„matinee“ am 14. Juli: „Karajan privat“, hinter den Kulissen von „Land des Lächelns“ und „Eine blassblaue Frauenschrift“

Außerdem: „Die Kulturwoche“

Wien (OTS) – Die „matinee“ am Sonntag, dem 14. Juli 2019, erinnert mit lange unveröffentlichtem 8mm-Filmmaterial zum 30. Todestag an die Privatperson hinter dem „Pultstar“ Herbert von Karajan (9.05 Uhr). Bis zum 24. August ist die Lehár-Operette „Das Land des Lächelns“ im Zuge der Seefestspiele Mörbisch zu sehen, ORF 2 überträgt am 11. Juli um 21.05 Uhr live-zeitversetzt die Premiere – die Dokumentation „Land des Lächelns – Vom Wiener Prater ins ferne China“ von Walter Vogelweider blickt hinter die Kulissen der Produktion (9.45 Uhr). Bei den Festspielen Reichenau wiederum wird der Roman „Eine blassblaue Frauenschrift“ von Franz Werfel in Szene gesetzt. Seine Spuren in der Semmering-Rax-Region beleuchtet ein Bericht von Karina Fibich (10.10 Uhr). Den von Clarissa Stadler präsentierten ORF-Vormittag beschließt „Die Kulturwoche“ (10.40 Uhr) mit aktuellen Berichten und Tipps.

„Karajan privat“ (9.05 Uhr)

Trotz zahlreicher biografischer Annäherungen ist der private Karajan für lange Zeit nur schemenhaft auszumachen gewesen. Zu sehr haben der zu seinen Lebzeiten erdachte Mythos und die Überlieferungen seiner Witwe Eliette den wahren Menschen zugedeckt. Eine Fülle von lange unveröffentlichtem 8mm-Filmmaterial und ungeschminkte Aussagen aus Karajans engstem Mitarbeiterkreis machen den Privatmenschen hinter dem „Pultstar“ greifbar. Die meisten der in dieser Dokumentation interviewten Personen haben sich davor kaum oder überhaupt nie öffentlich zu Karajan geäußert. U. a. sein Butler, sein Chauffeur und seine Sekretärin geben ein Bild von der persönlichen Tragödie dieses Mannes: Der einfache Privatmensch und der Halbgott am Dirigentenpult wollten in einer Person nicht zusammenfinden. Im Grunde führte Karajan über Jahrzehnte ein Doppelleben. Viele neue Facetten und Charakterzüge kommen im Film ans Licht: Karajan, der ständig einen geladenen Revolver auf dem Nachtkästchen hatte, Karajan, der mit kleinen Porzellanfigürchen spielte, Karajan, der abends gerne Columbo und Western schaute. Welches Essen mochte er? Wie sah sein Tagesablauf aus? Und war er wirklich das einsame Genie, das die anderen in ihm sahen? Gestaltung: Otto Schwarz.

„Land des Lächelns – Vom Wiener Prater ins ferne China“ (9.45 Uhr)

Die Dokumentation veranschaulicht den immensen Aufwand einer Großproduktion wie der Seefestspiele Mörbisch. Das ganze Jahr über plant und organisiert ein eingespieltes und engagiertes Team den Startschuss fernab der Seebühne. Sobald es schön wird, rollen die Lkws in Mörbisch an und der Bühnenbau beginnt. Das ist auch für Peter Edelmann die Zeit, wo er seine Koffer packt und Quartier am Festspielort bezieht. „Dein ist mein ganzes Herz, wo du nicht bist, kann ich nicht sein …“, dieses Lied begleitet den Intendanten von Wien ins Burgenland. Gleichzeitig kommen in Mörbisch die Einzelteile des riesigen Drachen an. Dieser wird heuer das Bühnenbild dominieren. Der Film nimmt die Zuseherinnen und Zuseher mit auf eine aufregende Reise vom Wiener Prater ins ferne China. Vorbei am Ringelspiel und dem „Calafati“ führt Walter Vogelweider das Publikum nach Peking zu einem übermächtigen Drachen. In der Kostümwerkstatt von Christof Cremer glänzen Stoffe in blau-weiß gehaltenem Porzellanmuster. Auf der Bühne tummeln sich Künstlerinnen und Künstler, deren Leben sich zwischen Wien, New York und Korea abspielt. Überrascht wird das Publikum von Gernot Kranner, der für Mörbisch an der Urversion vom „Land des Lächelns“ gearbeitet hat. Er hat „Die gelbe Jacke“ aus dem Archiv geholt und verwendet daraus ein längst verloren gegangenes Lied, das der verschmähte Gustl seiner liebestrunkenen Lisa singt. Kranner hat bei der Seebühnenversion aber auch an Harald Serafin und sein Mörbischer Publikum gedacht. Der ehemalige Intendant der Seefestspiele feiert heuer ein kleines Comeback mit einem Rollendebüt als Obereunuch. Gestaltung: Gabriele Schiller.

„Eine blassblaue Frauenschrift“ – Franz Werfel bei den Festspielen Reichenau (10.10 Uhr)

Die Geschichte einer verratenen Liebe, das Psychogramm eines Opportunisten, ein Dokument über den latenten Antisemitismus: Die Erzählung „Eine blassblaue Frauenschrift“ von Franz Werfel ist ein zeitlos gültiger, berührender Roman. Entstanden im Jahr 1940 in der Emigration in Frankreich, wird er heuer bei den Festspielen Reichenau von Regisseur Julian Pölsler in der Bühnenfassung von Nicolaus Hagg in Szene gesetzt. Der Historiker Christian Rapp und die Schriftstellerin Isabella Feimer erklären in der Dokumentation die gesellschaftlichen und politischen Hintergründe jener Zeit sowie Roman und Person Franz Werfels. Die Bedeutung von „Eine blassblaue Frauenschrift“ in unseren Tagen wiederum beleuchten die Intendanten der Festspiele Reichenau, Peter und Renate Loidolt. Er hat auch das Bühnenbild der Produktion gestaltet, sie ist eine anerkannte Werfel-Expertin. Dazu geben Gespräche mit den Hauptdarstellern Joseph Lorenz, Fanny Stavjanik und Stefanie Dvorak Einblicke in deren Rollenauffassungen: Wie haben sich Frauen und Männer in ihren gesellschaftlich festgelegten Positionen im Wien der 1930er Jahre gefühlt? Schließlich beschreibt Regisseur Julian Pölsler, der mit dieser Inszenierung sein Reichenau-Debüt gibt, was er dem Publikum vermitteln möchte – und wie sich seine Sicht auf den Roman seit 1984 verändert hat. Damals war er nämlich Assistent des unvergessenen Axel Corti bei dessen filmischer Auflösung von „Eine blassblaue Frauenschrift“. Nicht zuletzt begibt sich die Dokumentation auch auf die Spuren, die Franz Werfel in der Semmering-Rax-Region hinterlassen hat: Der Schriftsteller hat in Breitenstein am Semmering viel Zeit mit seiner Lebens-Liebe Alma Mahler verbracht. Gestaltung: Karina Fibich.

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