
31. Wiener Landtag (2)
Wien (OTS/RK) – LAbg Mag. Thomas Reindl (SPÖ) sagte, der Sport lebe
von seiner Selbstverwaltung. Wenn die Politik keinen „kommunistischen
Staatssport“ wolle, müsse sie anerkennen, „dass wir nicht
dirigistisch in die Selbstverwaltung der Sportverbände eingreifen“.
Wien könne die Infrastruktur zur Verfügung stellen, der Rest basiere
auf einem guten Miteinander mit den großen Dachverbänden ASKÖ, ASVÖ
und Union sowie den weiteren mehr als 60 Fachverbänden. Die Stadt
betreibe 160 Sportanlagen, auf denen ein breites Spektrum an
Sportarten möglich sei, und die sie auch erfolgreich verpachte. Die
Opposition „soll nicht so tun, als ob in der Stadt nichts passiert“:
In den vergangenen Jahren habe Wien mehr als 100 Millionen Euro in
neue Stadien von Rapid und Austria investiert sowie in den Bau der
neuen Albert-Schultz-Eishalle. Demnächst stünden Projekte in der
Football-Anlage der Vienna Vikings an, genauso wie im
Landhockey-Zentrum im Prater, in Mauer, Aspern und der Brigittenau –
all diese Sanierungen, Um- und Ausbauten würden von der Stadt
mitfinanziert. Dafür kritisierte Reindl die schwarz-blaue
Bundesregierung: Wo bleibe der Einsatz des Sportministers Strache für
die tägliche Turnstunde an Schulen? Warum sei die Miete von Turnsälen
in Bundesgymnasien so teuer, dass sich kleine Vereine in städtischen
Anlagen einmieten müssten? Warum gehe das Sportvereinsgesetz „mit der
steuerjuristischen Keule“ auf ehrenamtliche VereinsmitarbeiterInnen
los? Einem Neubau des Nationalstadions stehe er kritisch gegenüber.
Im „schirchen“ Happelstadion habe immerhin das Finale der
Fußball-Europameisterschaft 2008 stattgefunden. Der einzige Grund,
warum das Stadion heute nicht mehr finaltauglich sei, sei weil FIFA
und UEFA hundert zusätzliche VIP-Boxen für „den exklusiven Klub der
superreichen Sponsoren“ fordere. Die Stadt investiere lieber in den
Breitensport für alle Menschen, als Geld für ein Projekt in die Hand
zu nehmen, bei dem nur die großen Weltverbände, nämlich FIFA und
UEFA, „abkassieren“.
LAbg Mag.a Caroline Hungerländer (ÖVP) warf den Regierungsparteien
SPÖ und Grünen vor, eine „tour d’horizon“ zu beschreiben, anstatt
sich in ihren Reden den wahrlich brennenden Problemen anzunehmen. Die
Stadt weise fünf Quadratmeter an Nettosportstättenfläche pro
EinwohnerIn aus. Diese Zahl sei aber falsch, weil darin unter anderem
auch Garderoben eingerechnet würden. Rein auf benutzbare Sportflächen
runtergerechnet, liege die Zahl tatsächlich bei 1,8 Quadratmeter pro
Kopf. „Viel zu wenig für eine Großstadt wie Wien.“ Die Infrastruktur
würde nicht mit den Bevölkerungszahlen mitwachsen, die Stadt habe
Trendsportarten „überhaupt nicht auf der Agenda“. Auch brauche Wien
ein neues Schwimmsportzentrum, um LeistungsschwimmerInnen
entsprechenden Trainingsplatz zu bieten. Sie forderte eine
Sportstättenstudie für Wien, welche die Infrastrukturbedürfnisse
erheben solle.
LAbg David Ellensohn (Grüne) sagte: In ganz Österreich betätigten
sich zwei Millionen Menschen in diversen Sportvereinen – „nur die
Arbeiterkammer und die katholische Kirche haben mehr Mitglieder“.
Allein in Wien sei jeder zweite Jugendliche unter 16 Jahren schon
einmal in einem Sportverein aktiv gewesen.
Ellensohn erinnerte an die große integrative Kraft des Sports, der
nicht nur zur Gesundheit sondern auch zum sozialen Zusammenhalt einer
Gesellschaft beitrage. Er diene der Armutsbekämpfung, weil er
Benachteiligten die Chance zum Aufstieg und zur gesellschaftlichen
Verankerung biete. So gesehen sei jeder Cent, der in den Sport
fließe, richtig investiert und der Sport brauche mehr Geld. Um das zu
finanzieren, wollte er das norwegische Modell kopieren: Dort sei der
gesamte Glücksspielsektor komplett verstaatlicht, die Umsätze daraus
gingen in den Ausbau von Sportanlagen und die Ausbildung der
TrainerInnen.
Labg Stefan Berger (FPÖ) wollte die Kritik am freiheitlichen
Sportminister Strache nicht so stehen lassen: Dieser sei seit elf
Monaten im Amt und müsse zuerst jene „Versäumnisse und Altlasten“
beseitigen, welche die SPÖ-Sportminister Klug, Darabos und Doskozil
in den vergangenen zehn Jahren verursacht hätten. Auch sei es das
blaue Sportministerium, das jetzt „endlich“ das Projekt
Nationalstadion ins Rollen bringe. Der Sport in Wien werde von der
Stadtregierung „blamabel“ gehandhabt. Er sei in den vergangenen drei
Jahren durch drei Ressorts gewandert und habe Zuständigkeiten
gewechselt „wie eine heiße Kartoffel“. Der Zustand des Eisring-Süd
sei „skandalös“: Die Garderoben seien demoliert und die Nassbereiche
verschimmelt.
LAbg Christian Hursky (SPÖ) antwortete: Im kommenden Jahren werde
der Eisring-Süd saniert und dann „perfekt“ sein. Auch er schloss sich
der Kritik am schwarz-blauen Bund an: Die österreichische
Sportförderung habe vor, „ihre Bestrebungen auf erfolgreiche
olympische Sportarten zu beschränken“. Sporte wie Baseball,
Basketball oder Football, die in Wien allesamt erfolgreich ausgeübt
würden, würden mit einem Schlag keine Mittel mehr vom Bund erhalten.
Statt zu kürzen, unterstütze Wien sogar jene Sportarten, die im
Katalog der Bundessportorganisation (BSO) gar nicht angeführt seien,
etwa Aikido oder Cheerdance. Die konkrete Förderung von „Spitzensport
auf Olympianiveau“ sei hingegen nicht Aufgabe des Landes Wien –
SpitzensportlerInnen, die ihren gesamten Fokus auf die Ausübung ihrer
Sportart legten, hätten andere Anforderungen und bräuchten andere
Voraussetzungen. Das müsste über die Bundesleistungszentren und die
Bundesfachverbände organisiert werden. Wien könne sich für den
Breitensport einsetzen, und tue das mit städtischen Sportstätten im
Gesamtwert von 500 Millionen Euro und einer Sportstättenfläche von
1.000 Hektar über die ganze Stadt verteilt. Neben „klassischen“
Sportanlagen wie Fußballplätzen und Turnsälen animiere die Stadt ihre
BewohnerInnen auch auf andere Weise zur Bewegung, etwa durch die
Motorikparks im 10. und 22. Bezirk.
(Forts.) esl/lit
PID-Rathauskorrespondenz
Presse- und Informationsdienst der Stadt Wien (MA 53)
Stadtredaktion, Diensthabende/r Redakteur/in
01 4000-81081
dr@ma53.wien.gv.at
www.wien.gv.at/presse
OTS-ORIGINALTEXT PRESSEAUSSENDUNG UNTER AUSSCHLIESSLICHER INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS. www.ots.at
© Copyright APA-OTS Originaltext-Service GmbH und der jeweilige Aussender