Tafeln für Autorin Ingeborg Bachmann und Regisseurin Luise Fleck

Pionierinnengalerie im Arkadenhof im Rathaus bis 31.3.: 30 Pionierinnen sind vertreten

„Es ist wichtig, dass wir Tag für Tag für gleiche Chancen und für Gleichberechtigung eintreten. In der Frauenwoche und rund um den Frauentag machen wir Frauen sichtbar und holen sie vor den Vorhang“, so Vizebürgermeisterin und Frauenstadträtin Kathrin Gaál bei der Enthüllung der neuen Pionierinnentafeln im Arkadenhof des Wiener Rathauses – gemeinsam mit der Zweiten Nationalratspräsidentin Doris Bures und Gemeinderätin Dolores Bakos.

Die „großen Töchter” der Pionierinnengalerie haben gemeinsam, dass sie österreichische Vorreiterinnen waren und Vorbilder bis heute sind. 2024 kommen die Schriftstellerin Ingeborg Bachmann und die Filmregisseurin Luise Fleck hinzu.

„,Die großen Töchter‘ der Pionierinnengalerie sind Vorreiterinnen, die abseits von Rollenbildern ihren eigenen Weg gegangen sind. Mit ihrer Stärke und ihrem Mut sind sie Vorbilder. Wir wollen Mädchen und junge Frauen stärken und ihnen mitgeben: Traut euch alles zu!“, so Vizebürgermeisterin und Frauenstadträtin Kathrin Gaál. Und: „Eine der beiden neuen Pionierinnen ist Luise Fleck – die erste österreichische Filmregisseurin. Mehr als 100 Mal führte Luise Fleck Regie – zu einer spannenden Zeit, nämlich während der Wende von Stummfilmen zu Tonfilmen. Luise Fleck war mutig und eine Vorreiterin, die abseits von Rollenbildern ihren eigenen Weg gegangen ist“, so Gaál bei der Enthüllung der Pionierinnentafel.

„Die viel zu früh verstorbene Ingeborg Bachmann war eine der ersten feministischen Stimmen der österreichischen Nachkriegsliteratur – sie musste und sie konnte sich in einer wohl oft nur scheinbar aufgeklärten und liberalen, aber männlich dominierten Literaturszene durchsetzen und behaupten. Sie in die Pionierinnengalerie der großen Töchter Wiens aufzunehmen würdigt diese wortgewaltige Schriftstellerin und ihr Ausnahmetalent“, so die Zweite Nationalratspräsidentin Doris Bures.

„Das Wirken, das Engagement und der Mut dieser außergewöhnlichen Pionierinnen zeigt uns, wie wichtig es ist, Frauen und ihre großartigen Leistungen immer und immer wieder ins Rampenlicht zu rücken. Die Pionierinnengalerie dient allen Mädchen und Frauen als Motivation, nie den Glauben an sich zu verlieren und dass es trotz der vielen Steine, die vor allem Frauen auch heute noch in den Weg gelegt werden, möglich gemacht werden muss, die eigenen Träume und Visionen zu realisieren“, betont Gemeinderätin Dolores Bakos.

ZWEI NEUE PIONIERINNEN: SCHRIFTSTELLERIN INGEBORG BACHMANN UND REGISSEURIN LUISE FLECK  

INGEBORG BACHMANN (1926 – 1973) war eine österreichische Schriftstellerin und wird als eine der bedeutendsten deutschsprachigen Lyrikerinnen des 20. Jahrhunderts betrachtet. Ihr literarisches Schaffen widmet sich Themen wie der Rolle der Frau in einer vom Patriarchat geprägten Gesellschaft, den Konsequenzen von Krieg und Frieden sowie dem individuellen menschlichen Leiden. Nach dem Zweiten Weltkrieg studierte Bachmann Philosophie, Psychologie, Germanistik und Rechtswissenschaften in Innsbruck, Graz und Wien. Während ihres Studiums fand Bachmann ihren Weg in die Wiener Literaturszene, in welcher sie sich unter anderem mit Paul Celan, Ilse Aichinger und Viktor Kraft austauschte.

Bachmann arbeitete als Hörfunkredakteurin für den Sender Rot-Weiß-Rot, für den sie mehrere Hörspiele schrieb. _Alle Tage_ ist eines ihrer bekanntesten Antikriegsgedichte, es wurde 1952 in einer Rundfunkaufnahme erstmals veröffentlicht. Gleichzeitig verfolgte sie ihre literarische Karriere und verfasste ihre ersten lyrischen Werke. 1953 bekam sie den Literaturpreis von der Gruppe 47 für ihren Gedichtband _Die gestundete Zeit, _welcher bereits ihre kritische Auseinandersetzung mit dem Krieg zeigte. Ihre literarischen Werke _Ein Schritt nach Gomorrha_ und _Undine geht_ zeigen weibliche Perspektiven auf und zählen zu den frühesten feministischen Äußerungen in der deutschsprachigen Literatur der Nachkriegszeit. Ingeborg Bachmann starb 1973 in Rom.

LUISE FLECK (auch Kolm-Fleck, Louise) (1873 – 1950) war die erste österreichische und weltweit zweite Frau, die als Filmregisseurin und Produzentin Erfolg hatte. Sie führte weit über 100 Mal Regie und schrieb mehr als 20 Drehbücher während der Wende von Stumm- zu Tonfilmen. Sie produzierte Komödien, Sozialdramen, Kriminalgeschichten, sowie Literaturverfilmungen. Ihr Film _Mädchen am Kreuz_ (1929) thematisiert u.a. sexuelle Gewalt an Frauen. Mit ihrem zweiten Mann Jakob Fleck lebte und arbeitete Luise Fleck in Deutschland.

In Folge der NS-Machtübernahme in Deutschland 1933 waren die Flecks aufgrund der jüdischen Wurzeln von Jakob Fleck gezwungen, nach Österreich zurückzuziehen. 1937 produzierte Fleck noch den Film _Der Pfarrer von Kirchfeld_, basierend auf dem Drama von Ludwig Anzengruber. Während der NS-Zeit wurde ihr Mann in die Konzentrationslager Buchenwald und Dachau deportiert. Nach seiner Entlassung flüchtete das Ehepaar 1940 nach Shanghai, wo beide in der chinesischen Filmproduktion arbeiteten. Nach dem Kriegsende in Europa und der Eskalation des Pazifikkrieges kehrten Luise und Jakob 1947 nach Wien zurück. Luise Fleck verstarb im Jahr 1950 in Wien.
30 „große Töchter“ in der Pionierinnengalerie – bis 31. 3. im Arkadenhof im Rathaus

Gerda Mackerle
Pressesprecherin Vizebürgermeisterin Kathrin Gaál
Tel.: 0676/8118 81983
E-Mail: gerda.mackerle@wien.gv.at

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