
„kulturMontag“: Italiens Popmusik-Geschichte, Kulturkampf am Semmering, emanzipatorischer Frauen-Fußball
Danach: Doku „Kunst – Ob du willst oder nicht“
Wien (OTS) – Der von Clarissa Stadler präsentierte „kulturMontag“ am 11. Juli 2022 um 22.30 Uhr in ORF 2 blickt u. a. auf die Geschichte der italienischen Popmusik, die Thema eines neuen Buchs des deutschen Autors Eric Pfeil ist, berichtet weiters über die Konkurrenz der Kulturfestivals am Semmering um die Gunst des Publikums in der Sommerfrische und beleuchtet emanzipatorische Fragen rund um den boomenden Frauen-Fußball. Anschließend steht die neue ORF-Dokumentation „Kunst – Ob du willst oder nicht“ (23.15 Uhr) auf dem Programm.
Details zum „kulturMontag“-Magazin:
Ab in den Süden – Die Geschichte der Ohrwürmer aus Bella Italia
Kaum jemand kann sich der Musik von Bella Italia entziehen, geht sie doch nicht nur ans Herz, sondern vor allem auch ins Ohr. Dass italienische Popsongs mehr als „la dolce vita, amore und gelati“ sind, dokumentiert der deutsche Autor Eric Pfeil in seinem neuen Buch „Azzurro. Mit 100 Songs durch Italien“. Tatsächlich ist Musik die wahrscheinlich wichtigste Handwerkskunst des Landes. Ihr Aufstieg ist nicht zu trennen vom Aufstieg Italiens als Wirtschaftskraft. Als Domenico Modugno 1958 das Lied „Nel blu dipinto di blu“, bei uns besser bekannt als „Volare“, sang, begann eine Zeitenwende: Italien hob kollektiv mit ihm ab und steuerte in den Wirtschaftsboom der 1960er Jahre. Von Adriano Celentano, der mit seinem Dauerbrenner „Azzurro“ Italien wie kaum ein anderer verkörpert, bis Rockröhre Gianna Nannini – der „kulturMontag“ beleuchtet den weltweiten Siegeszug der „Cantautori“.
High Noon am Semmering – Zwei Kulturfestivals im Kampf um die Publikumsgunst
Schon um die Jahrhundertwende übte der Semmering in prächtiger niederösterreichische Naturkulisse vor den Toren Wiens eine magnetische Anziehungskraft auf Kunstschaffende wie u. a. Arthur Schnitzler, Stefan Zweig, Heimito von Doderer, Oskar Kokoschka oder Alma Mahler aus. Noch vieles erinnert an die Hochblüte des Semmering-Gebietes, als der Wiener Adel, das Großbürgertum und die reichen Industriebarone hier ihre Sommer verbrachten. Nach jahrelangem Stillstand erlebt der ehemals mondäne Höhenluftkurort seit einiger Zeit eine Renaissance: Die einst glamourösen Hotels werden mit Kultur wiederbelebt. Tatsächlich herrscht sogar High Noon bei der traditionsreichen Sommerfrische am Semmering, buhlen doch mit dem ins Hotel Panhans umgesiedelten Projekt „Kultur.Sommer.Semmering“ von Pianist und Dirigent Florian Krumpöck und dem neugegründeten „Südbahnhotel Kultur“ unter der künstlerischen Verantwortung von Ingrid Skovhus gleich zwei Festivals mit Staraufgebot um die Gunst der Gäste.
Foul, Flanke, Freistoß – Frauen-Fußball und Feminismus
Der Hype um die gerade erst eröffnete Frauen-Fußball-EM (ORF 1 überträgt alle 31 Spiele live) ist riesig, das zeigen u. a. Publikumszahlen und Ticketverkäufe. Noch vor dem ersten Anpfiff waren rund 500.000 Eintrittskarten für die 31 EM-Spiele verkauft. Im Vergleich: Vor fünf Jahren in den Niederlanden waren es für das gesamte Turnier rund 240 000. Es tut sich also was im Frauen-Fußball – auch in Sachen Bezahlung. Das Preisgeld für die 16 teilnehmenden Teams wurde von der UEFA in diesem Jahr auf 16 Millionen Euro verdoppelt. Mehr noch: In den Verbänden steht die Diskussion über Equal Pay, also die gleiche finanzielle Vergütung von Männer- und Frauennationalteams, auf der Agenda. Doch nach wie vor kämpft der Frauen-Fußball in vielen Staaten um gesellschaftliche Anerkennung. Dass dieser Frauensport mehr sein kann als ein Klon des Business der Männer und selbst von einem durchkommerzialisierten EM-Turnier eine emanzipatorische Kraft ausgehen kann, darüber haben sich Teamchefin Irene Fuhrmann, Kapitänin Viktoria Schnaderbeck sowie der Autor und ausgewiesene Fußballfan Franzobel Gedanken gemacht. Der „kulturMontag“ taucht in die weibliche Welt des Rasensports ein.
Neue Dokumentation „Kunst – Ob du willst oder nicht“ (23.15 Uhr)
Stellen Künstler/innen ihre Arbeiten in den öffentlichen Raum, verlassen sie das geschützte Terrain von Galerien und Museen. Sie setzen sich der Kritik der Öffentlichkeit aus. Dies führt oft zu heftigen Kontroversen und nicht selten zu offener Ablehnung. Auf diese Weise gelingt es allerdings, die Öffentlichkeit mit kritischen Positionen, unkonventionellen Ansichten und bisher unbekannten Gestaltungsmöglichkeiten unmittelbar zu konfrontieren.
Regisseur Martin Vogg besucht in dieser neuen ORF-Koproduktion Künstler/innen wie Iris Andraschek, Peter Sandbichler, Mona Hahn sowie Tobias Urban und Florian Reither von der Künstlergruppe Gelitin und spricht mit ihnen über ihre Projekte im öffentlichen Raum. Er befragt auch die Kuratorinnen bzw. den Kurator Cornelia Offergeld, Michael Zinganel und Katharina Blaas, wie sie mit dem Spannungsfeld zwischen künstlerischem Anspruch und öffentlicher Erwartung umgehen. Kunsthistorikerin Irene Nierhaus blickt zurück in die Geschichte von Kunst am Bau im Roten Wien. Zu Wort kommen aber auch die Nutzer „öffentlicher Kunst“: die Anrainer und Passanten. Sie sind es, die mit dem eigens geschaffenen Kunstwerk längerfristig konfrontiert sind. Dabei geht die Doku der Frage nach, inwieweit Kreative diese Personen, die ja das Publikum der Inszenierung sind, überhaupt in die Gestaltung einbeziehen oder inwieweit sie versuchen, ihr künstlerisches Konzept auch gegen Widerstände durchzusetzen. Gleichzeitig erkundet der Film die kulturpolitischen Gründe, dass Bund, Länder und Gemeinden, aber auch Unternehmen und private Initiativen Kunstwerke für den öffentlichen Raum in Auftrag geben. Geschieht das, weil es Entscheidungsträgern ein echtes Anliegen ist, Menschen mit zeitgenössischer Kunst zu konfrontieren, oder aus Gründen der reinen „Behübschung“? Geht es um Dekoration, die nicht nur aus Trögen mit Blumen bestehen darf, oder rührt es tatsächlich daher, dass Kunstprojekte aus Kulturbudgets gefördert werden?
Wien hat hier eine besonders lange Tradition, die von den Anfängen des „Roten Wien“ in der ersten Republik bis in die Gegenwart reicht. Niederösterreich wiederum setzt in den vergangenen Jahrzehnten eine besonders große Zahl an qualitativ hochwertigen Arbeiten im ländlichen Raum um. Regisseur Martin Vogg spürt der Wechselwirkung zwischen Öffentlichkeit und künstlerischem Schaffensprozess nach. Seine Dokumentation greift auch Aufreger und Skandale rund um die Kunstwerke auf, wie u. a Alfred Hrdlickas Mahnmal gegen Krieg und Faschismus im heutigen Wiener Helmut-Zilk-Park oder in Salzburg Markus Lüpertz’ Mozart-Plastik sowie die Skulptur „Arc de Triomphe“ der Künstlergruppe Gelitin, damals noch Gelatin. Der Film hinterfragt, wie viel Kunst im öffentlichen Raum den Menschen zumutbar ist – ob es ein Zuviel an Arbeiten geben kann oder ob nicht viel mehr Arbeiten für den öffentlichen Raum notwendig wären, um positiv auf das Kunstverständnis in der Bevölkerung einzuwirken.
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