkenkriegs jedoch nur allzu deutlich zu spüren bekommen.

Daneben wird auch, bezogen auf den Bereich der Musik, dem Themenkomplex Zitat – Entlehnung – Plagiat Raum gegeben. Hätte Mozart mit der Aneignung eines Militärmarschs Unrecht begangen? Die Ausstellung präsentiert anhand von Originalmaterialien einige Fallbeispiele für die Verwendung musikalischen Fremdmaterials.

Die neue Sonderausstellung „Cherubino alla vittoria!“ – Mozarts Figaro-Arie im Kontext der Militärmusik“ ist ab 27. Jänner 2023 im Mozarthaus Vienna zu sehen. 

ÜBER DAS MOZARTHAUS VIENNA

Das Mozarthaus Vienna, ein Museum der Wien Holding, betreibt im einzigen erhaltenen Wiener Wohnhaus von Wolfgang Amadeus Mozart in der Domgasse 5, im ersten Wiener Gemeindebezirk unweit des Stephansdoms ein Museum und einen Konzertsaal, und ist mittlerweile ein anerkanntes Mozartzentrum, das sich mit Leben und Werk des Komponisten in all seinen Facetten beschäftigt. Seit der Eröffnung 2006 waren rund 2,3 Mio. Besucher*innen aus dem In- und Ausland im Mozarthaus Vienna zu Gast.

Mozarthaus Vienna www.mozarthausvienna.at 

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